Julia Extra Band 0331
würde sich in Zukunft ändern. Wenn sie ihm den Ring gegeben hatte, würde sie endlich ein ganz neues Leben anfangen. Sie würde viele Männer küssen, bis sie einen fand, der sie glücklich machte. Alekos konnte ja nicht der einzige auf der Welt sein.
Als der Wagen vor ihrem Haus hielt, sah sie, dass sich die Gardinen der Nachbarin bewegten, und seufzte. Der Klatsch, den sie den Leuten lieferte, würde mindestens für zwei Leben reichen. „Komm ja nicht auf die Idee, mich hier zu küssen. Mrs Hill ist 96 Jahre alt und beobachtet uns vom Fenster. Sie bekommt sonst einen Herzinfarkt.“
„Hier wohnst du also?“, fragte Alekos überrascht, als Kelly ausstieg.
„Nicht alle Menschen sind Millionäre“, erwiderte sie gereizt. „Wie unhöflich von dir, auf andere herabzusehen.“
„Ich sehe nicht auf andere herab.“ Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. „Ich bin nur überrascht, das ist alles. Es ist hier sehr ruhig, dabei bist du ein so geselliger Mensch. Ich hatte mir vorgestellt, dass du in London lebst und jeden Abend auf eine Party gehst.“
Auf gar keinen Fall durfte er wissen, wie schlecht es ihr nach der Trennung gegangen war. Sie suchte in der Tasche nach dem Hausschlüssel. „Es wird dich überraschen, aber ich gehe jede Nacht aus.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Das überrascht mich wirklich. Willst du mir damit sagen, dass hier abends das Leben tobt?“
Kelly dachte an die Dachse, Füchse und Igel, die sich nachts in ihrem Garten herumtrieben. „Ja, hier gibt es ein wildes Nachtleben.“ Es ist schon schlimm, überlegte sie finster, wenn Dachse ein aufregenderes Liebesleben haben als man selbst. Aber sie hatte es nicht anders gewollt. Nachdem die Zeitungsreporter über sie hergefallen waren, hatte sie sich hier versteckt. „Warte, ich hole den Ring.“
„Ich komme mit. Hier draußen ziehen wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns.“
Ihr Blick wanderte zu seinen kräftigen Schultern. Die Vorstellung, er würde gleich in ihrem kleinen Cottage stehen, ließ ihren Puls in die Höhe schnellen. „Ich will dich nicht in meinem Haus haben, Alekos.“
Statt einer Antwort nahm er ihr die Schlüssel aus der Hand und ging mit schnellen Schritten zur Haustür.
Wütend lief Kelly hinterher. „ Wage es nicht, mein Haus zu betreten, ohne dass ich dich hereinbitte!“
„Dann bitte mich doch einfach herein.“
„Das werde ich nicht. Ich bitte nur nette Menschen herein, und du“, sie tippte auf seine Brust, „bist kein netter Mensch.“
„Warum hast du meinen Ring verkauft?“
„Warum bist du nicht zu unserer Hochzeit erschienen?“
Er sog die Luft scharf ein. „Das habe ich dir schon gesagt.“
„Ach ja, du hast mir damit einen Gefallen getan. Wie großzügig von dir.“
Zum ersten Mal rang er nach Worten. „Es ist mir schwergefallen.“
„Sag mir, warum. Oder, ach nein. Eigentlich will ich es gar nicht wissen.“ Kelly fand den Gedanken unerträglich, er könne ihr alle Gründe aufzählen, warum sie für ihn nicht die Richtige war. Sie könnte es nicht ertragen, wenn er sie mit der schlanken Blondine verglich, die sie in der Zeitschrift gesehen hatte. „Dann komm eben herein, während ich den Ring hole.“
Er blieb stehen. „Ich weiß, dass ich dich verletzt habe …“
„Das ist dir also auch schon aufgefallen.“ Kelly nahm ihm die Schlüssel ab und öffnete die Tür. Sie wünschte, er würde aufgeben und verschwinden, aber Alekos gab niemals auf. Nur seine Hartnäckigkeit hatte ihn zu einem so mächtigen und reichen Mann gemacht. Er setzte sich ein Ziel und ließ sich von Hindernissen nicht aufhalten. Für seine bahnbrechenden Geschäftsmethoden und seine mitreißenden Führungsqualitäten wurde er überall gefeiert. Und dann waren da noch seine Qualitäten als Liebhaber …
Aber Kelly durfte jetzt nicht daran denken. Sie schob die Eingangstür auf und zuckte zusammen, als diese gegen einen Stapel Zeitschriften stieß. „Oh, die wollte ich noch wegwerfen.“
„Du wolltest?“
„Mir fällt es schwer, Sachen wegzuwerfen“, verteidigte sich Kelly. „Ich habe immer Angst, dass ich etwas wegwerfe, das ich eines Tages noch gebrauche.“ Sie bückte sich und hob die Zeitschriften auf. Nach kurzem Zögern legte sie diese auf den Boden zurück. „Außerdem stehen ein paar gute Artikel darin, die ich vielleicht noch einmal lesen möchte.“
Alekos sah sie an, als sei sie ein Wesen von einem anderen Stern. „Du hast immer alles überall liegen gelassen.“ Sein leicht
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