Julia Extra Band 0326
Eltern und strebten zielgerichtet auf den Kühlschrank zu.
„Glas, Sam“, sagte Susan automatisch und ohne hinzuschauen, während ihr Jüngster bereits die Milchtüte zum Trinken angesetzt und sie nach einem langen Zug wieder absetzte.
„Wir haben verloren, falls das hier überhaupt jemanden interessiert“, brummte er vorwurfsvoll.
Sein älterer und etwas feinfühligerer Bruder stieß ihm einen Ellenbogen in die Rippen und senkte das Kühlpad, das er an seine aufgeplatzte Lippe gepresst hatte. „Sie sind nicht interessiert, Sam. Also, was geht hier ab?“
Maggie sprang förmlich auf die Füße. Es ihren Eltern gestehen zu müssen, war schon schlimm genug gewesen, wobei sich die beiden dankenswerterweise bisher alle Fragen verkniffen hatten, die ihnen unter Garantie auf der Zunge brannten. Aber sich dem Spott und der Häme ihrer Brüder auszuliefern – und dann noch beiden gleichzeitig –, dazu fühlte sie sich momentan absolut nicht in der Lage.
„Nichts“, beantwortete Maggie seine Frage kurz und bündig. „Zeig mal her … das kann mit einem Stich genäht werden“, beurteilte sie mit sachkundigem Blick Bens Verletzung.
Der rollte nur mit den Augen, nahm seinem Bruder die Milchtüte aus der Hand und trank gierig daraus, bevor er seine Schwester kritisch musterte. „Nichts, hmm? Und warum siehst du dann aus wie eine aufgewärmte Leiche?“
„Ich habe gerade zehn Nachtschichten in einer überfüllten Notaufnahme hinter mir“, erinnerte Maggie ihn.
„Was ist daran neu? Du arbeitest doch ständig zu den unmöglichsten Zeiten. Um Krankenschwester zu werden, muss man ohnehin verrückt sein, wenn du mich fragst.“
„Danke, Bruderherz!“ Maggies Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln.
Die perfekte Krankenschwester , hatte Simon sie genannt. Die unwillkommene Erinnerung krampfte ihren Magen zusammen. Obwohl, um bei der Wahrheit zu bleiben, er dabei nur seine Mutter zitierte – die manipulative und besitzergreifende Mrs. Greer. Maggie widerstand der Versuchung, sich die Ohren zuzuhalten, während die quälenden Details jener Unterhaltung langsam in ihre Erinnerung zurückkehrten …
„Natürlich wirst du deine Schwesterntätigkeit aufgeben, sobald wir verheiratet sind. Wenn du willst, kannst du mich während der Wahlkampagne unterstützen oder dich sonst irgendwie sozial engagieren.“
„Ich liebe meine Arbeit“, hatte sie geantwortet und sich gefragt, wie Simon darauf reagieren würde, dass sie nicht die leiseste Absicht hatte, ihren Job aufzugeben.
„Natürlich tust du das, Darling. Mutter sagt immer, du bist die perfekte Krankenschwester , und wenn sie bei uns einzieht …“
An diesem Punkt hatte Maggie ihren aufsteigenden Horror einfach nicht verbergen können. „Deine Mutter will bei uns leben?“
Und Simon gelang es erst recht nicht, seinen Unmut über die Unterbrechung für sich zu behalten. „Selbstverständlich“, lautete seine schmallippige, ultimative Antwort. Bei ihm hörte es sich an, als sei es eine ausgemachte Sache zwischen ihnen. Aber bin ich daran nicht selbst schuld? musste Maggie sich ehrlicherweise fragen. Hatte sie nicht immer viel zu leicht und schnell allem zugestimmt, was Simon für richtig erachtete und beschloss?
„Hast du auch Verletzte von dem Zugunglück behandelt, über das im Fernsehen berichtet wurde, Mags?“
Maggie zwang ihre Gedanken in die Gegenwart zurück und beantwortete Sams Frage mit einem abwesenden Kopfschütteln.
„Das würde nämlich erklären, warum du so fertig aussiehst.“
Ben schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, das hat nichts mit ihrer Arbeit zu tun“, überlegte er in einem Anflug von Hellsichtigkeit. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Bist du etwa schwanger?“
Maggie spürte, wie sie rot wurde, und Susan schaute so schuldbewusst drein, dass der Schluss nahe lag, dass dies auch ihre erste Vermutung gewesen war.
„Ben!“ , ermahnte ihn sein Vater streng.
„Ist schon in Ordnung, Dad, es ist ja kein Geheimnis“, seufzte Maggie und wandte sich ihren Brüdern zu. „Wenn ihr es unbedingt wissen müsst … meine Hochzeit wird nicht stattfinden.“
Sam stieß die Kühlschranktür mit dem Ellenbogen zu und ließ einen leisen Pfiff hören. „Also ist der schleimige Simon endgültig aus dem Rennen!“
„Simon ist nicht …“, setzte Maggie automatisch zum Protest an und verstummte im nächsten Moment. Und ob er das war! Es beschämte sie nur, dass ausgerechnet ihr kleiner Bruder mehr Menschenkenntnis
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