Julia Extra Band 0326
Worte fand.
„Deine Familie hat mir nicht unbedingt das Gefühl gegeben, herzlich willkommen zu sein. Ich hatte nur dich.“
„Auf mich hast du damals nicht den Eindruck gemacht, dass es so schlimm für dich ist. Zumindest nicht mit meiner Familie.“
„Ach ja?“ Sie ließ den Gürtel los, bevor sie zu Zarek herumwirbelte und wütend die Hände in die Hüften stemmte. „Dann versuch du mal, mit einer Stiefmutter zusammenzuleben, die sich ständig über alles beschwert und in deren Augen du alles falsch machst.“
Erst als er daraufhin unerwartet lächelte, wurde ihr klar, wie sehr er sich bisher beherrscht hatte. Selbst als er sie verführte, hatte er keine Gefühlsregungen gezeigt, fest entschlossen, nichts von sich preiszugeben. Nur der glühende Ausdruck in seinen Augen hatte erahnen lassen, was Zarek empfand. Nun setzte ihr Herz einen Schlag aus, und sie hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch.
„Ich habe es versucht“, erwiderte er ironisch. „Ich habe von dem Moment an, als mein Vater Hermione mit zu uns nach Hause gebracht hat, mit ihrem ständigen Genörgel gelebt. Und nachdem er sie geheiratet hatte und sie und ihre Söhne bei uns eingezogen waren …“ Bei der Erinnerung daran schüttelte er langsam den Kopf und verzog den Mund. „Ich war froh, als ich auf das Internat in England gekommen bin.“
„Wie alt warst du da?“
Penny hörte selbst, wie atemlos sie klang, denn sie verspürte ein Engegefühl in der Brust, weil Zarek sich ihr geöffnet hatte und über seine Vergangenheit sprach. Damals hatte er immer behauptet, was vorher gewesen wäre, würde keine Rolle spielen und nur das Hier und Jetzt wären wichtig.
„Sieben.“
„So jung!“
Mit sieben war sie in die kleine Dorfschule gegangen, die in derselben Straße lag, in der sie wohnte. Deshalb vermochte sie sich nicht vorzustellen, wie es war, wenn man nach dem Ende eines langen Schultages nicht nach Hause gehen konnte.
„Aber Jason und Petros haben dich bestimmt begleitet. Oder?“, erkundigte sich Penny. Doch Zarek schüttelte den Kopf.
„Nein, sie sind hier auf Ithaka geblieben und wurden von einer Privatlehrerin unterrichtet.“
„Oh“, sagte sie erstaunt, was er mit einem ironischen Lächeln quittierte.
„So war es mir lieber. Und hätte ich in den Ferien im Internat bleiben können, hätte ich es getan.“
Obwohl es völlig emotionslos klang, begriff sie allmählich, warum er dagegen gewesen war, dass die Odysseus Reederei in die Hände seiner Stieffamilie fiel.
Und vielleicht erklärte es zumindest teilweise, warum er sich so sehr eine eigene Familie – einen Erben – gewünscht hatte. Trotzdem hatte sie immer noch das Gefühl, dass er sie nur benutzt und in ihr keine Ehefrau, sondern nur die zukünftige Mutter seiner Kinder gesehen hatte. Aus diesem Grund hatte sie irgendwann auch angefangen, die Pille zu nehmen. Als er es erfuhr, war er außer sich vor Wut gewesen. Kurz danach war er mit der Troja ausgelaufen.
„Und dein Vater?“, hakte sie nach, woraufhin er erneut den Kopf schüttelte.
„Er hat Hermione jeden Wunsch erfüllt. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben und hat deswegen alles ihr überlassen.“
„Dann verstehst du sicher, warum ich unbedingt von hier wegwollte. Du tauchst aus heiterem Himmel hier auf und gehst davon aus, dass ich hier geduldig auf deine Rückkehr warte und mir die Zeit vielleicht noch mit irgendwelchen Handarbeiten vertreibe.“
Bei der Erkenntnis, dass sie tatsächlich etwas Ähnliches gemacht hatte, stieg ihr eine leichte Röte ins Gesicht. Penny hatte mit keiner Antwort gerechnet. Und es kam auch keine. Stattdessen saß Zarek regungslos und mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen da.
„Woher willst du wissen, ob ich mich nicht längst von dir habe scheiden lassen, weil ich genug hatte?“
„Aus welchem Grund?“, fragte er scharf.
„Ich habe zwei Jahre nichts von dir gehört! Ist das nicht Grund genug?, parierte sie im selben Tonfall. Sie wollte nicht daran denken, dass er sein Ehegelübde nie ernst gemeint hatte. Dass er nie vorgehabt hatte, sie zu lieben und zu ehren.
Irgendetwas hatte sich verändert. Sie konnte es nicht genau ergründen, sondern wusste nur, dass die Atmosphäre plötzlich anders war. Zarek saß zwar weiterhin schweigend da, doch seine ganze Haltung verriet eine neue Form der Anspannung.
„Ich glaube, ich hatte dir schon klargemacht, dass ich kaum in der Lage war, dich anzurufen oder dir eine Nachricht zukommen zu
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