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Julia Extra Band 0326

Julia Extra Band 0326

Titel: Julia Extra Band 0326 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Walker , Kim Lawrence , Myrna Mackenzie , Susanne James
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lassen.“
    Seine spöttischen Worte verstärkten ihre Nervosität, und ihre Wut wich schierer Verzweiflung.
    „Vielleicht als die Piraten dich gefangen genommen hatten! Aber du bist ihnen doch in der ersten Woche entkommen, wenn ich es richtig verstanden habe. Und danach? Zwei Jahre lang nicht ein einziges Wort oder eine Nachricht. Ich hatte kein Lebenszeichen von dir.“
    „Vielleicht weil ich nicht wusste, wer ich bin.“
    „Was …? Was soll das heißen? Das ergibt keinen Sinn.“
    Noch während Penny sprach, stand Zarek auf. Nachdem er einige Male im Raum auf und ab gegangen war, trat er wieder ans Fenster, um auf das mondbeschienene Meer hinauszublicken. Als sie dann beobachtete, wie er die Hand hob und sich die Schläfe mit der Narbe rieb, krampfte sich ihr Herz vor Mitleid zusammen. Wieder fiel ihr ein, wie knapp er dem Tode entronnen war. Wie lange er gebraucht hatte, um sich von der schweren Schussverletzung zu erholen, vermochte sie nicht einmal annähernd zu sagen.
    „Ich wusste lange Zeit überhaupt nicht, wer ich bin“, erklärte er, ohne sie dabei anzusehen. „Als ich ins Wasser fiel, hatte ich schon das Bewusstsein verloren. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich so übers Meer getrieben bin. Aber ich hatte Glück, denn irgendwann hat mich ein Segler herausgefischt und mich mit nach Malta zu sich nach Hause genommen.“
    „Malta!“, brachte sie hervor.
    War er die ganze Zeit dort gewesen? Während sie sich alle möglichen Horrorszenarien ausgemalt und sich vorgestellt hatte, wie sein lebloser Körper auf den Grund des Meeres sank, hatte er sich auf der wunderschönen Mittelmeerinsel aufgehalten.
    Er war ihr so nah und doch so fern gewesen.
    Und was hatte er in den zwei Jahren gemacht, in denen sie nur von einem Tag zum anderen gelebt und nicht gewusst hatte, ob sie um ihn trauern oder weiter auf ihn warten sollte?
    „Gibt es auf Malta denn kein Telefon? Kein Internet? Kein Briefpapier und keine Post?“
    Daraufhin wirbelte er zu ihr herum. Ihr Magen krampfte sich zusammen, denn sein ironisches Lächeln erinnerte sie schmerzlicherweise an früher, daran, wie Zarek ausgesehen hatte, wenn er sie anlächelte.
    „Ich hätte gar nicht gewusst, bei wem ich mich melden soll. Als der Mann mich aus dem Wasser gefischt hat, war ich noch bewusstlos und hatte keine Papiere dabei. Und als ich irgendwann wieder zu mir kam, war ich auch keine große Hilfe.“
    „Ach, komm schon …“, begann Penny, verstummte allerdings, sobald ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. „Heißt das …? Willst du damit sagen …?“
    „Dass ich Amnesie hatte. Die Kopfwunde, der Schock, die Tatsache, dass ich stundenlang auf dem Wasser getrieben sein musste – all das kann die Ursache dafür gewesen sein oder die Wirkung verstärkt haben, aber ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Ich wusste, dass ich lebe, dass ich ein Mann bin und …“
    Er machte eine resignierte Geste. „Das war’s. Ich konnte also niemandem sagen, wer ich bin oder wer nach mir suchen könnte. Ich hatte keine Ahnung, ob ich verheiratet oder alleinstehend bin. Ob ich Familie habe und wo sie lebt. Ich habe Englisch gesprochen, weil mein Retter Englisch mit mir geredet hat. Allerdings konnte ich auch Französisch, Griechisch und Italienisch. Also, in welchem Land sollte ich nach Hinweisen suchen?“
    „Amnesie …“
    Verwirrt und schockiert zugleich, konnte Penny das Wort nur benommen wiederholen. Nun, da sie es wusste, war es so offensichtlich. Es erklärte viele Dinge, und das erleichterte sie. Endlich wusste sie, was passiert war. Die schreckliche Ungewissheit war fort.
    Doch mit dieser Erkenntnis verflog auch ihre Wut.
    Jene Wut, die ihr geholfen hatte, die langen zwei Jahre zu überstehen. Penny fühlte sich plötzlich, als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Sie dachte an all die schlimmen Worte, die sie Zarek zum Abschied an den Kopf geworfen hatte. Hatte sie damals vielleicht einfach nur überreagiert? Hatte sie sich schlecht behandelt gefühlt, obwohl es gar nicht seine Absicht war?
    Dennoch war er nach Ithaka zurückgekehrt. Jedoch ohne sich erkennen zu geben. Ganz bewusst hatte er sich mit dem langen Haar und dem Bart getarnt und sie beobachtet. Nun fragte Penny sich, wie viele Tage – oder sogar Wochen – er sich schon hier aufhielt.
    „Wann … hast du angefangen, dich zu erinnern?“, erkundigte sie sich stockend.
    „Erst nach und nach. Ich weiß nicht genau, ob ich mich überhaupt an alles erinnere.

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