Julia Extra Band 0326
Situation noch peinlicher werden konnte!
„Ich heiße Rafael. Rafael-Luis Castenadas“, stellte sich ihr Retter mit einer eleganten Verbeugung vor und wartete gespannt darauf, ihren Namen zu hören. Doch Maggie war viel zu nervös, um den Wink zu verstehen.
„Was für ein hübscher, klangvoller Name“, hörte sie sich sagen und wäre am liebsten vor Scham über ihre alberne Bemerkung im Boden versunken.
Rafael betrachtete sie fasziniert. Nie zuvor hatte er jemanden mit einem derart lebhaften Mienenspiel gesehen. Ob sie wusste, dass man ihr jede noch so kleine Regung an den zarten Zügen ablesen konnte? Insgeheim fragte er sich, wie viele Männer diese Transparenz für ihre Zwecke bereits ausgenutzt hatten.
Entschlossen verbannte er das aufkommende Schuldgefühl zurück in den Hinterkopf und lächelte Maggie aufmunternd zu. Wenigstens hatte er noch eine andere Entschuldigung vorzuweisen, als sie einfach nur ins Bett locken zu wollen.
„Und Sie?“
Maggie schob irritiert die Brauen zusammen. „Ich?“
„Ja, haben Sie auch einen Namen?“
Zu ihrem Entsetzen wurde sie schon wieder rot und versuchte verzweifelt, ihr Hirn in Gang zu setzen. „Maggie. Ich bin Maggie Ward. Eigentlich heiße ich sogar Magdalena, aber keiner nennt mich so. Höchstens Fremde …“
Fast hätte Rafael gelacht angesichts ihrer etwas zu dick aufgetragenen Naivität. „In jeder Beziehung ist man einander am Anfang fremd, Magdalena …“
Lieber Himmel! Sie hatte gar nicht gewusst, dass dieser altmodische Name so klingen konnte. So exotisch und … richtig sexy. Aber das bedeutete nicht, dass sie dadurch eine andere wurde. Sie war immer noch die alte Maggie – viel zu prüde und zu vernünftig, um sich wegen eines Mannes, der eher einem griechischen Gott glich, verrückt zu machen.
Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass ihr begehrlicher Blick seinen durchtrainierten Körper von oben bis unten abtastete und sie sich insgeheim fragte, wie dieser kühne Spanier wohl ohne Kleider aussehen mochte …
„Sogar als Liebespaar …“
Wie vom Blitz getroffen fuhr sie auf. „Liebespaar?“ , echote sie schwach.
„Ja, auch Liebende sind einander anfangs noch fremd, oder nicht?“
Automatisch dachte Maggie an Millies gut gemeinte Tipps, um ihrem Urlaub mehr Würze zu verleihen: Zeig dich zugänglich, Maggie , hatte sie ihr geraten. Wenn sich eure Blicke begegnen und dein Herz wie verrückt schlägt und dein Magen zu flattern anfängt, dann weiche nicht aus. Auch ein Mann braucht Ermutigung …
Maggie holte tief Luft und schaute Rafael fest in die Augen. „Werden wir denn überhaupt einen Platz bekommen, wenn die Paella in dem Restaurant, das Ihnen vorschwebt, so gut ist?“
Einmal ausbrechen! redete sie sich gut zu. Einmal nicht Maggie die Spaßbremse sein, sondern eine ganz normale Frau mit normalen Bedürfnissen. Immerhin ging es hier um ein Dinner und nicht um Sex. Wem würde sie damit schaden?
„Für mich ist immer Platz“, erklärte Rafael in schöner Arroganz und war einmal mehr frappiert von der Ähnlichkeit zwischen Angelina und ihrer Tochter.
Verbotenes Terrain! signalisierte ihm sein Gehirn. Aber wenn sie ihn so anschaute wie gerade eben …
„Kommen Sie.“
Erst jetzt bemerkte Maggie die dunkle Limousine, deren Beifahrertür ihr Rafael höflich aufhielt. Nach einem kurzen Blick ins luxuriöse Innere musterte sie ihren Retter mit offenkundigem Misstrauen. „Ist das Ihr Wagen?“
„Wollen Sie meine Fingerabdrücke nehmen und überprüfen lassen, ob ich kein Autodieb bin?“, fragte Rafael trocken.
Maggie zögerte kurz, dann beugte sie sich vor und griff nach einer zusammengefalteten Zeitung, die auf dem Beifahrersitz lag. Die Headline war in Spanisch, aber das dazugehörige Bild ging in der letzten Woche durch alle internationalen Gazetten.
Ein bekannter Hollywoodstar und sein langjähriger Partner machten ihre Lebensgemeinschaft mit einer zivilen Trauung offiziell. Hand in Hand strahlten sie in die Kamera und erinnerten Maggie daran, welche Theorie ihr Vater verfolgte, als die Verlobung mit Simon in die Brüche ging …
„Ich kann verstehen, dass du nicht darüber reden willst, Liebes, aber einige Männer, ich meine … nur weil Simon Probleme mit seiner sexuellen Orientierung hat …“
Maggies irritierter Blick zwang John Wards dazu, sich noch deutlicher auszudrücken.
„Du darfst dich nur nicht dazu verleiten lassen, dir die Schuld dafür zu geben“, hatte er mit hochrotem Kopf
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