Julia Extra Band 0330
schwere Steine im Magen.
Der verwirrte Blick des Mannes richtete sich auf seine Tochter, deren Gesicht sofort weichere Züge annahm. „Schon gut, Daddy“, raunte sie beruhigend, und ihre kindlich gesprochenen Worte erinnerten Nikos daran, wie jung sie ihm damals vorgekommen war. Und nun hatten die letzten vier Jahre eine Frau aus ihr gemacht, der alle Illusionen geraubt worden waren.
Wie war das bloß alles geschehen? Wodurch war Edward Granton zum Pflegefall geworden?
Während Julie leise auf ihren Vater einredete und seine Hände streichelte, wandte Nikos sich unauffällig an die Schwester.
„Können Sie mir sagen, was diesen Zustand ausgelöst hat?“, erkundigte er sich.
„Schlaganfall“, antwortete sie in professionellem, gedämpftem Ton. „Aber es geht ihm den Umständen entsprechend relativ gut. Es wäre beinahe tödlich verlaufen, da Mr Granton ohnehin schon an einer Vielzahl anderer gesundheitlicher Probleme litt. Zwei Herzinfarkte haben ihn stark in Mitleidenschaft gezogen. Als dann noch der Schlaganfall hinzukam, bestand kaum eine Überlebenschance. Aber seine Tochter war in der Tat ein Fels in der Brandung und hat in Bezug auf seine Genesung wahre Wunder vollbracht. Wie Sie sehen, ist er noch sehr schwach und gebrechlich, aber es geht ihm sehr viel besser als zu Beginn der Behandlung.“
Nikos schluckte. „Wie lange ist es her, dass er den Schlaganfall hatte?“
„Etwas mehr als ein Jahr. Es war natürlich hervorragend, dass er die Möglichkeit hatte, nach seinem Krankenhausaufenthalt in unsere Klinik zu kommen. Wenn ich das so frei sagen darf, ist dies wirklich die erste Adresse für Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Das übt auf die Genesungsaussichten selbstverständlich einen großen Einfluss aus. Die Prognose verbessert sich stetig.“ Ihr Tonfall wurde vertraulich. „Deshalb wäre es auch fatal, wenn er hier entlassen werden müsste.“
„Entlassen?“
„Nun …“ Sie zögerte, und Nikos lächelte sie aufmunternd und erwartungsvoll an. Er wusste genau, wie gern Frauen mit ihm sprachen, und diese Tatsache nutzte er jetzt schamlos für seine Zwecke aus. „Unglücklicherweise ist dies eine Privatklinik, und es erklärt sich von selbst, dass ein längerer Aufenthalt in dieser Rehabilitationsmaßnahme für die meisten Menschen unerschwinglich ist. Aber wir alle hoffen sehr, wirklich sehr, dass Mr Granton weiterhin hier betreut werden kann.“
Ihm fiel auf, wie wohlwollend und anzüglich die Krankenschwester seine Erscheinung in sich aufnahm, doch Nikos’ Gedanken waren ganz woanders. Nicht in diesem gepflegten Garten, sondern in einem Taxi in dunkler Nacht … Ich brauche das verfluchte Geld!
Die letzten Stücke des Mosaiks fügten sich an ihren Platz – und schmerzten Nikos bis ins Mark. Nun machte alles einen Sinn, und er konnte Julie kaum ansehen, ohne an seinem schlechten Gewissen zu ersticken. Wie hatte sie es nur geschafft, in dieser desolaten Situation stark zu bleiben? Tiefe Bewunderung erfüllte ihn dafür, dass sie ihre Musik aufgegeben hatte, in einem Slum lebte, jeden beliebigen Job annahm …
Nikos wusste genau, wie viel der Aufenthalt in einem Rehabilitationszentrum dieser Klasse kostete. Und er hatte Julie verdächtigt, leichtsinnig ihre Kreditkartenrechnung überzogen zu haben. Wie bitter eigene Vorurteile im Nachhinein schmecken konnten!
Julie und ihr Vater schienen vollkommen miteinander beschäftigt. Sie hatten ihre Umwelt völlig ausgeschlossen, und Nikos hielt es in ihrer Gegenwart keine Minute länger aus.
„Entschuldigen Sie mich bitte!“, murmelte er und eilte davon.
Am Empfangstresen hielt er sich nicht lange mit den Formalitäten auf, die er erledigen wollte, und setzte sich dann in seinen Wagen, um auf Julie zu warten.
Es dauerte über eine Stunde, ehe sie auf seine Limousine zuschritt. „Nikos, was soll das?“
„Ich muss mit dir reden.“
„Aber ich nicht mit dir“, widersprach sie fest, stieg aber trotzdem in den hinteren Bereich der Limousine ein – so weit entfernt von Nikos wie möglich. Ihr Blick war feindselig. „Was willst du eigentlich von mir, Nikos? Warum verfolgst du mich? Was geht dich mein Leben an?“
Eine Weile betrachtete er sie stumm. „Das fragst du mich im Ernst?“, brachte er schließlich hervor, und die Erinnerung holte sie beide ein.
„Nikos“, hauchte Julie.
Er konnte nicht anders, als sie zu küssen, immer wieder. Unter seinen Händen richteten sich ihre Brustspitzen lustvoll auf, und sie schmiegte
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