Julia Extra Band 0330
Melodie vorgehen. Ihr Kleid war aus Silberlamé, mit tiefem Rückenausschnitt, und auch vorne ging der Ausschnitt fast bis zum Bauchnabel. Mark versuchte sein Möglichstes, diesen Anblick zu bewundern, doch sein Puls blieb erstaunlich ruhig. Heute war einfach nicht sein Tag, vielleicht lag es auch am Jetlag.
Ein Platzanweiser führte sie zu einem Tisch vor der Bühne, an dem bereits Kat mit ihrem Freund saß, angeblich ein bekannter Schlagzeuger. Mark rückte den Stuhl für Melodie zurecht und stellte alle einander vor. Dann wandte er sich an Kat: „Bist du aufgeregt?“
Sie nickte nur kurz. „Tut mir leid, dass ich dich aus dem Bett geholt habe.“ Sie drehte nervös eine Haarsträhne. „Das mit dem Zeitunterschied ist so verwirrend, und ich war ein bisschen durcheinander.“
Mark hatte Kat „entdeckt“, als sie in der U-Bahn-Unterführung gitarrespielend sang, und sie unter Vertrag genommen. Eigentlich war er nicht ihr persönlicher Manager. Neuerdings überließ er das seinen jüngeren Kompagnons. Er war einfach schon zu lange in diesem Geschäft und war es müde, in Tourneebussen durch die Gegend zu kutschieren und nächtelang Studioaufnahmen zu machen. Kat hatte er seiner Kollegin Sasha überlassen, doch die beiden Frauen waren nicht miteinander klargekommen, und so hatte er selbst die Sache in die Hand nehmen müssen.
Kat war erst siebzehn und ziemlich überwältigt davon, plötzlich im Rampenlicht zu stehen. Sie brauchte eine verlässliche Stütze, und die versuchte er ihr zu geben.
Er lächelte Kat an und beantwortete dann augenzwinkernd ihre indirekte Frage. „Ach, das macht doch nichts, wer braucht schon Schlaf?“
„Ich bin so froh, dass du deine Pläne wegen mir geändert hast und hergeflogen bist. Ich bin so aufgeregt. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich Angst davor habe, zu gewinnen oder nicht zu gewinnen. Das ist alles so verrückt. Da brauche ich dringend deine Unterstützung.“
Der etwas verlottert aussehende Musiker neben ihr nahm einen großen Schluck aus seinem Champagnerglas und stieß einen Rülpser aus. Mark versuchte, sich hinter dem riesigen Blumenarrangement auf dem Tisch zu verstecken, um den Mann nicht ansehen zu müssen. Tolle Unterstützung, der Typ.
Als Kat nach dem Champagnerglas vor ihr greifen wollte, schoss Marks Arm reflexartig nach vorne.
„Hey!“, rief sie erschrocken.
Er nahm ihr das Glas aus der Hand. „Nein, nicht für dich, kleine Lady. Du bist noch nicht volljährig.“
Kat hob trotzig das Kinn. „Reg dich ab, Mark! Du hast mir nicht zu sagen, was ich tun soll. Du bist nur für meine Karriere verantwortlich, nicht für mein Privatleben.“
Okay, genau genommen hatte sie recht, aber er fand es nicht in Ordnung, einfach zuzusehen, ohne was zu sagen.
„Du hast recht, ich kann dir nichts vorschreiben, aber ich kann dir einen Rat geben. Mein Job ist es, deine Interessen zu vertreten. Dafür bekomme ich schließlich meine fünfzehn Prozent.“ Er stellte das Glas außer Reichweite hinter die ausladende Tischdekoration. „Du willst ja schließlich keinen Schwips haben, wenn du nachher den Preis entgegennimmst, oder?“
Das wirkte. Kates Miene entspannte sich. „Wasser ist für meine Stimme sowieso besser“, sagte sie, beugte sich zu ihrem Musikerfreund hinüber und küsste ihn auf die Wange.
Mark winkte einem Kellner und lächelte hinter der Dekoration still in sich hinein.
Vor sechs Monaten hatte noch niemand etwas von Kat De Souza gehört. Trotz ihres jungen Alters hatte sie eine wunderbar reife, gefühlvolle Stimme. Und nicht nur das. Sie schrieb auch noch erstaunlich gute Liebeslieder und begleitete sich selbst auf der Gitarre. Ihre erste Single war prompt ein Hit geworden. Natürlich hatten seine langjährige Erfahrung und seine vielen Kontakte dabei geholfen. Doch Kat war unglaublich talentiert. Jetzt musste er nur aufpassen, dass die gnadenlose Musikindustrie sie nicht kaputt machte, bevor sie wirklich das herausgeholt hatte, was in ihr steckte.
Er beobachtete Kat, wie sie nervös an den Nägeln kaute. Vom Talent her war sie eine reife Frau, doch ansonsten noch ein verängstigtes Schulmädchen. Er war froh, dass er seine Pläne umgeworfen hatte und hergekommen war.
Plötzlich überfiel ihn eine unbeschreibliche Müdigkeit, und er unterdrückte ein Gähnen. Es würde eine lange Nacht werden.
Nachdem Ellie sich aus der Speisekammer mit etwas Herzhaftem versorgt hatte, beschloss sie, einen kleinen Rundgang durch Larkford Place zu machen. Morgen
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