Julia Extra Band 0327
sein Konkurrent Alexandros Novros sollte sie nicht sehen. Er hatte den griechischen Rivalen zu seiner Dinnerparty eingeladen, weil er das Immobiliengeschäft in Paris endlich abschließen wollte. Dabei konnte er den Mann nicht leiden. Verglichen mit dem skrupellosen Womanizer Novros war er selbst ein Heiliger. Deshalb hatte er Louisa gebeten, sich wieder umzuziehen, bevor er eintraf. So atemberaubend schön und glamourös hatte er sie noch nie zuvor gesehen. Bei ihrem hinreißenden Anblick war ihm sofort bewusst geworden, dass sie in diesem Aufzug die Aufmerksamkeit der falschen Männer auf sich ziehen würde.
„Ach, übrigens“, begann der Grieche kühl, als sie durch die Eingangshalle gingen. „Ich habe Ihnen noch gar nicht zum Geburtstag gratuliert.“
„Danke.“ Rafael fühlte sich mit seinen nunmehr siebenunddreißig Jahren nicht mehr so jung und unbezwingbar. Auch die Geschichte mit seinem Vater hatte Spuren auf seiner Seele hinterlassen. Rafael wollte nur noch fort aus Istanbul.
Er hatte viele Freunde rund um den Erdball. Sie waren amüsant und geistreich. Die Frauen schön und willig. Trotzdem konnte er gut ohne sie alle auskommen. Sie waren ihm herzlich gleichgültig. Das traf besonders auf die Gäste seiner Geburtstagsparty zu. Am liebsten hätte er sie alle hinauskomplimentiert, um allein zu sein. Allein mit … ihr.
„Ihre schöne Villa hier gefällt mir“, bemerkte Alexandros Novros, als er Rafael zum Arbeitszimmer folgte. „Sie sagten, Ihre Haushälterin hätte die Renovierungsarbeiten beaufsichtigt?“, erkundigte er sich. „Diese süße Kleine in dem sexy schwarzen Kleid?“
„Ja“, knurrte Rafael mürrisch und knipste das Licht im Arbeitszimmer an, bevor er die Tür hinter sich zuzog und einen Stapel Dokumente vom Schreibtisch nahm. „Ihre Anwälte haben heute Morgen die überarbeiteten Seiten geschickt. Sie brauchen nur noch zu unterschreiben.“
„Hat sie einen Freund?“
„Wer?“
„Ihre Haushälterin.“
„Das geht Sie einen feuchten Kehricht an!“
Novros lächelte amüsiert, nahm in einem Sessel Platz und blätterte flüchtig die Verträge durch.
Rafael setzte sich an den Schreibtisch und ließ den Griechen keine Sekunde lang aus den Augen. Ich hätte sein Angebot ablehnen sollen, einen Kurzurlaub auf seiner Privatinsel zu machen, dachte Rafael mürrisch. Irgendwie hatte er jetzt nämlich das Gefühl, in seiner Schuld zu stehen. Und das konnte er überhaupt nicht gebrauchen. Er wollte die im prestigeträchtigen Geschäftsviertel La Défense gelegene Immobilie ohne weitere Verzögerung erwerben und den Mann möglichst umgehend loswerden, bevor er weitere Fragen nach Louisa stellen konnte.
„Scheint alles in Ordnung zu sein.“ Novros sah auf und lächelte lässig. „Überlassen Sie mir Ihre Haushälterin als Zugabe, dann unterschreibe ich.“
Vor Wut hätte Rafael fast den Füllfederhalter in seiner Hand zerquetscht. „Vorsicht“, stieß er mit gefährlich leiser Stimme warnend hervor. „Erwähnen Sie sie nie wieder! Und wagen Sie ja nicht, sie auch nur anzusehen!“
Novros zog nur eine Augenbraue hoch. „Ach, so ist das“, sagte er und widmete sich wieder der Lektüre des Vertrages. Schließlich warf er ihn auf den Tisch. „Tut mir leid, aber ich muss mir das noch einmal überlegen.“
Rafael musterte ihn wütend. Er musste das Geschäft umgehend unter Dach und Fach bringen, sonst konnte er den Zeitplan für den Umbau nicht einhalten. Und das würde ihn Millionen kosten. Natürlich wusste Novros das nur zu genau. Rafael wollte in Paris einen neuen Sitz seines multinationalen Konzerns aufbauen und hatte sich mit Novros bereits auf den Kaufpreis geeinigt. Am liebsten hätte er dem Mann einen gezielten Faustschlag verpasst.
Stattdessen lächelte er.
„Ich bin bereit, noch etwas draufzulegen“, erklärte Rafael. „Unterschreiben Sie den Vertrag, und als Zugabe bekommen Sie dieses Anwesen hier.“ Er machte eine ausholende Geste.
Alexandros Novros musterte ihn erstaunt.
Dann unterschrieb er wortlos den Vertrag und grinste breit. „Das wäre nicht nötig gewesen. Ich hätte Ihnen die Immobilie in Paris auch zu einem niedrigeren Preis überlassen.“
Rafael ließ sich nicht provozieren. Schweigend griff er nach dem Vertrag und legte ihn in den Safe. „Und ich hätte dieses Haus für einen einzigen Euro verkauft.“
Sein Gegenüber schnaubte ungläubig. „Dann haben wir ja beide ein gutes Geschäft gemacht“, konstatierte er trocken und schaute
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