Julia Extra Band 0326
verschluckt. Sie hatte gehofft, er würde einen anderen Namen nennen, und zwar ihren. Den Namen seiner Frau. Aber nein, sein Schiff war das Erste, was ihm wieder eingefallen war. Penny schwieg empört.
„Du hattest schon immer ein Problem mit Retsina“, bemerkte Zarek amüsiert und deutete auf ihr Glas. „Früher dachte ich sogar, du würdest ihn hassen.“
„Zuerst mochte ich ihn auch nicht“, gestand sie. „Aber irgendwann bin ich auf den Geschmack gekommen.“
„Noch eines der Dinge, die sich während meiner Abwesenheit geändert haben.“
„Hast du etwa erwartet, nur weil du weg bist, bleibt alles gleich?“, warf sie ihm ärgerlich vor. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie wusste auch, warum.
„Natürlich nicht.“
„Natürlich nicht!“, wiederholte sie aufgebracht. „Wir konnten nicht alles beim Alten lassen. Das Leben musste weitergehen. Für alle. Ich meine, sogar …“
„Sogar?“, hakte er nach, als sie verstummte, weil ihr die Kehle wie zugeschnürt war.
Erneut nahm Penny ihr Glas in die Hand, um sich Mut zu machen. Aber plötzlich war sie entschlossen, es endlich auszusprechen. Es war höchste Zeit.
„Sogar für die verdammte Reederei!“
Nun widmete Zarek ihr seine volle Aufmerksamkeit, und sie spürte seinen bohrenden Blick auf sich. Auch seine Miene veränderte sich, und in seinen Augen flackerte Interesse auf.
„Die verdammte Reederei?“, wiederholte er allerdings nur fragend. „Du wolltest sie unbedingt loswerden.“
„Ist das denn so verwunderlich?“
Unvermittelt schob Penny ihren Stuhl zurück und sprang auf, um den Tisch abzuräumen. Als dabei die Teller klirrend aufeinanderschlugen, zuckte sie zusammen, denn es hörte sich so an, als würde sie es absichtlich machen. Ihre Hände zitterten, und sie verfluchte sich dafür, dass man ihr anmerkte, wie aufgewühlt sie war.
„Ich meine, ich bin keine Geschäftsfrau, sondern Sekretärin – und zwar eine mit wenig Berufserfahrung. Trotzdem weiß ich, dass, wenn ein Unternehmen von einem Tag auf den anderen seinen Vorstandsvorsitzenden verliert und es keinen Nachfolger gibt, verunsichert es die Aktionäre. Aus diesem Grund ist der Kurs der Reederei fast ins Bodenlose gefallen. Du hast bestimmt davon gehört. Ich meine, du hast doch selbst gesagt, dass du Erkundigungen einzogen hast, bevor du nach Ithaka zurückgekehrt bist.“
Erwartungsvoll blickte sie Zarek an. Sie war sich sicher, dass er sich vorher eingehend über sein Unternehmen informiert hatte. So war er nun einmal. Er handelte erst, wenn er die Fakten kannte. Doch plötzlich nagten Zweifel an ihr.
„Hast du etwa nichts davon gewusst?“, fragte Penny entsetzt. Sie konnte es kaum glauben.
„Doch, ich wusste es“, bestätigte er unwirsch. Fast ein wenig erleichtert wandte sie sich ab, um das schmutzige Geschirr wegzubringen.
Zarek folgte ihr auf dem Weg in die Küche. Während sie die Teller und das Besteck in den Geschirrspüler räumte, war die angespannte Atmosphäre fast greifbar.
„Dann verstehst du ja, warum es für mich so eine große Belastung war“, fuhr sie fort. „Und die ganze Zeit haben Hermione und deine Stiefbrüder mir im Nacken gesessen und nur an mir herumgenörgelt. Alles, was ich gemacht habe, war falsch. Angeblich müsste ein Mann an der Spitze der Firma stehen. Also habe ich schließlich nachgegeben, denn ich hatte die Nase voll. Ich wollte die Insel verlassen, um nach England zurückzukehren und noch einmal von vorn anzufangen. Ich weiß, du wolltest nie, dass die Reederei ihnen in die Hände fällt, aber was blieb mir anderes übrig? Ich hatte ja kein Kind, um dessen Erbe ich kämpfen musste.“
Zu spät wurde ihr bewusst, was sie da gerade gesagt hatte. Erneut hatte sie sich auf gefährliches Terrain begeben. Und sein anhaltendes Schweigen nahm ihr den Atem und schnürte ihr die Kehle zu.
„Nein, dafür hast du ja gesorgt“, bestätigte er eisig. „Du wusstest, dass ich mir ein Kind wünsche und hast mir den Eindruck vermittelt, dass du auch eins willst.“
Penny schloss den Geschirrspüler, wählte ein Programm und drückte den Startknopf. Krampfhaft versuchte sie, sich auf diese einfache Tätigkeit zu konzentrieren, während sie nach einer Antwort suchte.
„Ich wollte deinen Erben nicht.“
Sie konnte das sagen, solange sie Zarek den Rücken zuwandte und er ihr Gesicht nicht sah. Ansonsten hätte er ihr sicher angemerkt, dass es nicht ganz stimmte. Bei der Vorstellung, ein kleines Baby mit seinem
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