Julia Extra Band 0327
Schultern und lächelte hämisch. „Das überlasse ich dir. Ich bin mir allerdings sicher, dass eine Frau wie Augustine die Karte ohnehin nicht lesen wird. Ihr geht es nur um das Geschenk. Also mach dir keine Sorgen über den Text, schreib einfach etwas Unpersönliches.“
Seine kaltherzigen Worte erschütterten Lucy. Und ganz offensichtlich verriet ihr Gesichtsausdruck das auch. Denn Aristoteles lehnte sich in seinem Chefsessel zurück und musterte sie amüsiert.
„Gefallen dir meine Methoden nicht?“
Erneute Hitze wallte in Lucy auf. Sie nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Ähm … nein, nein, ich …“ Sie bemerkte einen Schatten auf Aristoteles’ Gesicht. Was redete sie da nur für ein dummes Zeug? Sie durfte auf keinen Fall ihren Job riskieren. Zu viel hing mittlerweile davon ab.
Lucy machte eine beschwichtigende Geste. „Ich meine natürlich“, verbesserte sie sich, „dass das kein Problem für mich ist. Ich werde mich darum kümmern. Und Ihre Methoden sind Ihre Methoden. Das geht mich überhaupt nichts an.“
Aristoteles richtete sich in seinem Sessel auf und hob skeptisch eine Augenbraue. Lucy wünschte, sie könnte im Erdboden verschwinden. Oder wenigstens wieder im Vorraum an ihrem Schreibtisch sitzen und ihre Ruhe haben. Aber nicht jetzt und hier mit Aristoteles diskutieren, wie man sich am besten von jemandem trennt.
„Das klingt ja eher so, als wärst du damit nicht einverstanden?“
Lucy schüttelte energisch den Kopf. „Nein, tut mir leid. Das wollte ich damit nicht sagen. Ich werde die Sache gleich angehen.“ Und hastig fügte sie hinzu: „Ich zeige ihnen dann den Text, bevor ich die Karte abschicke, ja?“
Nachdenklich betrachtete Aristoteles ihr Gesicht. „Nein, das ist nicht nötig.“ Dann endlich entließ er Lucy mit einem knappen „Gut, das war’s dann erst mal.“
Lucy murmelte etwas, das sie selbst nicht verstand, und zog die Tür hinter sich zu. Sie fühlte sich so … durcheinander. Die Situation eben war ihr zutiefst peinlich gewesen. Außerdem war sie aber auch wütend und verärgert über ihren Chef. Und irgendwie auch enttäuscht. Aber warum nur? Sie hatte von Männern nie etwas anderes erwartet.
Lucy nahm endlich wieder hinter ihrem eigenen Schreibtisch Platz und versuchte, ihr wild hämmerndes Herz zu beruhigen. So nah , wie in den letzten fünf Minuten war sie ihrem Chef noch nie gekommen – abgesehen von der Begebenheit im Aufzug. Aber hätte sie sich unbedingt auf eine Diskussion mit ihm einlassen müssen? Vielleicht wäre es besser gewesen, einfach nur zu nicken und sich an die Arbeit zu machen. Lucy ärgerte sich über ihr ausdrucksstarkes Gesicht. Wie oft hatte es schon ihre wahren Gefühle verraten und sie damit in Teufels Küche gebracht? Kein Wunder, dass Lucy mit Aristoteles’ Vorgehensweise in Bezug auf seine Ex-Geliebte nicht einverstanden war. Sie selbst hatte schon am eigenen Leib erlebt, was es bedeutete, von einem Mann abhängig zu sein. Auch wenn es sich dabei um ihren eigenen Vater gehandelt hatte.
Lucy starrte einen Moment auf den dunklen Bildschirm vor sich, in dem sich ihr Gesicht widerspiegelte. Zugegeben, Augustine Archer war ein völlig anderes Kaliber als ihre Mutter. Sie hatte die Geschenke ihres Ex sicher nicht nötig. Ganz im Gegensatz dazu waren Lucy und ihre Mutter von den Almosen ihres Vaters abhängig gewesen. Zum Glück hatte sie privat einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Niemals wieder würde Lucy Proctor sich in die Abhängigkeit eines Mannes begeben, so viel stand fest.
Sie musste allerdings noch lernen, ein rein berufliches Verhältnis zu Aristoteles aufzubauen. Hitzige Gefühle, egal welcher Art, standen ihrem Arbeitsverhältnis nur im Weg. Sein Verhalten und was sie persönlich von ihm hielt, durfte dabei keine Rolle spielen.
Aristoteles stöhnte rau auf. Sein Körper war immer noch von einer merkwürdigen Hitze erfüllt. Vor seinem geistigen Auge sah er das Bild von Lucy, wie sie sein Büro verließ. Ihr wohlgeformtes Hinterteil in dem engen Rock, ihr schwingender Gang, ihr abruptes Stehenbleiben an der Tür, weil er sie noch einmal angesprochen hatte.
Schwungvoll lehnte er sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er ärgerte sich über den Ausgang des Gesprächs mit Augustine. Für einen Moment fragte er sich, ob es nicht das Beste wäre, sich bei ihr zu entschuldigen und sie zurückzugewinnen. Doch seine zusammengeballten Fäuste verrieten ihm, dass er dazu
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