Julia Extra Band 0330
komplett renoviert worden, und die Geräte sahen aus, als seien sie noch nie benutzt worden. Von der Küche führte eine große Terrassentür in einen wunderschönen Garten.
Entzückt blickte Ellie sich in ihrem zukünftigen Reich um. In einem Regal stand eine ganze Reihe von neuen Kochbüchern. Oh, dieses da hatte sie erst letzte Woche in der Buchhandlung bewundert. Kurz entschlossen nahm sie das Buch aus dem Regal. Um das Haus zu erkunden, blieb ihr noch genügend Zeit. Ihr neuer Arbeitgeber würde erst in einer Woche von seiner Auslandsreise zurückkommen.
Jetzt musste sie sich erst einmal ausruhen. Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, und sie hatte sich eine Tasse Tee verdient. Ohne Schwierigkeiten fand sie den Wasserkocher, Tassen, Teebeutel und sogar ein Paket Schokoladenkekse. Während das Wasser zum Kochen kam, ging sie in der Küche umher. Was stand denn da in dem Wandschrank?
Ein kleiner Flachbildfernseher, den man in alle Richtungen drehen konnte. Sie drückte auf den Knopf, und sofort erschien das Bild – eine Quizsendung. Später würde sie probieren, wie man den Kanal wechselte, jetzt war es erst einmal nett, etwas Gesellschaft in dem leeren Haus zu haben.
Sie goss sich Tee ein und setzte sich an den Tisch, das Kochbuch aufgeschlagen vor sich. Die Kekse tunkte sie in den Tee, hier war ja niemand, der sie beobachtete.
Also, was würde sie ihrem Boss am ersten Abend kochen, wenn er von der Reise zurückkam? Es musste etwas Besonderes sein, was ihn dazu brachte, sie fest einzustellen, wenn die drei Monate Probezeit vorüber waren.
Ellie hatte den Verdacht, dass sie die Stelle nie bekommen hätte, wenn ihr neuer Arbeitgeber nicht zum einen Charlies Cousin gewesen wäre und zum anderen verzweifelt eine Haushälterin gesucht hätte, die sofort anfangen konnte. Offenbar war der Mann ein bekannter Musikmanager. Der Name war ihr irgendwie bekannt vorgekommen, aber mit solchen Dingen gab sie sich in letzter Zeit kaum noch ab.
Ihre älteste Freundin Ginny war sehr beeindruckt gewesen, als sie ihr von ihrem neuen Job erzählte. Sie hörte nicht auf zu betonen, wie glücklich Ellie sich schätzen konnte.
Aufmerksam lesend vertiefte Ellie sich in das Kochbuch. Schmeckten Tintenfischnudeln wirklich so umwerfend, wie die Fernsehköche behaupteten? Oder kochten sie die schwarzen Nudeln nur, weil sie im Kochbuch so interessant aussahen?
Das Kochen würde ihr Spaß machen, sie hatte es schon immer geliebt, und in der letzten Zeit hatte es ihr geholfen, sich von ihrem Kummer abzulenken. Außerdem war es die einzige Fähigkeit, die den Unfall völlig unbeschadet überstanden hatte. Vielleicht war die Kunst, Gewürze und Zutaten zu kombinieren, in einem anderen Teil des Gehirns angesiedelt, der nicht durcheinandergeschüttelt und zerschnitten worden war.
Da war es plötzlich wieder, dieses Gefühl der Leere, als hätte sich die ganze Welt von ihr zurückgezogen. Mechanisch griff sie nach dem Medaillon an ihrem Hals, während sie das Buch weiter durchblätterte.
Im Hintergrund lief leise der Fernseher, und Ellie blickte von Zeit zu Zeit auf den Bildschirm. Die Quizsendung war vorüber, und gerade begann eine neue Sendung. Es sah aus wie ein Filmfestival, da die Leute alle über einen roten Teppich in den Saal gingen. Eine eifrige Reporterin im tief ausgeschnittenen Kleid klammerte sich am Mikrofon fest und schien in der kühlen Märzluft zu frösteln.
Jetzt wurde ein Bild eingeblendet, und Ellie ging näher heran, um besser zu sehen. „Mark Wilder“ stand darunter.
„Das ist ja mein Boss“, rief sie und stellte den Ton lauter. Jetzt war ihr klar, wieso Ginny so aufgeregt gewesen war. Der Mann sah ja wahnsinnig gut aus mit seinen gewellten dunklen Haaren und dem verwegenen Lächeln. Nicht, dass solche Dinge für eine Beziehung wichtig wären. Was das anbelangte, interessierte Ellie sich eher für das Innenleben eines Mannes.
Wie alt mochte dieser Mark Wilder sein? Vielleicht so alt wie sie selbst, Anfang dreißig? Vielleicht war er auch älter und sah nur jünger aus, das war ja bei solchen Leuten häufig der Fall. Aber wer steckte wirklich in diesem gestärkten weißen Hemd und dem Designeranzug? Und würde sie mit diesem Mann auskommen? Als Charlie ihr die Stelle angeboten hatte, war sie viel zu aufgeregt gewesen, dass ihr Vorhaben Wirklichkeit wurde, um sich näher mit ihrem zukünftigen Arbeitgeber zu beschäftigen. Es war der Ausweg gewesen, der sie gelockt hatte, weniger die reale
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