Julia Extra Band 0327
entscheidest du dich nicht einfach für den Wagen und machst es uns beiden dadurch etwas leichter?“
„Tolle Wahl“, entgegnete Isabelle. Aber sie war tatsächlich erschöpft. Allein der Gedanke an die muffige U-Bahn mit der dicht gedrängten Menschenmenge, das Warten auf den Bus und auch noch den Fußweg danach war schon deprimierend.
„Wenn du in meinem Wagen mitkommst, haben wir dort die Heizung. Wir werden im Regen nicht nass, und ich muss nicht den ganzen fürchterlichen Weg wieder zurück“, zählte Luca auf. „Aber das liegt ganz bei dir.“
Obwohl er darauf bestand, sie zu begleiten, hatte Isabelle dennoch ein schlechtes Gewissen dabei, ihm auch noch den langen Rückweg zuzumuten. Schließlich hatte Luca einen genauso langen Tag hinter sich wie sie selbst. Eine Fahrt mit seinem Wagen klang wirklich sehr verlockend.
„Wie du willst“, erklärte sie widerstrebend. Doch sofort kam sie sich unhöflich, undankbar und gemein vor. Aber sie wollte ihn nicht ermutigen. Auch wenn sie eine wunderbare Nacht zusammen verbracht hatten, sollte er nicht das Gefühl bekommen, dass mehr daraus werden könnte.
Außerdem war Isabelle noch immer böse auf ihn. Sie war nämlich nicht ganz davon überzeugt, dass sein plötzliches Auftauchen in ihrem Krankenhaus wirklich reiner Zufall war. Und leider war sie noch immer sehr empfänglich für seinen umwerfenden Charme. Das machte ihr Angst.
Sie ließ sich von ihm zu seinem Wagen führen. Es war nicht der italienische Sportwagen aus Florenz, sondern eine solide kleine Limousine. Isabelle sank in den weichen Ledersitz, lehnte den Kopf zurück und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen.
„Aufwachen, Schlafmütze.“ Luca weckte Isabelle nur ungern, da sie offensichtlich sehr erschöpft war. „Ich brauche eine Wegbeschreibung.“
„Oh.“ Sie rappelte sich hoch und schaute sich um. „Wir sind fast da. Nach dem Pub dort links abbiegen.“
„Hier?“
„Ja, dann geradeaus, noch mal links, und stopp. Hier ist es.“
Luca parkte vor einem hübschen kleinen Reihenhaus in einer mit Bäumen gesäumten Seitenstraße. Anscheinend war dies eine durchaus respektable Gegend.
„Kommst du jetzt noch auf einen Kaffee mit rein?“, fragte Isabelle. Besonders einladend wirkte die Frage allerdings nicht.
„Bin ich denn willkommen?“, erwiderte er.
Sie seufzte. „Du hast mich schließlich nach Hause gebracht. So unhöflich bin ich nun auch wieder nicht. Außerdem wolltest du doch reden.“ Sie fasste nach dem Türgriff.
Luca zögerte. „Wann arbeitest du wieder?“
„Morgen um halb acht“, antwortete sie.
„Dann kann ich jetzt nicht mit reinkommen. Dazu ist es viel zu spät. Wir sprechen morgen miteinander. Du musst jetzt ins Bett.“ Bei dem letzten Wort stieg unwillkürlich heftiges Verlangen in ihm auf, sodass er das Lenkrad umklammerte. „Steig aus, Isabelle. Wir sehen uns morgen.“
Doch anstatt die Tür zu öffnen, sah sie ihn an. „Ach, das ist doch albern, wenn du schon mal da bist. Außerdem kann ich nach diesem Nickerchen wahrscheinlich sowieso nicht gleich einschlafen.“
Sie stieg aus, und nach kurzem Zögern folgte Luca ihr zur Haustür und in einen schmalen Eingangsflur.
„Ich mache uns Kaffee“, sagte Isabelle und wollte zur Küche gehen.
„Ginge auch Tee?“ Luca kam ihr nach. „Ich hatte heute schon so viel Kaffee, dass ich vermutlich gar nicht mehr schlafen kann. Und könnte ich vielleicht noch einen Toast kriegen? Ich habe einen Riesenhunger.“
„Klar. Geh doch schon mal ins Wohnzimmer vor.“
Er nahm die Gelegenheit wahr, ein wenig über sie und ihr Zuhause zu erfahren. Es war ein kleines Haus, ordentlich und voller persönlicher Dinge, machte jedoch einen etwas verwohnten Eindruck. Eine typische möblierte Wohnung. Aber zumindest hatte Isabelle sich bemüht, sie gemütlich zu gestalten. Dennoch war das Haus viel zu weit von ihrer Arbeitsstelle entfernt.
Luca konnte seine Gereiztheit kaum verbergen. Am liebsten hätte er Isabelle mit in sein eigenes Haus genommen, das ganz in der Nähe des Krankenhauses lag. Wenigstens bis die Modernisierung ihrer Abteilung abgeschlossen war. Vielleicht würde es ihm in dieser Zeit sogar gelingen, ihr zu beweisen, dass er kein schlechter Kerl war. Und dass das, was bei ihrer ersten Begegnung zwischen ihnen passiert war, diese heftigen Gefühle, die sie mitgerissen hatten, dass dies von einer höheren Macht bestimmt gewesen war.
Und vielleicht, ganz vielleicht gab es für sie beide ja auch eine
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