Julia Extra Band 0330
Universitätsabschluss hatten sie geheiratet. Sam hatte eine Stelle als Lehrer an der Dorfschule bekommen, und sie war jeden Tag in die Stadt gefahren, wo sie für eine große Firma als Chefsekretärin arbeitete. Als sie genug Geld zusammengespart hatten, kauften sie das alte Cottage am Dorfrand, in das sie sich beide verliebt hatten.
Nachdem das Haus renoviert war, beschlossen sie, ein Kind zu bekommen, und ein Jahr später war Chloe auf die Welt gekommen. Ihr Glück war vollkommen gewesen.
Bis ein verregneter Nachmittag alles abrupt zerstörte.
Traurig klappte Ellie den Bilderrahmen zu und steckte ihn behutsam zwischen ihre Sachen.
Nachdem sie aus der Rehaklinik entlassen worden war, hatte sie von allen Seiten wohlmeinende Ratschläge bekommen, doch niemand schien zu verstehen, wie unglücklich sie war. Für sie sollte das Leben nicht weitergehen. Sie wollte alles wieder so haben, wie es gewesen war. Chloes rosa Gummistiefel im Flur, Sam über den Küchentisch gebeugt beim Hausaufgabenkorrigieren.
Sie machte den Reißverschluss ihrer Tasche zu, setzte sich auf den Bettrand und blickte sich in dem hübsch eingerichteten Zimmer um.
Ihre Reise hatte sie hierher nach Larkford Place geführt, doch leider war es nur ein kurzer Zwischenstopp. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie als Nächstes gehen sollte. Ein paar Wochen könnte sie vielleicht wieder in ihrem Cottage wohnen, falls es noch nicht an Feriengäste vermietet war. Aber das wäre ein Rückschritt, jetzt, wo sie sich endlich entschlossen hatte, wieder in die Zukunft zu blicken.
Sie nahm eine Reisetasche in die Hand, eine kleinere klemmte sie sich unter den Arm, um die Hand frei zu haben. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, erstarrte sie.
Vor ihr stand Mark Wilder mit erhobener Faust, als hätte er gerade anklopfen wollen.
Mark ließ die Hand fallen, griff in seine Gesäßtasche und zog ein paar Geldscheine heraus. „Hier, das werden Sie vielleicht brauchen.“
Sie starrte ihn an, als würde er ihr eine Handgranate anbieten.
„Zum Einkaufen“, fügte er hinzu.
„Einkaufen?“
„Ja, dafür brauchen Sie doch Geld.“
Er wedelte mit den Banknoten vor ihrer Nase herum, und sie folgte der Bewegung mit den Augen.
„Geld?“
Es war noch schwieriger, als er gedacht hatte. „Geld. Das braucht man hierzulande, seit wir keine Kohlköpfe mehr tauschen.“
„Aber ich dachte …“, sie fummelte an ihrem Medaillon herum, „… Sie würden … ich würde …“
Ellie wurde rot und machte einen Schritt nach hinten. Er blickte auf die Geldscheine in seiner Hand. Sie schien das Prinzip des Einkaufens nicht zu verstehen – ganz schlecht für eine Haushälterin.
Er trat in das Zimmer, wo noch Koffer und Taschen auf dem Bett lagen, die aussahen, als wären sie in ziemlicher Eile gepackt worden. Aus einer Reisetasche quoll noch ein seidenes Etwas hervor, das er lieber nicht so genau betrachten wollte.
Ellie folgte seinem Blick, sauste zu der Tasche und stopfte das Ding so tief hinein, dass ihr ganzer Arm verschwand.
Wohin wollte sie mit all dem Gepäck? Ach, natürlich. Sie dachte, er würde sie rauswerfen.
Nun, so verlockend die Idee auch war, im Moment konnte er sich das nicht leisten. Erstens, weil Charlie ihm sonst nie das Ende der Geschichte erzählen würde, und zweitens brauchte er wirklich dringend jemanden, der sich um das Haus kümmerte, wenn er verreist war. Morgen schon musste er wieder woandershin, und bis dahin würde er garantiert niemanden finden. Es war schon schwer genug gewesen, nachdem Mrs Timms so kurzfristig gekündigt hatte.
Vielleicht sollte er seinen berühmten Charme einsetzen, um diese Ellie Bond zu beruhigen. Wenn er ihr zeigte, dass er über den Vorgang von heute Nacht lachen konnte, dann könnte sie sich vielleicht entspannen.
Mark produzierte ein Lächeln, von dem er wusste, dass es jedes Frauenherz zum Schmelzen brachte.
„Zum Glück sind Sie jetzt in Ihrem eigenen Zimmer“, sagte er augenzwinkernd, damit sie merkte, dass er Spaß machte.
Komisch, sie reagierte überhaupt nicht.
„Geben Sie sich keine Mühe. Ich war gestern einfach nicht darauf vorbereitet, dass noch jemand im Haus ist, und ich finde mich noch nicht zurecht. Ich bin nachts ins Bad gegangen und habe mich beim Zurückgehen in der Tür vertan.“
Eins verstand er nicht. Wenn sie ins Bad wollte, warum war sie dann den Flur hinuntergegangen?
„Warum haben Sie denn nicht Ihr eigenes Bad benutzt?“
Verdutzt starrte sie ihn an. „Mein eigenes
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