Julia Extra Band 0330
Hand nahm und ihr versicherte, wie bezaubernd sie aussah, klingelte sein Handy. Eigentlich wollte er nicht gestört werden, nicht an diesem besonderen Tag. Doch er sah, dass der Anrufer sein Rechtsanwalt Bernardo Orsini war. Also nahm Raul das Gespräch an.
„Es tut mir leid, aber ich muss rangehen“, sagte er zu Libby, während sie auf die Limousine zugingen, vor der sein Fahrer Tito schon auf sie wartete.
„Bernardo?“
„Ich wollte dir nur kurz mitteilen, dass alles vorbereitet ist, um dich zum alleinigen Geschäftsführer von Carducci Cosmetics zu erklären, sobald Elizabeth Maynard verheiratet ist.“ Der Jurist lachte leise. „Das dürfte ja wohl der Grund für deinen schnellen Gang vor den Altar sein, oder? Ich gratuliere dir zu dieser raschen Vorgehensweise, Raul! Aber du wirst hoffentlich eine angemessene Zeit vergehen lassen, bevor du die Scheidung einreichst, oder? Hoffentlich seid ihr beide euch dann über die Dauer eurer Ehe einig!“
Verstohlen warf Raul einen Blick auf Libby, die gerade Gino in seinem Kindersitz anschnallte. Ein unangenehmes Ziehen in seiner Lendengegend war die Antwort auf den Anblick ihres aufreizenden Hinterteils, das sich durch den dünnen Stoff des Kleids abzeichnete. „Ich werde es schon überleben“, murmelte er trocken in sein Telefon.
Doch als er schließlich in den Wagen stieg und den zarten Blumenduft von Libbys Parfum einatmete, wurde ihm schlagartig klar, dass nicht der Vorsitz von Carducci Cosmetics während der vergangenen Tage seine Gedanken dominiert hatte – sondern die Aussicht auf eine Nacht mit Libby in seinem Bett!
Der Tag verging wie im Flug, und Libby nahm unzählige Bilder in sich auf, die sich für ewig in ihr Gedächtnis brannten. Bei der Zeremonie waren Tito und Silvana anwesend und Rauls enge Freunde Romano und Flaviana Vincenti. Libby hatte das Paar und ihre beiden kleinen, pausbäckigen Töchterchen erst kurz zuvor persönlich kennengelernt. Und zu ihrer Überraschung hielten die beiden die Eheschließung tatsächlich für eine Liebesheirat.
„Wir hätten niemals geglaubt, dass Raul sich nach der Erfahrung mit Dana erneut ernsthaft binden würde“, vertraute Flaviana Libby nach der Zeremonie an. „Du musst etwas ganz Besonderes sein, wenn es dir gelungen ist, sein Herz zu stehlen.“
Bevor Libby darauf antworten konnte, drängte Raul sich zwischen die beiden Frauen und küsste seine Braut so fest und entschlossen auf die Lippen, dass niemand mehr an dem romantischen Hintergrund für diese Eheschließung zweifelte. Der Hochzeitsfotograf schoss begeistert seine Fotos.
„Der Grund für unsere Eheschließung ist eine Privatangelegenheit, die ausschließlich uns beide etwas angeht“, zischte Raul nach dem Kuss in Libbys Ohr. „Flaviana ist unheilbar romantisch, und ich sehe keine Veranlassung, ihre Illusionen zu zerstören.“
Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass Raul die gesamte Feier über außerordentlich aufmerksam und rücksichtsvoll mit Libby umging. Sie aßen in einem charmanten kleinen Restaurant, gefolgt von einer Bootsfahrt über den See. Die Erwachsenen tranken Champagner, während die beiden Töchter der Vincentis aufgeregt das Schiff erkundeten, was besonders den kleinen Gino begeisterte.
Es war ein unerwartet schöner Tag, dachte Libby am Abend. Sie stand in der Tür zum Kinderzimmer und lauschte den tiefen, regelmäßigen Atemzügen ihres kleinen Babybruders. Erleichtert vergewisserte sie sich, dass die rasselnden Geräusche seiner Bronchien endgültig verschwunden waren.
Vor wenigen Tagen waren sie und Raul mit dem Kleinen bei einem renommierten Spezialisten gewesen, der Gino gründlich untersucht hatte. Nun konnten sie gewiss sein, dass die Lungenentzündung keine bleibenden Schäden hinterlassen hatte. Und auch die Symptome klangen nach einer neuen Medikation zügig ab.
„Sie haben einen wunderbaren Sohn, der zu einem kräftigen, kerngesunden Jungen heranwachsen wird“, hatte der Arzt Libby mit einem Lächeln versprochen.
Seufzend blickte Libby in das Halbdunkel des Zimmers. Nachdem die Adoption abgeschlossen war, konnte Gino nun mit der Fürsorge und Liebe zweier Elternteile aufwachsen – genau darum hatte sie Raul schließlich geheiratet. Und jetzt stand ihr die Hochzeitsnacht bevor …
Vielleicht sollte ich ihm doch die Wahrheit anvertrauen? überlegte sie nervös und biss sich dabei auf die Lippen. Möglicherweise versteht er mich ja sogar. Aber wenn nicht?
In dem Fall konnte er die Hochzeit
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