Julia Extra Band 0326
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Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und drehte sie dann zum Bett um. Als Erstes fiel ihr auf, dass er leicht zitterte, ein Beweis dafür, wie wichtig dies für ihn war.
Und diesmal sah sie, was er ihr zeigen wollte.
Ja, es war eine Maus. Aber eine, die aufrecht saß und etwas in den Vorderpfoten hielt. Und sie nagte daran …
„Was ist das?“
„Ein Seil“, erwiderte er leise.
„Ein Seil? Warum ein Seil?“
Von hinten schmiegte Zarek sich an sie und barg die Wange in ihrem Haar. „Kennst du die Fabel von Äsop? Darin fängt ein Löwe eine Maus. Doch er lässt sie frei, anstelle sie zu fressen. Dafür ist ihm die Maus sehr dankbar. Eines Tages wird der Löwe von Jägern mit einem Netz gefangen. Er ist in einer ausweglosen Situation. Doch da kommt die kleine Maus und befreit ihn. Sie hat die dicken Seile einfach durchgenagt.“
„Ja, ich erinnere mich.“
Mehr konnte Penny nicht sagen, so durcheinander war sie.
„Ich bin der Löwe und du die Maus. Du hast mich befreit.“
Du hast mich befreit. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
„Aber du warst nicht gefangen“, wandte sie ein, den Blick immer noch nach vorn gerichtet. Sie wagte es nicht, Zarek anzusehen, aus Angst, alles könnte nur ein Traum sein oder sie hätte ihn falsch verstanden.
„Doch, das war ich. Ich war in einer Welt gefangen, in der ich nicht leben wollte. Einer Welt, in der nur Arbeit, die Reederei und Geld zählten. In der es keine Liebe gab …“ Langsam drehte er sie zu sich herum und gab ihr einen zärtlichen Kuss. „Als ich dir begegnete, wurde alles anders. Du bist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, und ich wusste, dass ich nur dich will.“
„Aber du warst so unnahbar, so …“
„Und du warst so jung.“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ich hatte Angst davor, dich zu verschrecken oder sogar zu vertreiben, wenn ich dir zeige, wie sehr ich dich begehre. Aber ich wollte nicht warten, sondern mit dir schlafen. Dass das Schicksal es anders wollte und uns für zwei Jahre trennen würde, habe ich nicht geahnt.“
Mit glühendem Blick sah Zarek sie an.
„Ich hätte es dir sagen sollen, bevor ich mit der Troja in See gestochen bin, aber wir hatten uns so fürchterlich gestritten. Alles zwischen uns war so kompliziert geworden. Deshalb dachte ich, du würdest mir sowieso nicht glauben.“
„Ja, vielleicht hattest du recht“, flüsterte Penny. Sie wurde ernst, als sie sich erinnerte, wie ihr damals zumute gewesen war. „Mir war überhaupt nicht klar, was ich dir bedeute. Ich fühlte mich einsam und ungeliebt.“
„Penny, du bist für mich nicht nur das Wichtigste im Leben, sondern du bist mein Leben, meine große Liebe. Und deswegen wollte ich damals so schnell wie möglich wieder bei dir sein. Stattdessen …“
„Nein!“ Penny legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen. „Das reicht. Wir müssen das alles hinter uns lassen. Es gehört der Vergangenheit an. Vor uns liegt die Zukunft.“
„Eine Zukunft, in der ich dich so lieben kann, wie du es verdient hast“, sprach Zarek trotzdem weiter.
„Und ich werde dir eine liebevolle Ehefrau sein“, antwortete Penny und strahlte vor Glück. „Ich habe keine Angst mehr, denn ich bin erwachsen geworden. Bei unserer Heirat dachte ich, ich würde dich lieben, aber es war nichts im Vergleich zu dem, was ich jetzt für dich empfinde. Ich möchte deine Frau sein und immer an deiner Seite bleiben.“
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, presste Zarek die Lippen auf ihre, um sie leidenschaftlich und liebevoll zugleich zu küssen. Es war ein Kuss, der aus dem Herzen kam und mit dem Zarek all seine Gefühle offenbarte. Gleichzeitig streichelte er sie so verführerisch, bis sie lustvoll stöhnte.
„Und um das zu beweisen, möchte ich dich lieben“, flüsterte er an ihrem Ohr, während er sie so eng an sich presste, dass sie seine Erregung spürte. „Denn du bist alles für mich. Meine große Liebe, mein Leben. Meine Ehefrau.“
„Und du bist alles für mich, glike mou “, erwiderte Penny glücklich, bevor sie ihn an sich zog und mit ihm zusammen in die Kissen sank. „Doch nun wird es höchste Zeit, dass ich meinen Ehemann richtig willkommen heiße.“
– ENDE –
Kim Lawrence
Im Castello des Glücks
1. KAPITEL
Vorsichtig mühte Susan Ward sich die Rampe zur Küche hinunter, während Ehemann und Tochter bereitstanden, um im Notfall helfen zu können.
Die
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