Julia Extra Band 0331
Hause zurückgekehrt ist? Die Wahrheit musste doch schließlich bekannt werden.“
„Ich habe nichts erzählt. Die Familie wusste, warum ich meine Verlobung gelöst hatte. Alle anderen haben ihre eigenen Schlüsse gezogen, als Angelo nicht wiederkam. Die Rossis haben die Reihen geschlossen und meinten, einmal getäuscht worden zu sein sei demütigend genug für mich, aber zweimal? Das würde mich zur Lachnummer machen. Also nein. Niemand sonst hat die Wahrheit erfahren. Die Lieferanten wurden bezahlt. Und Angelo ist davongekommen.“
Als wollte sie sich vor dem eisigen Wind und den Schneeflocken vor dem Fenster schützen, hatte Sienna die Arme um sich gelegt. Ihre Stimme war immer leiser geworden.
Brad stand auf, öffnete den Reißverschluss seiner Fleecejacke, stellte sich hinter sie und umschloss ihre Taille, sodass Sienna in seine Wärme gehüllt war.
„Ich hätte es wissen sollen. Nach dem Verkauf des Restaurants hat Angelo drei ganze Tage gebraucht, um den Mut aufzubringen, mich anzurufen und vorzuschlagen, wir sollten uns eine Auszeit nehmen, bevor ich zu ihm nach Kalifornien fliege. Ich habe nur zehn Sekunden gebraucht, um zu erkennen, dass er mich nicht haben will. Ich hatte aufgehört, nützlich zu sein. Er war viel zu feige, zuzugeben, dass er mich nicht mehr liebte. Deshalb habe ich ihm gesagt, es sei aus.“
„Und was hast du dann getan?“
„Ich habe das wenige, was ich noch besaß, zusammengepackt und bin zurück in mein altes Kinderzimmer im Rossi-Haus gezogen. Ich war erschöpft, einsam, verletzlich, deprimiert und wütend auf jedermann. Tante Maria hat mir Zuflucht gewährt, bis ich so weit war, wieder zu arbeiten. Ich schulde ihr ebenso viel wie du. Also danke, dass du mir hilfst, mich erkenntlich zu zeigen.“ Über die Schulter schaute sich Sienna zu Brad um.
Obwohl sie lächelte, war ihr Schmerz nur allzu sichtbar. Brad sah ihr tief in die Augen und schmolz dahin. Er hielt Sienna Rossi in den Armen, und es fühlte sich so richtig an.
Keinesfalls durfte er erlauben, dass sie ihm davonlief.
Langsam drehte er sie herum, ließ die Hände zu ihrem Rücken gleiten und drückte Sienna an sich. Sie barg das Gesicht an seinem Hals, dann umschlang sie seine Taille, damit sie Brad noch näher kommen konnte.
Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Sienna erwiderte seine Umarmung und gab sich seiner Zuneigung hin.
Vorsichtig zog er Sienna fester an sich. Sofort sah sie auf. Ihre Blicke trafen sich. Alles, was gewesen war, bedeutete in diesem Moment nichts. Sie waren ein Mann und eine Frau, die Gefühle füreinander hatten.
Es kam Brad wie die natürlichste Sache der Welt vor, mit dem Mund Siennas Stirn zu liebkosen, ihre Schläfen, die Wangen. Der Druck seiner Hände verstärkte sich. Brad wollte, dass seine Liebe durch die Berührung bis in ihr Innerstes strömte, er wollte Sienna wärmen. Sie bitten, ihm zu vertrauen. Doch er wagte nicht zu sprechen, aus Angst, den Zauber zu brechen.
Dies hatte etwas Unwirkliches.
So einen kostbaren Moment zu zerstören kam nicht infrage. Alle Schranken zwischen ihnen waren gefallen, und Brad konnte zeigen, was Worte nicht auszudrücken vermochten.
Zärtlich streichelte er ihr den Rücken. Mit allen Sinnen war sich Brad dieser wunderbaren Frau bewusst, die er in den Armen hielt, als sie das Kinn hob und auf seinen Kuss wartete. Sein Herz raste. Langsam neigte er seinen Kopf ihren Lippen entgegen.
Doch es kam zu keinem Kuss.
Denn Sienna löste sich aus Brads Umarmung. „Ich habe mich so wertlos gefühlt. Angelo hat mir jedes Selbstvertrauen und meine Selbstachtung genommen. Mein Leben war ein Scherbenhaufen. Vier Jahre habe ich gebraucht, um mein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. Ich habe mir geschworen, mich nie wieder darauf zu verlassen, dass jemand anders meine Träume wahr macht. Ich muss meinen eigenen Weg gehen. Du verstehst das besser als jeder andere, oder?“
Bevor Brad antwortete, steckte er ihr sanft das Haar hinters Ohr. Seine Stimme klang so liebevoll, dass es schmerzte.
„Ja, tue ich. Womit noch eine Frage bleibt. Ich weiß, dass du dein Leben auch alleine meisterst. Aber hast du darin trotzdem noch Platz für einen Mann? Für einen, der den Weg mit dir gemeinsam gehen möchte?“
„Ich weiß es wirklich nicht, Brad. Dieser Job im Greystone Manor ist so lange mein einziges Ziel gewesen. Weiter habe ich nie gedacht.“
In ihrem Gesicht spiegelten sich plötzlich so viel Verwirrung und Angst, dass Brad schon
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