Julia Extra Band 0327
hinausgeeilt. Direkt vor ihr erstreckte sich das Meer, blau und silbrig schimmernd bis zum Horizont. Kleine Schaumkrönchen tanzten auf dem Wasser. Lucy konnte nicht glauben, wie ruhig und einsam es hier war. Und wie wunderschön.
Das Häuschen, in dem sie sich befand, war ein typisch griechisches Fischerhaus, weiß getüncht und gut gepflegt. Es schmiegte sich an die rauen Felsen direkt an der Küste an. Lucy runzelte die Stirn. Sie hatte einmal eine Übersicht über Aristoteles’ Besitztümer in aller Welt gesehen. Unter anderem hatte sie dort Fotos von seiner Villa auf Santorin bestaunt – an ein kleines, romantisches Fischerhäuschen auf Paros konnte sie sich allerdings nicht erinnern.
In diesem Moment trat Aristoteles durch die niedrige Holztür, über und über beladen mit verlockenden Köstlichkeiten vom Markt und mit einem bunten Wiesenblumenstrauß. Lächelnd kam er auf sie zu und begrüßte sie mit einem innigen Kuss. Dann begann er Brot, Käse, Früchte auf dem Tisch auszubreiten und verschwand wieder nach unten, in die Küche, wo Lucy ihn hantieren hörte. Kurz darauf kam er auch schon mit einer Kaffeekanne in der Hand zurück.
„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, wollte Aristoteles grinsend wissen, als Lucy auffiel, dass sie tatsächlich noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt hatte.
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur … so unglaublich schön hier!“ Sie seufzte. „Aber ich habe das Haus gar nicht auf der Liste deiner Besitztümer gesehen …?“
Zu ihrer größten Überraschung verdunkelte sich daraufhin Aristoteles’ Gesicht. Er blickte starr hinaus aufs glitzernde Meer. Bevor er beschlossen hatte, Lucy hierher zu bringen, hatte er sich selbst eingeredet, dass sie eine der wenigen Frauen war, denen auch gerade der schlichte Charme dieses Fischerhäuschens gefallen würde. Doch scheinbar hatte er sich geirrt. Über das Gefühl von Enttäuschung, das daraufhin in ihm aufstieg, ärgerte sich Aristoteles aber fast noch mehr.
„Ach“, entgegnete er mit schneidender Stimme, „dir wäre also die Villa auf Santorin lieber gewesen?“
„Nein!“ Lucy verstand nicht, wie er darauf kam. Sie liebte die Ruhe und Abgeschiedenheit hier und wäre um nichts in der Welt lieber in seiner protzigen Villa mit störendem Personal auf Santorin gewesen. „Ich wusste nur nicht, dass du auch dieses hübsche Häuschen besitzt.“
Aristoteles sah sie misstrauisch an. „Du weißt nichts davon, weil ich es aus allen Listen herausgehalten habe. Es war das Geburtshaus meiner Mutter, und es bedeutet mir sehr viel.“
„Oh.“ Lucy verstand, warum Aristoteles so barsch reagiert hatte. Versöhnlich schüttelte sie mit dem Kopf und lächelte. „Du hast mich einfach missverstanden: Ich finde es hier ganz wundervoll, und ich freue mich wirklich, dass du mich mit genommen hast.“
Es folgte ein langer Strandtag, mit allem, was dazugehört: schwimmen und sonnenbaden, Picknick mit Champagner im Schatten und sich der Leidenschaft hingeben in einer einsamen Bucht …
Jetzt, am Abend, musste Ari wieder an Lucys Worte vom Morgen denken. Er schlenderte immer noch Hand in Hand mit ihr am Strand entlang und fragte sich, ob sie das kleine Fischerhaus wirklich genauso gerne mochte wie er. Aus unerklärlichen Gründen war ihm das sehr wichtig. Kurz darauf lehnte er sich in seinem Stuhl auf der Terrasse der kleinen Taverne zurück und betrachtete fasziniert Lucys entspanntes Gesicht.
„Was ist? Habe ich etwas auf der Nase?“ Verwirrt wischte sich Lucy mit dem Handrücken darüber.
Aristoteles lächelte. „Nur jede Menge Sommersprossen.“
„Ich habe keltische Vorfahren.“ Lucy schnitt eine Grimasse.
Daraufhin wurde Aristoteles’ Lächeln noch breiter. „Du siehst süß aus.“
Lucy spielte die Beleidigte: „Wir können eben nicht alle von Kopf bis Fuß so knackig braun werden wie du.“ Sie bemühte sich, ihren Blick von seinem Körper abzuwenden, doch es gelang ihr nicht. Sein enges, weißes T-Shirt betonte nicht nur seine Bräune, sondern auch die breiten Schultern und den muskulösen Brustkorb. Seine Jeans saßen so tief, dass Lucy beim Anblick der dunklen Härchen, die oberhalb des Hosenbundes herausschauten, eine Gänsehaut bekam.
„He, hör auf, mich mit deinen Augen zu verschlingen!“
Lucy errötete. Grinsend ergriff Aristoteles ihre Hand. „Es ist wirklich niedlich, dass du immer gleich rot wirst – dabei bist du doch diejenige mit der aufreizenden Unterwäsche …“
Lucy sah ihn
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