Julia Extra Band 0330
über alles“, sagte sie heiser.
„Gut, dann komm mit mir nach Hause.“
„Weißt du, Mark, ich hatte … ich musste irgendwohin, wo ich mit Chloe gewesen bin.“ Sie fing von Neuem an zu schluchzen. „Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist“, sagte sie halb weinend, halb lachend.
„Vielleicht sind es die Hormone.“
Hormone?
Plötzlich ging der Briefschlitz von außen auf und etwas fiel auf den Steinboden im Flur. Ihr Schwangerschaftstest. Den hatte sie im Bad vergessen.
„Wann hattest du denn vor, es mir zu erzählen?“, fragte er vorwurfsvoll. „Ich hätte es eigentlich lieber von dir erfahren als von einem Plastikstäbchen.“
„Ich wollte es dir gleich sagen, aber dann musste ich an Chloe denken, und plötzlich fiel mir ihr Name nicht mehr ein. Da habe ich eine panische Angst bekommen, dass ich meine kleine Tochter ganz vergessen könnte, wenn das Baby da ist. Ich bin mir wie eine Verräterin vorgekommen.“
Sie hörte ihn etwas Unverständliches murmeln, dann wurde es plötzlich merkwürdig still vor der Tür.
„Mark!“ Ellie drückte ihre Nase an die Glasscheibe.
Keine Antwort, bestimmt hatte sie ihn mit ihrem Gejammer über die Vergangenheit verjagt.
„Mark!“, rief sie verzweifelt und stemmte sich gegen die Tür, die jedoch keinen Millimeter nachgab. Sie hämmerte mit den Fäusten dagegen. Sie wollte Mark sagen, wie dumm sie gewesen war, und dass er ein wundervoller Vater sein würde.
„Bitte geh nicht weg, Mark“, schluchzte sie.
„Nein, ich gehe nicht weg.“
Sie wirbelte herum und sah ihn den Flur ihr entgegenkommen.
„Wie bist du …?“
Er nickte nur in Richtung Hintertür, während sie schon auf ihn zustürmte. Fest nahm er sie in seine Arme und küsste ihre Tränen fort, und mit einem Mal waren alle ihre Bedenken wie weggefegt. Zärtlich sah er sie an.
„Ellie, in deinem großen Herzen ist Platz genug für uns alle.“ Er streichelte ihre Wange. „Und wenn wir jetzt – wir drei – unsere eigenen Erinnerungen schaffen, heißt das nicht, dass du die alten ausradieren musst.“
Er griff in seine Jackentasche und holte etwas heraus. Erst als sie das kühle Metall an ihrem Hals spürte, merkte sie, dass er ihr Medaillon mitgebracht hatte.
Ihre Lippen fingen an zu zittern. „Aber was ist, wenn ich es doch vergesse? Du weißt, wie unberechenbar mein Hirn sein kann.“
„Du wirst es nicht vergessen, und falls dir einmal etwas nicht einfällt, werde ich dich daran erinnern. Ich will alles mit dir teilen, Ellie, auch deine Erinnerungen. Uns gehört die Zukunft, aber deine Vergangenheit hat dich zu der Frau gemacht, die du heute bist, und die ich über alles liebe.“
Gerührt legte sie ihm beide Hände an die Wangen und flüsterte: „Und ich liebe dich auch über alles.“ Dann küsste sie ihn mit zitternden Lippen.
Noch eins musste sie ihn fragen, damit sie auch ganz sicher war. „Willst du eigentlich Kinder?“
„Ja, und da ist ja schon unser erstes drin.“ Er streichelte ihren Bauch. „Ich will bei allem mitmachen, Windeln wechseln, das Baby nachts herumtragen, mit ihm auf dem Boden krabbeln. Und ich will, dass es Geschwister bekommt, und dann bringe ich der ganzen Mannschaft Cricket bei. Und natürlich will ich das alles mit dir zusammen erleben, willst du das auch, Ellie?“
Ellie warf den Kopf zurück und lachte vor Glück. Mit Mark war alles so leicht, nur sie selbst machte die Dinge immer kompliziert. Sie küsste ihn ungestüm, dann sagte sie wie bei der Hochzeit: „Ja, ich will.“
EPILOG
Mit nackten Füßen schlich Ellie über den Teppich und blickte in die Wiege.
„Sch!“, machte es leise hinter ihr. „Ich habe ihn gerade zum Schlafen gebracht“, flüsterte Mark, der mit seinem zwei Wochen alten Sohn im Arm auf und ab ging.
Der kleine Miles schlief so friedlich und entspannt wie alle Neugeborenen. Mark und Ellie lächelten sich an.
„Man muss ihn in die Wiege legen wie eine Handgranate“, erklärte Mark und hörte sich schon wie ein totaler Experte an. „Eine falsche Bewegung …“, sagte er, während er das Baby in die Wiege legte, „… und es gibt eine Explosion, ich weiß“, beendete Ellie den Satz.
Kaum hatte Mark seine Hand unter dem Kopf des Babys weggezogen, fing der kleine Tyrann an, quäkende Geräusche von sich zu geben. Mark und Ellie hielten die Luft an, doch zum Glück beruhigte er sich wieder.
Hand in Hand verließen sie das Zimmer. Ellie blickte auf die Uhr. „Mitternacht, genau die richtige Zeit für
Weitere Kostenlose Bücher