Julia Extra Band 0328
Keller mit einer Flasche Champagner und zwei langstieligen Gläsern neben ihnen auf. Er wollte schon einschenken, doch Antonio gab ihm ein Zeichen und übernahm das lieber selbst. Dann hob er Victoria lächelnd das Glas entgegen. „Auf einen erfolgreichen Abend.“
Einige der Organisatoren kamen an ihren Tisch und sprachen mit Antonio. Er nickte zustimmend und erhob sich schließlich. „Es ist so weit“, sagte er an Victoria gewandt. „Jetzt muss ich meinen Part zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. Es wird aber nicht lange dauern.“
„Okay …“ Sie erwiderte sein Lächeln und lehnte sich über die geschwungene Balkonbrüstung, um ihm nachzuschauen, wie er gelassen die Treppe hinunter und quer durch den Saal zum Rednerpult schritt. Als er am Mikrophon stand, schwieg das Orchester, und jeder im Saal wandte sich ihm zu. Und zwar unter wohlwollendem Applaus und lauten Zurufen.
Viktoria verstand kein Wort von dem, was er sagte, doch die wachsende Erregung beim Klang seiner dunklen, sexy Stimme konnte sie kaum verhehlen. Sie versuchte, es zu ignorieren, doch sie es gelang ihr nicht, egal wie sehr sie sich bemühte.
Plötzlich fiel ihr eine attraktive Frau ins Auge, die sich wie selbstverständlich zu Antonio auf die Bühne gesellte. Sie hatte langes, blondes Haar, und das knappe, hautenge Cocktailkleid brachte ihre atemberaubende Figur perfekt zur Geltung, ließ der Fantasie des Betrachters allerdings nur wenig Raum.
Aber wahrscheinlich hatte nicht einmal eine derart faszinierende Person wie diese die Chance, Antonio Cavellis Herz ernsthaft zu berühren oder gar zu gewinnen, dachte Victoria trübe und nicht ganz frei von Neid. Er hielt eben nichts von festen Bindungen, daran ließ er nie einen Zweifel.
Allein deshalb musste sie sich zusammenreißen, um nicht in eine Situation zu geraten, die ihr nur ein gebrochenes Herz einbringen würde …
Die Rede war zu Ende, die Zuhörer brachen in Hochrufe und frenetische Beifallsstürme aus, während die Blondine Antonio für Victorias Geschmack viel zu lange und intensiv auf beide Wangen küsste. Dann verließen sie zusammen das Rednerpult, und Victoria fühlte ihr Herz einen kleinen Sprung machen, als sie sah, dass Antonio ihren Blick suchte und, ohne die Frau an seiner Seite weiter zu beachten, direkt auf sie zusteuerte.
Trotzdem war es ein langer und mühsamer Prozess, weil er von allen Seiten aufgehalten wurde. Jeder wollte mit ihm reden, ihm zu seiner Rede gratulieren oder ihm wenigstens kurz auf die Schulter klopfen. Doch dann war er endlich da … in ihrer Loge und an ihrem Tisch!
Antonio setzte sich, reichte über den Tisch nach Victorias Hand und zog sie kurz an seine Lippen. „Ich glaube, das wird ein sehr erfolgreicher Abend für die Stiftung“, erklärte er strahlend.
Errötend entzog sie ihm ihre Finger, griff nach ihrem Glas und hob es zum Toast. „Herzlichen Glückwunsch, allem Anschein nach hast du eine fantastische Rede gehalten. Wann bekomme ich eine ganz private Übersetzung?“
Ihre Blicke trafen sich und versanken ineinander. „Das ist endlich mal ein Angebot, das mir gefällt“, murmelte Antonio gedehnt und mit herausforderndem Zwinkern.
„So habe ich es nicht gemeint“, versuchte sie verlegen ihre Worte zu erklären, „und das weißt du auch genau!“
„Schade.“
Sie räusperte sich. „Wofür ist das Geld, das auf dieser Wohltätigkeitsveranstaltung zusammenkommt, überhaupt gedacht?“, schnitt sie ein anderes, weniger verfängliches Thema an.
Sofort wurde Antonio ernst. „Für unheilbar kranke Kinder. Ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Ich hatte eine jüngere Schwester, Maria, die an Leukämie starb, als sie gerade mal sechs war.“
„Das tut mir leid“, murmelte Victoria betroffen.
Auf Antonios Gesicht schlich sich ein Lächeln. „Das ist über vierundzwanzig Jahre her, seitdem hat es in der Behandlung dieser furchtbaren Krankheit große Fortschritte gegeben, gerade bei Kindern. Wäre Maria später zur Welt gekommen, hätte auch sie gerettet werden können, davon bin ich überzeugt.“
„Das muss damals eine schreckliche Zeit für deine Familie gewesen sein.“
„Besonders für meine Mutter“, pflichtete er ihr bei, dann verdüsterten sich seine Züge. „Nicht so sehr für meinen Vater, denn der fand schnell Trost in den Armen anderer Frauen.“
„Trauer äußert sich bei jedem Menschen anders …“, versuchte Victoria die harten Worte etwas zu mildern.
Antonio warf ihr einen scharfen Blick zu.
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