Julia Extra Band 0326
er ihr noch uneingeschränkt recht gegeben, doch inzwischen …
„Eine sehr brutale und verzerrte Version der Wahrheit, mit der du mich nur provozieren willst. Und jetzt halte den Mund und hör mir zu“, forderte Rafael, als er sah, dass sie schon wieder zu einer Antwort ansetzte. „Ich habe immer nur eine Geliebte zurzeit, und keinen Harem, wie du es mir unterstellen willst. Und momentan gehört dir der Platz in meinem Bett, querida .“
„Und darauf soll ich mir womöglich noch etwas einbilden?“
„Hör zu“, stöhnte Rafael entnervt. „Ich könnte mich hinter hohen Mauern verschließen und mich rund um die Uhr von Bodyguards bewachen lassen, nur um zu verhindern, dass irgendein Paparazzo unvorteilhafte Fotos von mir schießt, doch der Preis ist mir zu hoch.“
„Wieso, du hast doch so viel Geld“, erinnerte sie ihn schnippisch.
„Das ist keine Sache des Preises.“
„So etwas kann auch nur jemand sagen, der im Geld schwimmt!“
„Was nützt mir das, wenn ich mich selbst zum Gefangenen mache? Stattdessen begebe ich mich immer mitten ins Blitzlichtgewitter, dann erlahmt das Interesse der Regenbogenpresse am schnellsten. Aber können wir jetzt an den Punkt zurückkehren, wo wir so rüde unterbrochen wurden?“
Sein begehrlicher Blick ließ ihren Puls in die Höhe schnellen. „Ging es nicht um das Vorspiel …?“, fragte sie plötzlich unsicher.
„Nun mal nicht so ungeduldig, querida “, neckte Rafael und legte seine Hände um ihre schmale Taille. „Ich warte immer noch auf dein abschließendes Urteil bezüglich meiner Kunstfertigkeit im Küssen …“
Maggie zwang sich, die schweren Lider zu heben. Rafaels Gesicht war so nah, dass sie die goldenen Spitzen seiner dunklen Wimpern sehen und seinen warmen Atem auf ihrer Wange spüren konnte.
„Ich würde sagen … etwas über dem Durchschnitt.“
Rafael neigte lächelnd den Kopf, ohne den Blickkontakt abzubrechen. „Danke.“
„Immer gern …“ Sein maskuliner Duft machte sie ganz schwindelig.
„Du bist eine wundervolle Frau, Maggie.“ Sanft strich er über ihr Haar und ließ die dunklen, seidigen Strähnen durch seine Finger gleiten. „Eine sehr empfindsame Frau.“
„Meinst du wirklich, was du sagst?“
„Wenn du daran zweifelst, habe ich irgendetwas falsch gemacht“, entgegnete er ruhig.
„Nein, du hast alles richtig gemacht … so vollkommen, dass es wehtut …“ Sie presste eine Hand auf ihren Magen, um ihm zu demonstrieren, wo sie den Schmerz fühlte.
Sehr langsam neigte Rafael den Kopf und küsste ihre bebenden Lippen, dann hob er sie auf seine Arme und trug sie aus dem Zimmer und die Treppe hinauf …
In den nächsten Tagen hielt Maggie sich exakt an das, was sie sich heimlich geschworen hatte.
Sie versuchte aus jeder Sekunde jeden Tages alles an Vergnügen herauszuholen, was nur möglich war – aus dem Klang seines Lachens, dem Gefühl süßer Schwere, wenn er seinen starken Körper über sie schob, das Gewicht seines Armes um ihre Taille, wenn sie aufwachte und die Intimität eines Candle-Light-Dinners bei einer Flasche guten Weins.
Dabei verdrängte sie so gut es ging den Gedanken, dass all das bald ein Ende haben würde. Trotzdem fiel es ihr von Tag zu Tag schwerer, die ablaufende Zeit zu ignorieren. Mittwochnacht wachte sie auf und dachte: … nur noch zwei Tage.
Sie öffnete die Augen, und der beängstigende Gedanke verflüchtigte sich. Rafaels dunkler Kopf ruhte auf dem Kissen neben ihr, seine dichten Wimpern lagen auf den hohen Wangenknochen, auf dem Kinn sprossen schwarze Stoppeln. Im Schlaf wirkten seine harten Züge seltsam verletzlich, und das dunkle zerzauste Haar, das ihm in die Stirn fiel, ließ ihn jünger erscheinen.
Sie hätte ihn immer nur anschauen können.
Im Laufe der Tage ließ Rafael die Barrieren um sich herum sinken und öffnete sich Maggie gegenüber so weit, dass er ihr sogar von seiner Familie erzählte. Wie schwierig sein Verhältnis zum Vater gewesen war, der Maggie wie ein sadistisches Monstrum vorkam. Als sie ihm das sagte, hatte Rafael gelacht und behauptet, seinem alten Herrn nie genügend Aufmerksamkeit gezollt zu haben, um eine derartige Feststellung treffen zu können.
Über seine Mutter zu reden, fiel ihm offenbar sehr viel schwerer. Manchmal lag ein Ausdruck von Erstaunen oder Hilflosigkeit auf seinem Gesicht, und Maggie hatte das unbestimmte Gefühl, so etwas passierte ihm nicht oft.
Dann nahte ihr letzter Abend. Nach einem erfüllenden Liebesakt traten Maggie vor
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