Julia Extra Band 0330
einen Moment, dann sagte sie mit ihrer Kleinmädchenstimme: „Okay.“
Durch den Hintereingang schlich Mark sich aus dem Saal, froh, auf diese Weise den Reportern zu entkommen. Draußen öffnete er den obersten Hemdknopf und sog tief die kühle Nachtluft ein, bevor er in eine Nebenstraße ging und sich ein Taxi rief.
3. KAPITEL
Von wegen tagelang schlafen. Irgendjemand machte da draußen einen Höllenlärm. Was es doch für rücksichtslose Leute gab.
Mark setzte sich im Bett auf, unwirsch, dass er so unsanft aus seinem angenehmen Tiefschlaf gerissen worden war.
Nach der Preisverleihung hatte er das dringende Bedürfnis gehabt, London zu verlassen. Statt also in seine Wohnung an der Themse zu fahren, bat er den Taxifahrer, ihn direkt nach Sussex zu bringen.
Wieder kam ein Geräusch vom Flur her. Diesmal ganz leise, aber da draußen war definitiv jemand, er hatte doch nicht geträumt. Außer ihm sollte sich aber eigentlich niemand im Haus aufhalten.
Er sprang aus dem Bett und blickte sich in seinem Zimmer nach einem Gegenstand um, mit dem er den Eindringling in die Flucht schlagen konnte, doch es war stockdunkel, und er wollte kein Licht machen. Ein Tennisschläger wäre jetzt das Richtige …
Doch er bekam keine Gelegenheit, weiter über dieses Problem nachzudenken, denn plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Mark konnte nicht erkennen, wer oder was da hereinkam, jedenfalls wurde er eine Sekunde später angerempelt.
Ohne zu überlegen, packte er die Person mit festem Griff. Er würde sich doch nicht von irgendeinem Rotzbengel aus dem Dorf sein Silber oder seine Musikanlage klauen lassen.
Nach einem kurzen Kampf gelang es ihm, den Kerl zu Boden zu werfen. Und jetzt? Wie sollte er an sein Telefon kommen, um die Polizei anzurufen?
„Au!“
Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn. Das Mistvieh hatte ihn in die Schulter gebissen. Vor Schreck musste er den Kerl losgelassen haben, denn der stand auf und wollte weglaufen, aber Mark bekam ihn gerade noch am Knöchel zu fassen.
Jetzt wollte er erst einmal wissen, mit wem er es zu tun hatte. Er knipste das Licht an, und plötzlich wurde alles noch verwirrender. Vielleicht war es doch ein Traum.
Vor ihm stand kein Halbstarker aus dem Dorf. Die hatten keine weichen blonden Locken und auch keine großen grünen Augen. Außerdem trug die Person einen … Pyjama! Irgendwie fand er das prickelnd, obwohl es gar keinen Grund dafür gab, denn der Pyjama war aus grobem Baumwollstoff, und man konnte die dahinter verborgenen Kurven nur erahnen. Es gab zwar Frauen, die besonders heiß auf ihn waren, aber das hier war absolut lächerlich.
Dann begann die Frau, irgendetwas Unverständliches zu brabbeln. Alles, was er verstand, war sein Name.
„Wer ich bin, weiß ich, aber wer zum Teufel sind Sie?“, fragte er.
Die Frau wurde rot und rang nach Luft. Er konnte sehen, wie sich ihre Brust unter dem Baumwollstoff hob und senkte. Dann sagte sie: „Ich bin Ellie Bond – Ihre neue Haushälterin.“
Sein Gesicht entspannte sich, und ganz langsam dämmerte es ihm. Aber er hatte keine Ahnung, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Die Frau stand zitternd vor ihm und sah ihn mit ihren großen Augen an.
„Besser, Sie gehen jetzt erst mal in Ihr Zimmer und schlafen weiter“, schlug er taktvoll vor.
Sie hätte sich gleich denken können, was los war, als sie über den Schuh gestolpert war. Ihr eigener konnte es nicht sein, sie ließ nie ihre Schuhe herumliegen. Davon abgesehen, dass sie die meiste Zeit barfuß ging.
Ellie streckte sich. Sie fühlte sich wie zerschlagen, aber wenn sie einmal richtig wach war, schlief sie nicht mehr ein. Zumindest nicht früh am Morgen, denn sie war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen.
Sie gab es auf, die Augen zuzupressen, rollte sich herum und blickte zum Fenster. Hinter den Vorhängen wurde es schon hell. Ein wenig frische Luft würde ihr sicher guttun und ihr verwirrtes Hirn beruhigen.
Sie zog einen weiten, selbstgestrickten Pullover über ihren Pyjama und schlüpfte in ein Paar Flip-Flops, die sie in ihrem Kleiderwust fand.
Dann blieb sie einen Moment stehen und lauschte, ob aus dem Zimmer nebenan ein Geräusch kam. Aber es war ganz still.
Leise schlüpfte sie aus der Tür in den Flur, wo sie noch einmal die Zimmertüren zählte, um nachher wieder zurückzufinden. Dann lief sie die Treppe hinunter zur Küche, setzte Teewasser auf und dachte nach. Die Hintertür führte in den gepflasterten Hof, wo ihr Auto stand. Einer ihrer
Weitere Kostenlose Bücher