Julia Extra Band 0326
„Spar dir deinen vorwurfsvollen Blick, Dad“, forderte er unerschrocken. „Ich spreche nur aus, was alle denken. Sorry, Maggie, aber das ist die Wahrheit.“
Susan war es, die schließlich die lastende Stille durchbrach, die Bens hartem Statement folgte. „Was du jetzt brauchst, sind Ferien, mein Schatz.“
Maggie lachte. „Du meinst, ich sollte die geplante Hochzeitsreise einfach allein wahrnehmen?“ Wenn sie auf etwas verzichten konnte, dann auf diese Kreuzfahrt ins Mittelmeer, die von Anfang an ein Streitpunkt zwischen ihr und ihrem Bräutigam gewesen war. Simon konnte nämlich nur schwer einsehen, dass es vielleicht doch nicht üblich war, die eigene Mutter mit in die Flitterwochen zu nehmen. Seiner Empörung über Maggies Kleinlichkeit hatte er darin Ausdruck gegeben, dass er ultimativ von ihr forderte, ihre zukünftige Schwiegermutter beim nächsten Mal als Reisebegleitung zu akzeptieren, da sie Kreuzfahrten über alles liebe.
„Um Himmels willen, nein!“, rief Susan aus. „Auf diesen Kreuzfahrtsschiffen tummeln sich bestenfalls Leute mittleren Alters. Wo habe ich die Broschüren hingelegt, die du mir letztens gegeben hast, John? Ich glaube, drüben auf dem Klavier. Holst du sie mir bitte, Ben?“
„Mum, ich kann jetzt keinen Urlaub machen. Es gibt viel zu viel zu erledigen. Ich muss als Erstes …“
„Das werden alles dein Vater und ich für dich übernehmen, Kind.“
John nickte. „Natürlich, und wenn du schlau bist, gibst du gleich nach. Du kennst doch deine Mutter. Sie wird ihren hübschen Kopf durchsetzen, wie gewohnt“, sagte er zufrieden und küsste seine Frau auf den ergrauten Scheitel.
Und er behielt recht. Als das Wochenende vorüber war, konnte Maggie es immer noch kaum fassen, dass sie eine Bustour durch Europa gebucht hatte.
Susan nahm die Wahl ihrer Tochter mit gemischten Gefühlen auf. „Aber Maggie, in diesen vollklimatisierten Bussen wirst du niemand unter vierzig oder fünfzig antreffen“, gab sie zu bedenken.
„Wenn ich auf irgendetwas ganz bestimmt nicht aus bin, dann auf ein romantisches Abenteuer!“
„Und was ist mit Spaß?“
Das war eine Frage, die Maggie sich in den folgenden Wochen mehr als einmal stellte. Vielleicht sollte ich tatsächlich versuchen, etwas mehr Spontaneität zu entwickeln, überlegte sie. Nicht so spontan natürlich, wie es ihre Freundin Millie vorgeschlagen hatte, als sie ihr von der geplatzten Hochzeit erzählte. Spaß zu haben war eine Sache, aber eine vorübergehende Affäre mit einem völlig Fremden auch nur in Erwägung zu ziehen, kam für Maggie nicht infrage.
Auf den Einwand ihrer Freundin, sie hätte einfach noch nicht den richtigen Fremden getroffen, hatte sie nur vehement den Kopf geschüttelt. Aber woher sollte Millie auch wissen, dass sie keine Frau mit ausgeprägten sexuellen Bedürfnissen war?
2. KAPITEL
Rafael kämpfte sich durch den überfüllten Raum, in dem die Mitglieder zwei der ältesten und einflussreichsten Familien Spaniens sich eingefunden hatten, um die Geburt eines Zwillingspärchens zu feiern. Die beiden Jungen waren der sichtbare Beweis einer erfolgreichen Allianz der beiden Dynastien, geschlossen durch die Heirat ihrer Eltern.
Von der Seite näherte sich Rafaels Cousin Alfonso mit gerunzelter Stirn.
„Gibt es ein Problem?“, wollte Rafael wissen.
„Ich habe gerade eben mit dem Manager gesprochen, Rafe …“
Der nickte nur ermutigend, aber sein Cousin schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht für alles bezahlen lassen.“
„Angst, ich wäre nicht solvent genug?“
Sein Cousin lachte. Die Höhe von Rafaels Vermögen war ebenso Thema in den Finanzseiten wie in den Klatschkolumnen der internationalen Presse. Doch selbst die realistischste Schätzung war eine Zahl mit so viel Nullen, dass Alfonso, der selbst nicht gerade arm war, ganz schwindelig wurde.
Wie alle Mitglieder des Castenadas-Clans stand Alfonso für altes Geld , obwohl viele der alten Familien, wie die seiner Frau, nicht mehr die Macht und finanzielle Rückendeckung von früher besaßen. Außer im Fall von Rafael, dem Familienrebell, dessen Reichtum nicht ererbt war.
Als sein Vater bei einem Segelunfall ums Leben kam, hinterließ er seinem Sohn ein riesiges Anwesen und einige tausend Hektar Land. Was davon noch nicht verkauft war, hatte er bis zum Stehkragen mit Hypotheken belastet, und das Landgut war nicht viel mehr als ein Haufen antiker Steine.
Der Besitz bedurfte einer massiven Investitionsspritze, und zwar nicht allein in
Weitere Kostenlose Bücher