Julia Extra Band 0330
nur um eines zu drehen, wie er überraschend zufrieden feststellte: um ihn.
Es war mehr als offensichtlich. Nicht, dass sie offensiv mit ihm flirten oder sich gar an ihn heranschmeißen würde – so war es nicht. Aber was war es dann?
Julie reagierte eigentlich vollkommen natürlich und trotzdem sehr heftig auf ihn. Nikos erkannte es in ihren Augen, wenn sie ihn ansah, und es gefiel ihm, wie atemlos und hingerissen sie dann wirkte. Man konnte gar nicht anders, als sich davon angezogen zu fühlen.
„Der Name Holland Park leitet sich vom Holland-House ab, das früher mitten im Park stand“, erklärte sie gerade. „Leider ist es im Krieg zerstört worden, nur ein paar Fragmente blieben zurück, wie zum Beispiel die Orangerie. Aber der Park ist wunderschön, und wenn das Wetter gut ist, durchquere ich ihn immer auf dem Rückweg vom College.“
„Und man kommt mit Mandelblüten im Haar nach Hause“, schloss Nikos sanft.
„Um diese Jahreszeit ist es besonders herrlich, nicht wahr?“ Ihr Lächeln war mitreißend. Julie war mitreißend.
Was geschah nur mit ihm? Diese Frage blieb für Nikos unbeantwortet, und eigentlich interessierte ihn die Antwort auch nicht wirklich. Es war nur wichtig, dass Julie irgendetwas mit ihm tat – und zwar den ganzen Abend lang.
Ihr strahlendes Lächeln fesselte Nikos, und ihre großen Augen gaben ihm unmissverständlich preis, dass sie es auf ihn abgesehen hatte. Doch ihr Interesse weckte weder seinen Zynismus, noch nervte es ihn, wie es üblicherweise oft der Fall war. Stattdessen sonnte er sich in dieser Beachtung und gab sie mit ebenso viel Überzeugung zurück.
Noch nie war ihm eine Frau wie Julie Granton begegnet.
Über diesen Umstand dachte er während des gesamten Essens nach, und das Tischgespräch fand hauptsächlich zwischen ihm und ihr statt. Beim Kaffee erinnerte sich Nikos an das Angebot von Edward Granton und bat Julie, ihnen etwas auf dem Flügel vorzuspielen.
Die Musik war Nikos dabei völlig gleichgültig, ganz im Gegensatz zu der Pianistin. Er wollte sie beobachten, ihr edles Profil – in Pose gebracht – am Instrument bewundern. Wie ihre seidigen Haare über die Schultern fielen, wie ihre schmalen Finger geschickt über die elfenbeinfarbenen Tasten schwebten.
Nikos war sich absolut sicher, dass er Julie wiedersehen musste, geschehe, was wolle. Also nutzte er die Gelegenheit beim Abschied, um ein Treffen zu arrangieren.
„Erlauben Sie mir, Sie zu einem Konzert auszuführen, solange ich noch in London bin?“, fragte er galant und verneigte sich kurz in Edward Grantons Richtung. „Mit der Erlaubnis Ihres Vaters natürlich.“
Für einen Moment zögerte der alte Mann. Dann warf er seiner Tochter einen Seitenblick zu und nickte. Nikos sah, wie Julies Augen vor Begeisterung aufleuchteten.
„Das wäre ja großartig!“ Er wollte sich tatsächlich mit ihr verabreden. Dieser umwerfende, grandiose Mann, der ihr einfach nur den Atem raubte, wollte wirklich Zeit mit ihr allein verbringen. Er interessierte sich ernsthaft für sie, sonst hätte er seine Einladung doch nicht ausgesprochen? Nein, dann wäre er nach einer höflichen Verabschiedung einfach gleichgültig verschwunden, ohne einen Blick zurück.
Aber er wollte ein Treffen!
Ihr Vater geleitete seinen Gast nach draußen, Julie schlang die Arme um ihren Körper und dachte über das Wunder nach, das ihr gerade eben geschehen war. Wenige Augenblicke später gesellte der alte Mann sich zu ihr in den Salon.
„Oh, Daddy, ist er nicht wunderbar?“, fragte sie überschwänglich.
Auf Edward Grantons Gesicht lag ein befremdlicher Ausdruck. „Er ist ein gut aussehender junger Mann“, gab er lahm zurück.
Diesen Tonfall kannte Julie nur zu gut. „Das klingt nicht nach einem Kompliment, eher nach einer Warnung.“
Halbherziges Schulterzucken, dann nickte er. „Nikos Kazandros ist die Sorte privilegierter junger Mann mit gutem Aussehen und einem rasanten Lebensstil, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen. Und natürlich hat er gewisse Erwartungen, die er, nun ja, erfüllt wissen will.“ Edward Granton räusperte sich. „Sei bitte vorsichtig, Julie! Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Besonders jetzt nicht, nachdem …“
Erschrocken brach er ab und wechselte eilig das Thema. „Es war ein langer Tag. Ich habe morgen früh schon wieder mehrere wichtige Besprechungen, deswegen sehen wir uns wohl nicht mehr, bevor du zum College aufbrichst.“ Behutsam küsste er sie auf die Wange. „Vergib
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