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Julia Extra Band 0326

Julia Extra Band 0326

Titel: Julia Extra Band 0326 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Walker , Kim Lawrence , Myrna Mackenzie , Susanne James
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Glück die Tränen in die Augen. Unwirsch wandte sich Rafael von ihr ab, und sie fühlte sich zu verletzt, um etwas zu sagen. Doch wenig später erklärte er ihr überraschend, warum er so empfindlich reagiert hatte.
    „Ich war zehn, als meine Mutter ging. Sie weinte, und ich habe sie nie wiedergesehen.“
    So wie es aussah, konnte er dieses Bild immer noch nicht loswerden. Er hatte ihr die Geschichte nie komplett erzählt. Ab und zu waren ihm Fragmente entschlüpft, die er später präzisierte und die dann für Maggie wie ein Puzzle zu einem traurigen Gesamtbild wurden, das ihr Herz vor Mitgefühl zusammenkrampfte. Obwohl sie wusste, wie allergisch er gegen Mitleidsbezeugungen aller Art war, schlang sie so fest die Arme um ihn, bis er sie lachend anflehte, ihm nicht die Rippen zu brechen.
    Seltsamerweise schien er seiner Mutter gegenüber keinerlei Bitterkeit zu empfinden, obwohl sie ihren Liebhaber ihrem Sohn vorgezogen hatte. Rafael hatte sogar Verständnis für sie aufgebracht, als sie ihm erklärte, sie müsse gehen, weil ihre Ehe sie umbringe.
    Als er Maggie dann auch noch erzählte, wie sich seine Mutter von einer attraktiven, fröhlichen Frau unter der Ägide ihres jähzornigen und treulosen Ehemannes zum Schatten ihrer selbst verwandelt hatte, musste sie erneut mit den Tränen kämpfen.
    Doch was Rafael am meisten zu belasten schien, waren die unversöhnlichen Worte, die er seiner Mutter nachgerufen hatte, als sie ging. Worte, die er niemals mehr zurücknehmen konnte, weil sie und ihr Liebhaber kurze Zeit später bei einem Zugunglück ums Leben kamen.
    „Sie hat sie dir bestimmt nicht übel genommen“, versuchte sie, ihn zu trösten. „Deine Mutter wusste ganz sicher, wie sehr du sie liebst und dass du es nicht so gemeint hast. Wenn jemand sich vor Schuldgefühl verzehrt haben müsste, dann sie.“
    Maggie war sich nicht sicher, ob ihre tröstenden Worte ihm etwas bedeuteten, doch sie hoffte es inständig.
    Es war sehr spät geworden, bis sie in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung fielen, und da sie Rafael nicht wecken wollte, schlüpfte Maggie am Morgen lautlos aus dem breiten Bett und lief in die Küche hinunter, um sich zu stärken.
    Nachdem sie in Ruhe eine Tasse Kaffee getrunken hatte, schlenderte sie zur antiken Anrichte hinüber und nahm sich eines der frischen, knusprigen Brötchen, die immer unter einer beheizten Haube bereitstanden. Sie bestrich es gerade mit Butter, als Rafaels betagter Diener Ramon, der einen ungewohnt aufgeregten Eindruck machte, hinter ihr auftauchte.
    „Wenn Sie Ihren Boss suchen, der schläft noch“, informierte Maggie ihn lächelnd. Sie zögerte, die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag: Kann ich Ihnen helfen?
    Obwohl sich das Personal ihr gegenüber sehr freundlich und aufmerksam zeigte, als sei ihre Position in diesem Haushalt nicht nur vorübergehender Natur, wusste Maggie sehr wohl, dass dem nicht so war und verhielt sich entsprechend zurückhaltend.
    „Nicht mehr“, informierte Ramon sie zögernd. „Sabina hat es auf sich genommen, ihn zu wecken, als seine Gäste eintrafen.“
    „Er hat Gäste?“ Automatisch zog Maggie den Gürtel ihres Morgenmantels fester.
    Es war das erste Mal seit ihrem Einzug ins Castillo, dass jemand ihre kleine Idylle störte, und eine unwillkommene Erinnerung daran, wie zerbrechlich ihr gestohlenes Glück war.
    „Dann werde ich meinen Kaffee am besten oben trinken“, entschied sie und stellte Kaffeetasse und Brötchenteller auf ein kleines Tablett.
    „Wenn Sie es für richtig halten …“, murmelte Ramon. „Vielleicht wäre es tatsächlich besser, ich dachte nur …“ Er schüttelte den Kopf und verließ die Küche.
    Maggie schaute ihm perplex hinterher, doch der Grund für seinen aufgelösten Zustand erschloss sich ihr in dem Moment, als sie in die große Halle trat und an deren anderem Ende Rafael neben einem Mann und einer Frau stehen sah, die nervös einen Kinderwagen vor- und zurückschob.
    Die erhobenen, verärgerten Stimmen der beiden Männer machten Maggie schnell klar, dass sie mitten in eine private Diskussion hineingeraten war. Unsicher, ob sie sich lautlos zurückziehen oder möglichst unauffällig nach oben in Rafaels Schlafzimmer flüchten sollte, blieb sie zunächst einfach stehen.
    Als hätte sie ein Geräusch gehört, wandte die Frau den Kopf und schaute zu Maggie hinüber, der schlagartig jeder Tropfen Blut aus dem Gesicht wich. Während sie in wachsendem Horror langsam den Kopf schüttelte, entglitt

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