Julia Extra Band 0326
Ausdruck, von dem sie sich allerdings nicht einschüchtern ließ.
„Ich weiß, dass ich auf deine Zärtlichkeiten reagiert habe. Zwischen uns hat es schon immer gefunkt … na gut, mehr als das.“
„Wenn ich mich recht entsinne, konntest du nie die Hände von mir lassen. Und umgekehrt. Aber ich leugne ja auch nicht, was offensichtlich ist.“
„Ich leugne überhaupt nichts“, beharrte Penny. „Sicher, die erotische Anziehungskraft ist noch immer da – aber das bedeutet nicht automatisch, dass ich ihr erliege.“
Offenbar überraschten ihre Worte ihn, denn Zarek hob unvermittelt den Kopf und blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an.
„Ich bin keine Frau, die sofort mit jedem Mann ins Bett hüpft, egal, wie groß die Versuchung sein mag.“
Das wusste er. Sie erkannte es an dem Ausdruck in seinen Augen, auch wenn Zarek nicht antwortete. Sie hatte ihn als Jungfrau kennengelernt, und er hatte bis zur Hochzeitsnacht gewartet, auch wenn es ihm schwerfiel.
„Ich bin nicht irgendein Mann.“
„Aber ich kenne dich nicht. Du bist wie ein Fremder für mich!“
„Ein Fremder? Ich bin dein Ehemann!“
Sein Tonfall verriet Verzweiflung und Ungläubigkeit angesichts ihrer Worte. Unwillkürlich wich sie einige Schritte zurück, bis sie gegen die Wand stieß. An seiner Miene sah sie, dass er glaubte, sie hätte den Verstand verloren. Und selbst in ihren Ohren klang ihre Behauptung plötzlich wenig überzeugend. Allerdings hatte er durch die Heirat bekommen, was er wollte. Ganz im Gegensatz zu ihr. Daher war sie auch noch nicht bereit, ihm ihr Herz zu öffnen und ihm die Wahrheit zu gestehen – dass er nicht der Ehemann war, der ihr gab, was sie brauchte.
Erst musste sie wissen, wo sie stand.
„Du behauptest also, mein Ehemann zu sein. Das höre ich nicht zum ersten Mal“, fügte sie hinzu.
„Heißt das, du glaubst mir nicht? Was willst du – einen Gentest?“
Sein bissiger Unterton ließ sie zusammenzucken. Und obwohl sie plötzlich das Gefühl hatte, dass sie um ihr Leben kämpfte, brachte sie irgendwie die Kraft auf weiterzusprechen.
„Nein, so einen Test … brauche ich nicht“, erwiderte sie, die Hände in die Taschen geschoben und krampfhaft zu Fäusten geballt.
„Dann verhalte dich endlich so, als würdest du mich kennen. Ich bin dein Ehemann – der Mann, den du geheiratet hast –, und das weißt du verdammt genau. Und falls du noch mehr Beweise dafür brauchst, dann möchte ich dich an etwas erinnern. Ich bin auch der Mann, der dafür gesorgt hat, dass du in den Schnitzereien an unserem Bett verewigt worden bist.“ Mit seiner gebräunten Hand deutete er auf das Kopfende des Bettes, in dem sie gerade gelegen hatten.
„Ja – als Maus!“, rief Penny wütend.
Sie wusste, dass er von dem mit Schnitzereien verzierten Kopfteil sprach, das zu den Hochzeitsgeschenken gehört hatte. Diese Schnitzereien waren Tradition in seiner Familie und stellten symbolisch das Brautpaar, seine Familien und Teile seines Lebens dar. Als man ihnen das Kopfteil bei der Hochzeit übergab, hatte sie darauf fast nur Gegenstände erkannt, die das Meer, Schiffe und Ähnliches darstellten. Zarek hatte ihre Enttäuschung bemerkt und gesagt, er würde etwas hinzufügen lassen. Selbstverständlich hatte sie später damit gerechnet, einige englische Rosen als Symbol für ihre Herkunft oder eine Eiche als Anspielung auf ihren Mädchennamen Wood vorzufinden.
Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis sie die kleine Feldmaus entdeckt hatte, die in einer Ecke versteckt war.
„Hast du das in mir gesehen? Eine Maus? Eine ängstliche, verhuschte Maus?“
„Jetzt tue ich es jedenfalls nicht mehr“, erwiderte Zarek trocken, während er zu einem Stuhl am Fenster ging und sich daraufsetzte. „Dabei fällt mir ein, haben nicht sogar Elefanten Angst vor Mäusen?
Penny war sich nicht sicher, ob es ein Anflug von Humor war, der in den Tiefen seiner dunklen Augen spiegelte. Deshalb wagte sie es nicht, auf seine Anspielung einzugehen.
„Du hast dich verändert, Penny.“
Wenn er nur wüsste, wie sehr, dachte sie.
„Mir ist auch nichts anderes übrig geblieben. Ich musste lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Ich war damals eine frisch gebackene Ehefrau, die bereit war, in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen. Aber es war nicht leicht …“
Sie verstummte kurz und schüttelte den Kopf, während sie mit dem Gürtel des Morgenmantels spielte.
„Was war nicht leicht?“, hakte er nach, als sie nicht die richtigen
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