Julia Extra Band 0331
löste sie das Pulver mit einem Löffel und gab etwas in einen Becher.
Alekos, der sie aufmerksam beobachtet hatte, zog sein Jackett aus und hängte es über die Lehne eines Küchenstuhls. „Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin.“
Seine Arme waren kräftig und muskulös. Sie musste daran denken, wie oft sie sich an seinen durchtrainierten Körper geschmiegt und gestaunt hatte, dass dieser Mann tatsächlich neben ihr lag.
„Und du warst schon immer ein Meister der Verstellung. Du konntest einer Frau das Gefühl geben, sie sei die Einzige auf der Welt und sie dann bei der Hochzeit einfach sitzen lassen.“
„Warum hast du den Ring verkauft?“
Sie redeten aneinander vorbei. Außerdem spürte sie die Hitze unter seiner sonnengebräunten Haut. Die Leidenschaft, die ihre Beziehung ausgemacht hatte, richtete sich jetzt auf etwas anderes. Er war wie ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen konnte. Und sie stand im Zentrum seines Interesses; ihr Herz schlug schneller.
„Ich will den Ring nicht mehr. Er erinnert mich nur daran, wie sehr ich mich damals geirrt habe. Ich hole ihn gleich, dann kannst du gehen. Hoffentlich stößt du dir dabei noch einmal den Kopf.“
Mit zitternden Händen stellte Kelly den heißen Kaffee vor ihm ab; betroffen sah sie, dass er etwas überschwappte. Es war nicht ihre Art, einen Gast unhöflich zu behandeln. Aber eigentlich war er ja kein Gast. Er war ein Eindringling. Und sie musste vor sich selbst auf der Hut sein. Sie spürte, dass seine Anwesenheit eine ungeheure Wirkung auf sie hatte. Es erschreckte sie, dass sie ihn nach allem, was er ihr angetan hatte, immer noch so attraktiv fand. Sie durfte nicht auf seine langen, dunklen Wimpern oder den Bartschatten an seinem markanten Kinn achten. Und sie sollte ebenfalls nicht darüber nachdenken, wie sehr das teure Hemd seine breiten Schultern betonte. Lieber sollte sie sich daran erinnern, wie elend ihr zumute gewesen war, als er ihre Beziehung zerstört hatte.
Alekos durchquerte die Küche; er brauchte dafür gerade einmal drei Schritte. Doch das reichte offenbar nicht, um seine innere Anspannung zu lösen, denn er drehte sich ungeduldig um und fuhr sich mit einer empörten Geste durchs Haar.
„Der Ring war ein Geschenk, und du wolltest ihn an einen Fremden verkaufen.“ Er stieß die Wörter geradezu anklagend hervor, und sie starrte ihn verblüfft an.
„Warum hätte ich ihn behalten sollen?“ Sie spürte das Gewicht des Rings an ihrer Kette. „Dachtest du, er hätte irgendeine Bedeutung für mich?“
„Ich habe ihn dir geschenkt.“
„Als Bezahlung für Sex. Mehr wolltest du nicht von mir. Du denkst immer nur an Sex. Jede Minute des Tages. Um etwas anderes ging es bei uns nie.“ Als sie die körperliche Leidenschaft ihrer Beziehung erwähnte, wurden seine Augen noch dunkler. Kelly wünschte, sie hätte das Gespräch nicht darauf gebracht.
Falsch, dachte sie mit einem Anflug von Panik. Das war falsch.
„Nicht jede Minute. Alle sechs Sekunden, sagen die Experten.“ Er ging ruhelos durch die Küche. „Männer denken alle sechs Sekunden an Sex. Also bleiben uns fünf Sekunden, um an andere Dinge zu denken.“
„ Du denkst sicherlich ans Geldverdienen.“
„Brauchst du Geld? Hast du ihn deshalb verkauft?“ Mit einem bedrohlichen Blick kam er auf sie zu.
Ich habe keine Angst vor dir, Alekos, versuchte sie sich zu beruhigen. Ihre Hände griffen nach der Kante der Arbeitsplatte. Aber seine rohe Männlichkeit ließ sie etwas empfinden, was dem Gefühl von Angst durchaus glich. In seiner Nähe spürte sie etwas, das sie bei keinem anderen Mann spürte. Und sie war nicht sicher, ob dieses Gefühl gut oder schlecht war.
Schlecht, dachte sie und sog die Luft ein. Eindeutig schlecht.
Er stand jetzt vor ihr, breitbeinig und unverkennbar männlich. Die rohe Sexualität, die er ausstrahlte, ließ die Temperatur im Raum in schwindelerregende Höhe klettern.
Ein Verlangen schoss durch ihren Körper. Kelly schob seine Brust mit der flachen Hand weg. „Du kommst mir zu nahe, Alekos. Geh weg.“
„In den letzten fünf Sekunden habe ich an Kaffee gedacht“, sagte er sanft. „Also bin ich jetzt bei Sex angekommen.“
Wie dumm von ihr, diesem Mann gegenüber das Wort Sex zu erwähnen.
Sie durfte nicht an Sex denken, solange sie mit ihm in einem Zimmer war. Das war genau das Thema, das sie vermeiden sollte. Es war zu gefährlich.
Aber jetzt war es zu spät.
Sie spürte, wie sich eine sengende Hitze in ihr ausbreitete.
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