Julia Extra Band 0330
würde sie ihre Notizzettel auspacken und jede Tür markieren, die für sie wichtig war.
Bevor ihr Boss zurückkam, müsste sie die Dinger natürlich wieder abnehmen. Möglicherweise störten sie seinen Sinn für Ästhetik. Als sie nach ihrem Unfall in das Cottage zurückgezogen war, hatte sie es genauso gemacht. Obwohl sie sich vollkommen lächerlich dabei vorgekommen war, denn immerhin hatte sie zehn Jahre lang in diesem Haus gelebt.
Irgendwann konnte sie es sich dann merken, und so würde es in Larkford Place auch werden. Sie brauchte nur ein wenig Zeit und Ruhe, dann würde sie sich schon zurechtfinden. Im Stillen dankte sie Charlie dafür, dass sie eine Woche allein hier verbringen konnte.
Während sie im Haus herumwanderte, stellte sie erfreut fest, dass es innen genauso hübsch aussah wie draußen. Alles war sehr gediegen. Zum Glück gab es keine modernen Designermöbel aus Metall und Glas, nur Holz und gemütliche Sofaecken vor dem Kamin.
Unwillkürlich musste Ellie laut gähnen. Die große Müdigkeit gehörte ebenfalls zu ihrem neuen Zustand, denn sie musste sich immer sehr auf alles konzentrieren, was normale Menschen automatisch taten. Und nach dem anstrengenden Tag heute war es kein Wunder, dass sie bettreif war. Zuerst musste sie aber das Apartment über der alten Scheune finden, das für die Haushälterin vorgesehen war.
Sie ging auf den Hof und holte einen Teil des Gepäcks aus dem Auto, bevor sie über eine Treppe zu ihrer neuen Wohnung gelangte. Als sie die Tür aufmachte, schlug ihr der modrige Geruch von feuchten Teppichen entgegen, und von der Decke tropfte unablässig Wasser. Hier konnte sie auf keinen Fall schlafen.
Also schleppte sie ihre Reisetaschen wieder die Treppe hinunter und ins Haupthaus hinüber, hoch in den ersten Stock, wo die Gästezimmer lagen. Dann suchte sie nach ein paar großen Töpfen, ging damit hinüber zur alten Scheune und stellte die Töpfe unter die tropfende Decke. Morgen würde sie gleich einen Installateur anrufen.
Mittlerweile konnte sie vor Müdigkeit kaum noch die Augen aufhalten. In ihrem Zimmer packte sie gerade das Nötigste für die Nacht aus und fiel danach völlig erschöpft ins Bett.
Doch als sie in der Dunkelheit im Bett lag, lauschte sie auf jedes Geräusch in dem alten Haus und fand keinen Schlaf. In ihrem Kopf schwirrten die Gedanken umher, und Zweifel kamen ihr, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war.
Was, wenn Charlies unausgesprochene Befürchtung sich bewahrheitete, und sie die Arbeit nicht schaffte? Aber sie brauchte diesen Job dringend, aus vielerlei Gründen.
Sie drehte sich auf die Seite und zog seufzend die Bettdecke um sich.
Womöglich würde sie nie wieder werden wie früher, aber dieser Job gab ihr die Chance, sich und anderen zu beweisen, dass sie zu etwas nütze war. Und hier war sie vor den prüfenden und mitleidigen Blicken ihrer Umgebung sicher. Sie würde einfach nur die beste Haushälterin werden müssen, die Mr Mark Wilder je gehabt hatte.
Mark behielt recht. Die Preisverleihung zog sich endlos hin.
Zudem langweilte Melodie ihn gewaltig. Hinter der hübschen Fassade steckte nichts, was ihn interessierte. Er hatte versucht, sie in ein Gespräch über die Musikbranche zu verwickeln, aber selbst davon verstand sie nichts, obwohl sie doch eine Karriere als Popstar anstrebte.
Die Show war gut gemacht, aber er hatte das alles schon zu oft gesehen. Der einzige Lichtblick an diesem Abend war, dass Kat tatsächlich den Preis als beste Nachwuchskünstlerin verliehen bekam. Mit zitternden Händen hatte sie die Trophäe entgegengenommen und sich mit einfachen Worten bedankt. Danach hatte sie alleine auf der Bühne gesessen, mit ihrer Gitarre im Arm, und es war mucksmäuschenstill im Saal geworden, als sie mit ihrer rauen Stimme ihren neuen Hit sang.
Nur mit Mühe konnte Mark seine Augen offen halten, und er bereute es, dass er auf leeren Magen zwei Gläser Champagner getrunken hatte. Eigentlich wollte er nur noch nach Hause und tagelang schlafen.
Allmählich ging die Show zu Ende, und Kat beugte sich zu ihm: „Kommst du noch mit auf die Party?“
Melodie sah ihn hoffnungsvoll von der Seite an, aber Mark schüttelte den Kopf. „Ich bin schrecklich müde, ich muss ins Bett.“
Melodies Blick wurde noch hoffnungsvoller.
Nein, Süße, ich glaube kaum …
Er gab Melodie einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß, ich bin ein Langweiler. Warum gehst du nicht einfach mit den anderen zusammen auf die Party?“
Melodie überlegte
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