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Julia Extra Band 0331

Julia Extra Band 0331

Titel: Julia Extra Band 0331 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan , Maggie Cox , Nina Harrington , Caitlin Crews
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Familientreffen. Wir sind viel zu oft umgezogen, um mit Verwandten in Kontakt zu bleiben, die wir wohl in Schottland hatten. Und in keiner unserer Mietwohnungen hingen Fotos an den Wänden. Wenn man aus dem Koffer lebt, lernt man schnell, nur mit dem Nötigsten zurechtzukommen.“
    Der Blick, den er ihr über die Schulter zuwarf, war so aufrichtig, dass es Sienna für einen Moment den Atem verschlug. Brad sagte ihr die Wahrheit, und er erwartete nicht von ihr, dass sie ihn bemitleidete. Ganz im Gegenteil. Er sprach mit einer Sachlichkeit, als würde er jeden Tag irgendjemandem von seiner schwierigen Vergangenheit erzählen.
    Es musste großartig sein, der Welt so selbstbewusst und offen zu begegnen.
    Wie machte Brad das bloß?
    Wie konnte er so freimütig über sich sprechen?
    Und warum wollte sie sich ausgerechnet ihm mitteilen? Ihm wollte sie die Wahrheit über Angelo erzählen. Nicht die Halbwahrheiten, mit denen ihre engsten Freunde und Verwandten die ganze miese Geschichte vertuscht hatten!
    Noch erschreckender war das Gefühl, dass Brad die Wahrheit unbedingt erfahren musste. Sienna wusste, dass ihre Geheimnisse Distanz erzeugten. So wie bei jedem Mann, der ihr in den vergangenen Jahren nähergekommen war. Doch Brad war anders. Obwohl Sienna ihn nach so langer Zeit erst am Vortag wiedergesehen hatte, kam es ihr vor, als wäre er seit Jahren ihr Freund. Der gute Freund, den sie nie gehabt hatte.
    Vielleicht war es das? Wünschte sie sich eine zweite Chance, mit Brad befreundet zu sein? Damals stand ihr dafür ihre Schüchternheit im Weg.
    Konnte sie es riskieren, eine echte Freundschaft mit ihm zu schließen in den wenigen Tagen, die sie in der Trattoria zusammenarbeiten würden? Eine weitere Gelegenheit würde sie wahrscheinlich nicht bekommen. Bald kehrte jeder von ihnen in sein eigentliches Leben zurück.
    „Ich mag es nicht, wenn du mich anschweigst. Sag mir, woran du gerade denkst“, bat Brad.
    Ganz bestimmt nicht.
    „Ich habe mich nur gerade gefragt, wie es wohl für dich war, plötzlich im Chaoshaushalt der Rossis zu landen. Du musst einen dauerhaft psychischen Schaden erlitten haben! Wir sind schnell ein bisschen ausgelassen, wenn ein paar von uns zusammenkommen.“
    „In diesem Haus habe ich gelernt, wie eine Familie sein sollte. Es waren die schönsten sechs Wochen meines Lebens. Ich habe nur für die Küche und die Familienmahlzeiten am Sonntagmittag gelebt.“
    „Für die Familienmahlzeiten? Ich kann mich erinnern, dass man kaum sein eigenes Wort verstanden hat, wenn alle da waren. Das hat dir gefallen? Von meinen Schulkameraden sind die meisten entsetzt davongelaufen!“
    Ungläubig rief sich Sienna die gewaltigen sonntäglichen Zusammenkünfte in Erinnerung. Ihre ganze Familie, inklusive Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen, Gäste und Restaurantangestellten hatten sich für mehrere Stunden um den riesigen langen Esstisch versammelt.
    „Der Krach! Du kannst unmöglich den Lärm von zehn Kindern und einem Dutzend Erwachsenen gemocht haben, die darum wetteifern, am lautesten und schnellsten zu reden! Am Sonntagabend waren wir alle erschöpft, halb taub und heiser. Es war der helle Wahnsinn.“
    „Du hast vergessen, das Essen zu erwähnen“, sagte Brad.
    „Okay, das Essen war großartig.“
    „Nein, es war nicht einfach nur großartig, sondern ein Wunder. Das Beste. Ich habe die ganze Woche über in den Küchen gearbeitet, aber nichts kam an die Gerichte heran, die dein Vater sonntags für seine Familie zubereitet hat. Ich hatte nicht erwartet, eingeladen zu werden, aber wow, ich war so dankbar, das erleben zu dürfen. Es hat Wochen gedauert, bis ich herausgefunden habe, was das Essen so köstlich schmecken ließ.“
    „Mein Vater hat immer die Küchenmannschaft zu unseren Sonntagsmahlzeiten eingeladen. Was meinst du damit, dass das Essen anders schmeckte? Hat er an uns besondere Rezepte ausprobiert?“, fragte Sienna.
    „Nein.“ Brad zog ein Bein an, umfasste das Knie und lehnte sich an die Wand, sodass er Sienna gegenübersaß. „Es war die Liebe. Jedes Gericht, das dein Vater serviert hat, war mit solcher Liebe für die Menschen an seinem Tisch zubereitet, dass man fast schmecken konnte, mit wie viel Freude er für seine Familie gekocht hatte. Hast du es nicht gespürt?“
    „Ich war wohl daran gewöhnt“, erwiderte Sienna, erschüttert von der emotionalen Tragweite seiner Worte.
    „Genau. Ich hingegen kannte früher nur Tiefkühlpizza und das Schulessen. Und Zuhause war ich

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