Julia Extra Band 0327
interessiert um sich. „Wie lange brauchen Sie für den Auszug aus meinem Haus?“
„Ein Woche.“
„Abgemacht.“ Novros erhob sich und ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte. „Bei Ihrer kleinen Haushälterin handelt es sich wohl um Ihre Geliebte, die Sie auf meine Insel begleitet hat, oder?“
Unmerklich zuckte Rafael zusammen. Es ärgerte ihn, dass dieser Mann sein Geheimnis erraten und dass er Louisa überhaupt bemerkt hatte. „Erstaunt Sie das?“
„Nein, nicht nachdem ich sie kennengelernt habe.“ Novros zögerte, bevor er hinzufügte: „Aber Sie sollten auf der Hut sein.“
„Wie meinen Sie das?“
„Die Kleine ist keine Unbekannte.“
Rafael war fassungslos. Novros wusste etwas über Louisa? Sehr seltsam. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.“
„Ach, Sie wissen nichts davon? Also, Ihre Miss Grey hat mal für einen Freund von mir in Miami gearbeitet. Sie hat ihm schöne Augen gemacht, ihn aber nicht rangelassen. Also hat er sich mit ihr verlobt. Als er begann, das Interesse an ihr zu verlieren, hat sie ihre jüngere Schwester eingeladen. Die hat ihn sofort verführt. Inzwischen war mein Freund so ausgehungert nach Sex, dass er nicht einmal an Verhütung gedacht hat. Natürlich hat er sie geschwängert, wie die Schwestern es geplant hatten. Der Mann fühlte sich verpflichtet, die Schwangere zu heiraten.“ Der Grieche lächelte bewundernd. „Das war wirklich ein ziemlich cleverer Plan.“
Ein eiskalter Schauer lief Rafael über den Rücken.
„Ich erzähle Ihnen das nur von Junggeselle zu Junggeselle. Sie verstehen schon.“
Rafael wurde es abwechselnd heiß und kalt.
War das etwa Louisas Geheimnis? Hatten sie und ihre Schwester es wirklich darauf angelegt, sich von reichen Männern schwängern zu lassen, um sie so zur Heirat zu zwingen?
Siedendheiß fiel ihm das Telefongespräch mit der Ehefrau von Louisas vorherigem Arbeitgeber ein. Natürlich hatte die Louisa in den höchsten Tönen gelobt. Schließlich handelte es sich ja um ihre Schwester!
„Fallen Sie bloß nicht auf ihren Trick herein!“ Novros lächelte schadenfroh und blickte sich noch einmal im Arbeitszimmer um. „Aber ich muss sagen, Geschmack hat sie. Das Anwesen befindet sich in einem exzellenten Zustand. Die Kleine ist wirklich clever und dazu noch eine Schönheit. Sie können sie gern zu mir schicken, wenn Sie ihrer überdrüssig geworden sind.“
Mit diesen Worten verschwand Novros und ließ einen sehr nachdenklichen Rafael zurück.
Louisa hatte ihm versichert, die Pille zu nehmen, und er hatte ihr blind vertraut. Louisa Grey würde ihn niemals belügen, da war er sich völlig sicher gewesen. Ausgerechnet er hatte einer Frau vertraut.
Aber entsprachen die Schilderungen des griechischen Unternehmers der Wahrheit? War Louisa wirklich darauf aus gewesen, von ihm schwanger zu werden?
Gelegenheiten hatte es zur Genüge gegeben. Auch auf der Insel hatte er nicht verhütet. Wahrscheinlich erwartete sie bereits ein Kind von ihm.
Müde legte er die Hände auf die Schreibtischplatte und drückte sich hoch, dann atmete er tief durch, kniff kurz die Augen zu und ballte die Hände zu Fäusten. Dann ging er hinaus in den Garten.
Dort traf er auf Dominique, die schmollend im Mondschein auf ihn wartete.
„Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich, Darling“, sagte sie leicht vorwurfsvoll.
Wahrscheinlich hielt sie das für sexy.
Lächelnd wollte sie sich an ihn schmiegen, doch er stieß sie kühl von sich.
„Fahr nach Hause, Dominique“, stieß er leise hervor. „Die Party ist vorbei.“
Er ließ die fassungslose Französin einfach stehen und machte sich auf den Weg zur Terrasse, wo er den Ursprung seines Verlangens, seiner Qual und seiner Wut entdeckte: Louisa.
5. KAPITEL
An den Bäumen hingen bunte Lampions, sie bewegten sich in der leichten Abendbrise und beleuchteten den Garten. Geschäftig sammelte Louisa auf der Terrasse das Geschirr ein.
Nach dem Dessert hatten die meisten Gäste sich schnell verabschiedet. Dominique Lepetit hielt sich allerdings noch im Garten auf, wie Louisa unschwer an dem glockenhellen Lachen der Französin erkennen konnte.
Lauschend hob Louisa den Kopf. Jetzt hörte sie auch Rafaels tiefe Stimme und wieder dieses durchdringende Lachen. Tränen der Wut und Enttäuschung schimmerten in Louisas Augen. Sie wandte sich ab und begann energisch, eine Steintischplatte abzuwischen, bevor sie weiteres Geschirr und eine silberne Kaffeekanne aufs Tablett stellte. Vom
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