Julia Extra Band 0330
Sehr merkwürdig, dachte Ellie, bezahlte schnell die Sachen an der Kasse und fuhr nach Hause.
Als sie durch die Hintertür trat, war alles still. Mark war sicher in seinem Arbeitszimmer. Sie stellte den Einkaufskorb auf die Anrichte, zog die Schuhe aus und lief den Flur hinunter.
Als sie den Kopf durch die Tür steckte, sah sie Mark am Schreibtisch sitzen, den Telefonhörer in der Hand. Er winkte sie herein, und sie setzte sich ihm gegenüber in den Ledersessel. Nachdem er noch ein paar Mal „hmm-hmm“ gebrummt hatte, verabschiedete er sich und legte den Hörer auf.
Dann sah er Ellie an. „Mir ist gerade eine Idee gekommen, und ich hoffe, ich überrenne dich nicht damit.“
Ellie lächelte ihn an und fragte sich, wieso Mark bei einem offenbar geschäftlichen Problem ihre Hilfe brauchte.
„Ich muss Ende der Woche in die Karibik fliegen, und ausgerechnet jetzt ist meine Assistentin krank geworden und kann nicht mit. Kannst du vielleicht für sie einspringen?“
Ellie betrachtete ihre Fußnägel. Die Farbe passt so gar nicht zum Teppich, stellte sie fest.
„Kann das nicht jemand anders aus dem Büro machen?“
„Das ist schwierig, weil gerade alle dringend im Büro gebraucht werden. Eine käme infrage, aber die ist schwanger und muss sich alle paar Minuten übergeben. Na, wie ist es?“ Er zuckte neckisch mit den Augenbrauen.
Nein, das gefiel ihr überhaupt nicht. Sie schüttelte heftig den Kopf.
Mark sprang auf, lief um den Schreibtisch herum und ging vor ihr in die Hocke. „Bitte, du musst mir helfen.“
Ellie fühlte sich seinen flehenden braunen Augen hilflos ausgesetzt.
„Komm, Ellie, du schaffst das. Ich weiß von Charlie, dass du früher als Assistentin gearbeitet hast.“
Ellie wollte Nein sagen, brachte aber kein Wort heraus. Vor diesem Blick hatte Charlie sie gewarnt, man konnte Mark dann nichts abschlagen.
„Aber wer soll sich um das Haus kümmern?“ Sie seufzte erleichtert, weil ihr das gerade noch eingefallen war.
„Ich habe schon Mrs Timms aus dem Dorf gefragt, ob sie für ein paar Tage aushelfen kann.“
Ellie suchte krampfhaft nach einem neuen Einwand. Eine völlig ungewohnte Arbeit an einem fremden Ort zu machen, das traute sie sich einfach nicht zu. Genau genommen hatte sie einen Horror davor. Hinzu kam, dass sie dann ständig mit Mark zusammen wäre, noch dazu auf einer tropischen Insel. Nein, das war unmöglich.
Mark lächelte sie an und fuhr mit seiner warmen, tiefen Stimme fort: „Mrs Timms hat schon öfters im Haus ausgeholfen. Natürlich kann sie längst nicht so gut kochen wie du, und so hübsch wie du ist sie schon gar nicht.“
„Mark!“
Er nahm ihre Hände. „Es ist doch nur für ein paar Tage. Ich brauche einfach jemanden, der mir den Bürokram vom Hals hält, während ich mich um das empfindliche Ego und die hysterischen Anfälle der Crew kümmere.“
Ellie gab es auf. Mit seinem treuseligen Blick und seiner einschmeichelnden Stimme könnte er ihr erzählen, dass der Himmel grün sei, und sie würde ihm glauben. Sie verschränkte die Arme. „Okay, ich denke mal drüber nach.“
„Du bist ein hoffnungsloser Fall“, schimpfte Ellie leise vor sich hin.
Sie stand in der First-Class-Lounge in Heathrow und blickte durch die Glasfront auf das Rollfeld. Der Sonnenuntergang war von den Abgasen dieses stark frequentierten Londoner Flughafens getrübt.
Sie drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken an die kühle Glaswand und betrachtete die anderen Passagiere. Die meisten hatten es sich in den bequemen Sesseln gemütlich gemacht. Mark plauderte mit Kat und den übrigen Mitgliedern des Teams und schien sich ganz in seinem Element zu fühlen. Ellies Welt war das so ganz und gar nicht. Was war bloß in sie gefahren, sich auf so etwas einzulassen?
Als sie ihm sagte, dass sie mitkommen würde, hatte er sich riesig gefreut und fast ein wenig selbstgefällig gewirkt, dass er es geschafft hatte, sie zu überreden.
Irgendwie hatte sie sich auch auf die Reise gefreut. Auf einer karibischen Insel in Flip-Flops und Sarong unter Palmen zu flanieren, das hatte schon was. Allerdings hatte sie nicht bedacht, dass sie zusammen mit Kat und ihrem „Gefolge“ reisen würden. Wie üblich in ungewohnten Situationen hatte sie sich sofort in ihrem Schneckenhaus verkrochen.
Dabei machte Kat eigentlich einen ganz netten Eindruck. Sie war sehr jung und viel kleiner, als sie auf dem Bildschirm gewirkt hatte. Ellie betrachtete die anderen. Da war ein großer, bulliger Typ mit
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