Julia Extra Band 0330
Flitterwochen dachte. Doch jetzt waren sie schon drei Wochen wieder hier, und das Leben mit Mark war noch immer genauso wunderbar. Nur dass sie ihn jetzt nicht mehr so häufig sah.
Ein wenig sehnsüchtig blickte sie zu der offenen Verandatür, als könnte Mark gleich herauskommen, aber natürlich war das nicht möglich. Seit ein paar Tagen war er geschäftlich in Irland und würde erst morgen wiederkommen. Sie hätte mit ihm fliegen können, das hatte sie schon mal gemacht, seit sie wieder in Larkford waren, aber sie fühlte sich nicht ganz wohl und wollte sich lieber ausruhen.
Komisch, der Tee schmeckte heute so bitter. Wahrscheinlich war die Milch sauer. Sie ging in die Küche, goss den Tee ins Spülbecken und schenkte sich stattdessen ein Glas Orangensaft ein. Komisch, auch der schmeckte bitter.
Nachdenklich ließ sie sich auf einen Küchenstuhl sinken. Irgendwas war mit ihr los. Das letzte Mal, als alles so bitter geschmeckt hatte, war sie …
Ach, du meine Güte!
Ellie wurde ganz heiß vor Aufregung, und sie legte instinktiv die Hand auf ihren Bauch. Das ist doch nicht möglich. So schnell .
Nicht im Entferntesten hatte sie an diese Möglichkeit gedacht, obwohl sie sich jetzt auch ihre Müdigkeit erklären konnte. Plötzlich kroch eine Übelkeit in ihr hoch, die sie nur zu gut kannte.
Zu wundern brauchte sie sich eigentlich nicht, denn in den Flitterwochen waren Mark und sie kaum aus dem Bett gekommen. Obwohl, sie hatten eigentlich immer aufgepasst …
So richtig konnte sie sich nicht vorstellen, schon wieder ein Baby zu haben. Ihr Leben hatte sich in letzter Zeit so rasend schnell verändert, dass sie kaum noch hinterherkam. Und was würde Mark dazu sagen? Über Kinder hatten sie noch nie gesprochen, dafür waren sie noch viel zu sehr mit sich und ihrer Liebe beschäftigt.
Erst mal tief durchatmen, versuchte Ellie, sich zu beruhigen. Noch stand überhaupt nicht fest, ob sie tatsächlich schwanger war. Am besten holte sie sich erst mal einen Schwangerschaftstest.
Sie duschte und zog sich an, dann ging sie zum Auto, um ins Dorf zu fahren. Nein, das ging auf keinen Fall! Inzwischen kannte sie hier jeder, und es würde sich sofort wie ein Lauffeuer verbreiten, dass sie schwanger war, selbst wenn es noch gar nicht feststand.
Dass Mark Wilder Hals über Kopf seine Haushälterin geheiratet hatte, verursachte schon genug Wirbel.
Also musste sie wohl oder übel in die Stadt fahren, wo es anonymer zuging. Auf diese Weise hätte sie wenigstens Gelegenheit, das Ergebnis selbst festzustellen, bevor Mark es von anderen erfuhr.
Zwei Stunden später stand sie im Badezimmer und starrte die zellophanverpackte Schachtel an wie ein hypnotisiertes Kaninchen, bevor sie sich ein Herz fasste und sie öffnete. Während sie auf das Ergebnis wartete, setzte sie sich auf den Toilettendeckel. Zwei Minuten konnten wirklich eine Ewigkeit sein.
Mit klopfendem Herzen und angehaltenem Atem blickte sie in das Kontrollfenster und sah zu, wie sich das Stäbchen langsam verfärbte. Das Ergebnis war eindeutig. Kein Zweifel, sie war schwanger.
Wir bekommen ein Baby, dachte sie ein wenig ängstlich, und plötzlich wurde es ihr im Haus zu eng. Sie ging in den Garten hinaus, um frische Luft zu schöpfen. Lange lief sie im Gras umher, diesmal, ohne auf die sommerliche Blumenpracht und die Schmetterlinge zu achten. Stattdessen konnte sie nur daran denken, dass sie vielleicht bald einen kleinen Jungen im Arm halten würde, mit dichtem, dunklem Haar wie sein Vater und den gleichen haselnussbraunen Augen.
Ja, sie wollte dieses Kind. Sie liebte es schon jetzt – genauso sehr wie sie …
Das Bild eines kleinen blondlockigen Mädchens mit Zahnlücke kam ihr in den Sinn, aber es fehlte etwas.
Nein, bitte nicht. Diesen einen Namen durfte sie nie, niemals vergessen. Das war zu schrecklich. Ellie blickte auf das Haus, dann lief sie panisch los.
Sie konnte doch unmöglich den Namen ihrer eigenen Tochter vergessen haben.
Mit einem riesigen Blumenstrauß im Arm platzte Mark ins Haus.
„Ellie?“
Keine Antwort. Wahrscheinlich war sie draußen im Garten. Mit zwei Sätzen war er in der Küche, aber die Verandatür, die sonst immer offen stand, war geschlossen. Er lief zurück in die Halle und rief laut nach Ellie. Keine Antwort.
Gut, er war einen halben Tag früher zurückgekommen als erwartet. Er sah auf die Uhr. Fast vier, weit konnte sie um diese Zeit nicht sein. Er würde erst mal duschen und dann auf sie warten. Während er die Treppe
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