Julia Extra Band 0327
über seine breiten Schultern wandern, seinen Rücken hinab zu seinen schmalen Hüften und weiter über seinen festen Po und seine langen Beine …
Der Kaffee war fertig. Lucy knotete endlich den abgerissenen Träger ihres Abendkleides wieder fest. Unvorstellbar, sich jetzt schnell umzuziehen, wo sie doch wusste, dass Aristoteles im Nebenzimmer auf sie wartete. So würde es auch gehen. Aristoteles war ja ohnehin schon so gut wie weg.
Als sie Kaffee, Tassen, Zucker und Milch auf ein Tablett gestellt hatte und wieder zurück im Wohnzimmer angekommen war, stellte sie fest, dass Aristoteles es sich mittlerweile gemütlich gemacht hatte. Er saß auf ihrer weinroten Samtcouch und hatte zwei oder drei Lampen angemacht, die ein warmes Licht verbreiteten. In seinen Händen hielt er ein Bild, das er aufmerksam studierte. Lucy betete, dass er die Frau darauf nicht erkennen möge. Sie ging auf ihn zu und hielt ihm eine Tasse vor die Nase. Aristoteles nahm sie dankbar entgegen und war gezwungen, das Bild zur Seite zu legen.
Dennoch war die Sache damit nicht erledigt. „Wer ist denn das auf dem Foto? Du und deine Mutter?“
Lucy betrachtete das Foto. Es war eines ihres Lieblingsbilder, und sie hatte es immer in Reichweite liegen. Es war in Paris aufgenommen worden, als sie mit etwa zwölf Jahren mit ihrer Mutter dort gewesen war. Beide waren in dicke Wintersachen gepackt, trugen bunte Mützen und Schals und lachten übers ganze Gesicht. Schon damals war klar erkennbar gewesen, dass Lucy nicht nach ihrer Mutter kam. Obwohl noch fast ein Kind, war sie größer und kräftiger gewesen als ihre zierliche Mama, eine rotblonde Schönheit.
Lucy stellte das Bild wieder auf seinen Platz. „Ja“, entgegnete sie knapp, um ihm nicht die Möglichkeit zu geben, weitere Fragen zu stellen.
Aristoteles betrachtete seine Assistentin, die scheu und unsicher wie ein junges Fohlen vor ihm stand. Obwohl sie mittlerweile ihren Träger zusammengeknotet hatte, umklammerte sie das Kleid immer noch an der Stelle, wo es gerissen war. Ihre zarte, helle Haut blitzte verführerisch an der Schulter hervor. Er hatte schon vorhin am Wagen der Versuchung kaum widerstehen können, Lucy dort zu berühren …
„Gut, dann rufe ich jetzt ein Taxi“, unterbrach sie seine Gedanken. „Es wird aber sicher ein Weilchen dauern, bis es um diese Uhrzeit herkommt.“
Aristoteles beobachtete Lucy, wie sie mit eleganten Bewegungen zum Telefon ging, den Hörer abhob und eine Nummer wählte. Wieder einmal hatte sie ihm den Rücken zugewandt, und er konnte ihre weibliche Silhouette genießen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie es bemerkte.
Während des Abends hatte Lucy auch mehrfach bewiesen, dass sie nicht nur über körperliche Reize verfügte. Sie war eine angenehme, interessierte Gesprächspartnerin gewesen, hatte ihn mit ihrem feinen Humor zum Lachen gebracht und sich schließlich auch noch mit einem entfernten Geschäftspartner in fließendem Französisch unterhalten. Wirklich irritiert war Aristoteles auch von der Tatsache gewesen, dass Lucy die Blicke so vieler anderer Männer auf sich zog. Sicher, sie war attraktiv, aber sie schien auch darüber hinaus eine enorme Anziehungskraft auf das andere Geschlecht auszuüben – die ihr selbst überhaupt nicht bewusst zu sein schien. Aristoteles hatte fast so etwas wie Eifersucht empfunden, was ihm einfach nur jämmerlich vorgekommen war.
Jetzt überkam ihn plötzlich wieder ein wildes Verlangen nach ihrem Körper. Bereits unten im Wagen, als Lucy beim Aussteigen kurz ihre Beine gespreizt hatte, um zunächst den einen Fuß auf die Straße zu stellen, war ihm siedendheiß geworden. Das Pochen in seinen Lenden hatte sich seither immer weiter verstärkt, und abermals tauchten erotische Bilder vor seinem geistigen Auge auf. Aristoteles richtete sich auf der Couch auf und atmete energisch durch. Wann hörte das nur endlich auf?
Lucy hatte mittlerweile das Telefongespräch beendet. Erleichterung machte sich in ihr breit. Noch zehn Minuten mit ihrem Chef plaudern, dann würde das Taxi kommen. Erschöpft ließ sie sich in einen der Sessel fallen.
Aristoteles stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch und warf ihr einen intensiven Blick zu. „In Athen werden wir beide eine Menge Zeit miteinander verbringen“, begann er. „Ich dachte, das hier könnte eine gute Gelegenheit sein, dass wir uns ein bisschen besser kennenlernen.“
Lucy durchfuhr es heiß und kalt. Was meinte er damit? Fast schon ein wenig enttäuscht,
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