Julia Extra Band 0325
dämmerte es ihr. „Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde ins Wasser gehen, weil wir uns gestritten haben?“ Konfuse Gedanken jagten durch ihren Kopf. „Ich habe einen wunderbaren kleinen Jungen, der im Palast darauf wartet, dass ich zu ihm zurückkomme. Hast du wirklich gedacht, er wäre mir so wenig wert, Cristiano? Oder ich wäre mir so wenig wert?“
Er schaute in ihre grünen Augen und schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe überhaupt nicht gedacht“, murmelte er heiser. „Ich habe aus reinem Instinkt gehandelt.“ Ein Instinkt, der ihn angetrieben hatte, ins Meer zu springen, um sie in die Sicherheit seiner Arme zu ziehen.
„Und dein Instinkt hat dir gesagt, du sollst angezogen ins Wasser hechten?“ Sie wollte sich von ihm losmachen, doch er hielt sie nur noch fester.
„Was hätte ich denn tun sollen?“ Er lachte trocken auf. „Deine Kammerzofe platzt in die Sitzung und sagt mir, dass du nirgendwo zu finden bist und niemand weiß, wo du sein könntest. Du verschwindest einfach, ohne Leibwächter. So etwas hat eine Fürstengattin noch nie getan. Woher sollte ich also wissen, was passiert ist?“
Sie hörte das Beben in seiner Stimme, und zum ersten Mal wurde Melissa klar, wie gedankenlos ihre unsinnige kleine Flucht gewesen war. Sie hatte die Ängste eines mächtigen Mannes bestärkt, der sein Leben lang im Schatten potenzieller Gefahr gelebt hatte. „Es war nie meine Absicht, dich zu beunruhigen“, sagte sie steif. „Es tut mir leid.“
Seine Finger gruben sich in ihre Taille, als er sie noch fester hielt. „Was genau ist also passiert, Melissa? Weshalb bist du einfach gegangen? Um mich zu bestrafen?“
„Dich bestrafen?“, wiederholte sie ungläubig.
Und könnte er es ihr verübeln? Es war Zeit, sich der Wahrheit zu stellen, so schmerzhaft sie auch sein mochte. „Für meine Überheblichkeit“, antwortete er bitter. „Weil ich dich wie einen Besitz behandelt habe statt wie eine Partnerin. Weil ich weder offen mit dir gesprochen noch dir zugehört habe.“
Ihr Puls begann zu rasen. War das die Einleitung, um ihr zu sagen, dass sie beide keine Zukunft hatten? Dass er ihr die Freiheit zurückgab, nach der sie sich so sehnte?
Ein kurzes Aufblitzen oben auf den Felsen zog ihre Aufmerksamkeit an. Was immer Cristiano zu ihr sagen würde, sie würde es mit Haltung aufnehmen. Nur hatte sie nicht vor, das Ende ihrer Ehe vor Publikum auszuwalzen. „Dir ist klar, dass deine Sicherheitsleute uns durchs Fernglas beobachten? Wir stehen mitten im Wasser, du in Hemd und Hose. Vielleicht sollten wir dieses Gespräch besser nicht hier führen.“
Er folgte ihrem Blick und kniff die Augen zusammen. „Du hast recht.“ Ohne Vorwarnung hob er sie auf seine Arme und trug sie zum Strand zurück.
„Cristiano, bitte. Das ist doch verrückt.“
„Allerdings“, knurrte er.
„Ich bin durchaus in der Lage, zu laufen.“
„Vielleicht befürchte ich ja, dass du wieder davonrennst.“
„Oh, mach dich nicht lächerlich!“
„Ich bin also lächerlich? Das glaube ich nicht, cara .“
Sie waren am Strand angelangt, und noch immer trug er sie auf seinen Armen. Melissas Puls raste, in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken, und ihre Haut prickelte, weil sie durch das nasse Hemd seine Wärme spürte.
„Setz mich endlich ab“, verlangte sie atemlos. „Ich verspreche, nicht davonzulaufen. Bitte!“
„Nein.“ Cristiano ging mit ihr zu einem überhängenden Felsen, und erst in dessen Schatten stellte er sie zurück auf den Sand. Mit leicht gespreizten Beinen stand er vor ihr, den Blick aus seinen goldenen Augen unverwandt auf sie gerichtet. „Also erzähle mir, was geschehen ist, Melissa“, wiederholte er. „Ich möchte es wissen.“
Stumm schüttelte sie den Kopf, hatte sie doch plötzlich Bedenken, ihm ihre Zweifel und Ängste ihre Zukunft betreffend, mitzuteilen. Würde ein solches Eingeständnis sie nicht noch verletzlicher machen? Zur Sklavin seiner herrschaftlichen Launen machen, nur weil sie ihn liebte?
„Wieso bist du überhaupt hier?“, fragte sie impulsiv.
Natürlich merkte er, dass sie auswich. Antwortete auf seine Frage mit einer Gegenfrage. Als Herrscher war er daran gewöhnt, seine Fragen sofort beantwortet zu bekommen. Nun, scheinbar aber nicht von seiner Frau. Er studierte ihr Gesicht, sah das Flehen in den grünen Augen … und plötzlich überwältigte ihn ein enormes Schuldgefühl.
Trotzdem zögerte er noch immer. Er wusste, dass er ihr alles sagen musste, aber … wo
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