Julia Extra Band 0331
mehr von ihr als bloß guten Sex. Kein Wunder, dachte er, schließlich ist sie die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen werde. Natürlich möchte ich alles von ihr wissen.
„Bist du eigentlich ein guter Chef?“, fragte sie unvermittelt und sah ihn prüfend an. „Mögen deine Mitarbeiter dich?“
„Ob sie mich mögen ?“, wiederholte er ungläubig. Er straffte die Schultern und runzelte missbilligend die Stirn. „Daran habe ich nie einen Gedanken verschwendet. Sie befolgen meine Anweisungen. Und wenn sie es nicht tun, werden sie gefeuert.“
„Also mögen sie dich nicht, oder?“, ließ sie nicht locker.
„Hast du vor, dein Land so zu regieren?“, entgegnete er spöttisch. „Indem du auf der Beliebtheitsskala ganz oben bist? Ich glaube kaum, dass das die richtige Art ist, ein Land zu führen.“
„Es gibt einen großen Unterschied zwischen Respekt und Angst“, versetzte sie unbeirrt.
Dadurch wurde ihm plötzlich bewusst, dass es ihm schon lange nicht mehr gelang, sie mit wenigen gezielten Worten einzuschüchtern.
„Ich denke, ein guter Herrscher möchte respektiert und anerkannt werden von seinem Volk. Er wird sich nicht mit Gewalt und Unterdrückung durchsetzen“, fuhr sie fort.
„Das ist sehr einfältig, Gabrielle“, gab er herablassend zurück. „Natürlich wäre es schön, wenn meine Angestellten mich heiß und innig liebten. Aber vor allem anderen erwarte ich, dass sie gute Arbeit leisten und im Interesse meiner Firma handeln. Wenn ich als Herr geliebt werden will, kaufe ich mir einen Hund.“
Skeptisch sah sie ihn an. „Ist es dir wirklich egal, ob sie dich mögen? Hauptsache, sie tun, was du verlangst? Ist das alles, was du erwartest?“
„Ich bin ihr Arbeitgeber, Gabrielle. Nicht ihre große Liebe.“ Er wusste nicht, warum ihre Fragen ihn so wütend machten. Zähneknirschend musste er sich eingestehen, dass sie ihn in die Enge getrieben hatte. Dabei ging es sie nichts an, wie er seine Firma führte.
„Ach ja, genau. Was ist eigentlich mit mir? Du bist mein Mann, nicht meine große Liebe. Soll ich dich hassen? Dich fürchten? Ist es dir egal, solange ich tue, was du von mir erwartest?“ Ihre Stimme klang plötzlich unnahbar und wütend.
Schweigend musterte er sie. „Du vergleichst dich mit meinen Angestellten?“, fragte er dann. Sein Tonfall war weich und eindringlich. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
„Ich sehe keinen Unterschied“, erwiderte sie kühl. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle, der zornige Unterton in ihrer Stimme war verschwunden. Sie sprach gleichgültig und entspannt, als unterhielten sie sich über das Wetter. Sogar ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Es ist immer gut, seinen Platz zu kennen“, fügte sie hinzu.
Ihre Worte verletzten ihn. Dann erinnerte er sich, dass ihr Vater beinahe das Gleiche gesagt hatte, damals in Paris. Sie müsse wissen, wo ihr Platz sei. Als hätte er über einen gut erzogenen Hausdiener gesprochen. Damals hatte er ihrem Vater recht gegeben, doch heute lehnte sich alles in ihm gegen diesen Gedanken auf. Er konnte sich nicht erklären, warum er plötzlich so reagierte.
Verwirrt zog er sie an sich und hielt sie fest in seinen Armen. Sie ließ es geschehen, und doch nahm er wahr, dass sie ihm nicht wirklich nahe war.
Er dachte daran, wie leidenschaftlich und hemmungslos sie sein konnte, wenn sie gemeinsam im Bett waren. Doch mit ihrer förmlichen höflichen Art hielt sie ihn auf Abstand, und das machte ihn wütend.
„Wenn du möchtest, können wir diesen dummen Streit natürlich fortsetzen“, bemühte er sich um einen versöhnlichen Tonfall.
„Entschuldige, wenn du unser Gespräch als Streit empfunden hast. Ich wollte nur etwas klarstellen“, wandte sie höflich und mit unbewegter Miene ein.
„Aber eigentlich hatte ich mir diesen Abend anders vorgestellt“, fuhr er fort, ohne auf ihren Einwand einzugehen.
„Ach ja?“
Sie war so glatt, so unnahbar. Warum versetzte ihm ihr Verhalten einen Stich? War es nicht genau das, was ihn an einer Frau reizte? Der immer neue Kampf, die ständige Eroberung?
Luc trat zurück und zog ein kleines Kästchen aus seinem Jackett. Er ließ es aufspringen, das Licht brach sich funkelnd in einem wunderschön geschliffenen Diamanten, der in einem Platinring eingefasst war.
„Ein kleines Geschenk für dich“, sagte er leise. Diesen Augenblick hatte er sich anders vorgestellt, und er verfluchte sich innerlich, dass er das Schmuckstück nicht einfach
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