Julia Extra Band 0330
kultiviert, selbstsicher, talentiert und erfahren.
Erfahren!
Das Wort hallte wie ein Echo in Julies Kopf nach, und ihr Blick fiel langsam auf seinen Mund. Wunderschön geformt, geschwungen, sinnlich. Erfahren. Ihr wurde ganz heiß. Bestimmt wusste Nikos genau, wie man sich leidenschaftlich küsste, und er konnte es ihr zeigen.
Julies Vater sagte etwas, und sie zwang sich, ihm zuzuhören. „Nimmst du Orangensaft, Kleines?“
Er durchquerte den Raum und steuerte auf die schmale mobile Bar in der Ecke zu.
Julie fasste sich ein Herz und holte tief Luft. „Ach, ich nehme heute mal einen Bellini, bitte, Daddy.“ Augenblicklich hätte sie sich auf die Zunge beißen können, weil sie ihn automatisch Daddy genannt hatte. Das ließ sie wie ein unreifes, naives Mädchen klingen.
Entschlossen vermied sie den Blickkontakt mit Nikos, aus Angst, genau diesen Gedanken in seinen Augen lesen zu können. Er sollte sie nicht für jung und unerfahren halten.
Edward Granton hielt mitten in der Bewegung inne. „Julie, Liebes, es ist gerade kein Champagner offen. Und ich möchte nicht für ein einziges Glas eine ganze Flasche öffnen, also such dir doch bitte etwas anderes aus.“
Für einen Sekundenbruchteil war sie ratlos, dann riss Julie sich schnell zusammen und schenkte Nikos einen Seitenblick. Er schien von dem Gespräch zwischen Vater und Tochter wenig beeindruckt.
„Was trinken Sie, Mr Kazandros?“, erkundigte sie sich und betrachtete das breite Glas in seinen schlanken Fingern. Leider klang ihre Stimme dabei ziemlich atemlos.
„Nikos“, korrigierte er sie leise, so als wären sie allein im Raum. „Wenn ich schon Julie sagen darf.“ Sein Lächeln ging ihr durch und durch. „Und ich trinke Martini, sehr trocken. An den Geschmack muss man sich, denke ich, erst gewöhnen.“
„Julie, du wirst es hassen, glaube mir!“, schaltete Edward Granton sich ein.
„Ein süßer Martini kann aber äußerst schmackhaft sein“, schlug Nikos vor, und Julie drehte sich strahlend zu ihrem Vater um.
„Perfekt! Also, Daddy, ich hätte gern einen süßen Martini.“
Mist, jetzt habe ich ihn schon wieder Daddy genannt! dachte sie erschrocken und versuchte abzuschätzen, ob Nikos sie für auffallend kindisch hielt. Doch über seinem Gesicht lag wieder ein Schleier, der keinerlei Regung durchließ. Erleichtert nutzte Julie die Gelegenheit, ihn sich genauer anzusehen, ohne dabei seinen Blick zu kreuzen.
Dabei fiel ihr plötzlich auf, dass Nikos für einen Moment an ihr hinunterblickte. Also hatte sie sich nicht umsonst so viel Mühe mit ihrem Äußeren gegeben.
Das pfirsichfarbene Cocktailkleid, das sie ausgewählt hatte, zählte zu ihren Lieblingsstücken. Diese Farbe unterstrich den Ton ihrer Haut und auch ihre hellen Haare. Und das weiche Material umschmeichelte ihre Figur, brachte die Akzente aber trotzdem hervorragend zur Geltung. Der Schnitt gab nicht viel preis, deutete aber viel an. Bescheidener Sex-Appeal, und der Saum endete noch oberhalb ihrer Knie. Auf ihre schlanken Beine war Julie besonders stolz.
Das Kleid war sündhaft teuer gewesen, selbst für ihre Verhältnisse, aber an Tagen wie diesem bewährte sich die Investition. Denn Nikos Kazandros musterte sie abschätzend und beurteilte offenbar, ob Julie das Potenzial besaß, echtes Interesse in ihm zu erregen. Wie viele Frauen er wohl schon auf diese Weise betrachtet haben mochte? Zumindest verriet Julies femininer Instinkt ihr, dass ihm gefiel, was er sah.
Sogar sehr gefiel.
Ihr Lächeln breitete sich auf ihrem ganzen Gesicht aus. Sie wollte unbedingt seine Aufmerksamkeit erregen, auch wenn er praktisch in einer ganz anderen Welt als sie lebte.
Nicht nur, weil sie noch Studentin war und er ein Geschäftsmann, alt genug, um mit ihrem Vater zusammenzuarbeiten. Nein, auch wenn Julie aus wohlhabendem Hause kam, wurde deutlich, dass Nikos Kazandros zu der Sorte internationaler Jetsetter gehörte, die nicht nur unfassbar reich, sondern auch außerordentlich kultiviert und gebildet war. Eine Welt, in der sehr viel Geld verdient und auch ausgegeben wurde.
Ein bisschen bange wurde ihr schon bei dem Gedanken daran, wie groß die Kluft zwischen ihnen war. Doch dann blickte sie ihm in die Augen und, siehe da, der Schleier war verschwunden. An seiner Stelle …
Julie stockte der Atem. Sosehr sie sich bemühte, es gelang ihr nicht, Sauerstoff in sich aufzunehmen. Es war, als würde sie ihn nicht länger zum Überleben brauchen, als würde allein der Ausdruck in Nikos’
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