Julia Extra Band 0331
Kleenexbox. „Wie kannst du schwanger sein? Du hast seit vier Jahren keinen Sex mehr. Selbst Elefanten brauchen nicht so lange.“
Kelly kämpfte gegen das Gefühl von Panik an. „Ich hatte vor drei Wochen Sex.“
Ein Löffel Eiscreme fiel auf den Boden. „ Vor drei Wochen ? Mit wem? Du gehst nie aus. Du bist keine Frau für eine Nacht, und vor drei Wochen war Alekos …“ Viviens Lächeln verschwand. Kelly verschränkte die Arme und wurde rot.
„Ja.“ Am liebsten wäre sie bei dem Geständnis im Erdboden versunken. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
„Alekos?“
„Erwähne doch nicht immer seinen Namen. Du warst doch ganz begeistert, als er mich geküsst hat.“
„Das war nur ein Kuss! Bei meinem letzten Kuss wurde man davon noch nicht schwanger! Alekos? Du hasst diesen Typen; er hat dein Leben zerstört.“ Vivien nahm ein Taschentuch und versuchte, das Eis wegzuwischen. „Wie blöd.“
„Ich weiß.“
„Ich meinte meinen Teppich, nicht dich.“ Vivien leckte Schokoladeneis von den Fingern. „Ist er deswegen ohne den Ring gegangen?“
„Keine Ahnung. Er ist einfach verschwunden. Wie immer.“ Kelly sprang auf und lief durch Viviens kleines Wohnzimmer.
„Kel“, sagte Vivien bestimmt. „Es ist nicht so, dass ich dich nicht mag oder mich deine Geschichte nicht interessiert, aber würdest du bitte nicht durch das Eis laufen? Du verteilst es sonst in der ganzen Wohnung. Mein Vermieter reißt mir den Kopf ab, wenn meine Wohnung voller Schokospuren ist.“
„Tut mir leid.“ Kelly rieb sich über die kalten Arme. Ihr war übel: Lag das an der Schwangerschaft oder an der Angst? „Ich helfe dir beim Saubermachen.“
„Lass nur. Ich kümmere mich morgen darum.“ Vivien nahm den Becher mit Eis wieder auf den Schoß. „Du redest also vier Jahre lang kein Wort mit dem Typen, dann taucht er auf und ihr habt leidenschaftlichen Sex. So kenne ich dich gar nicht. Ich hätte nie gedacht, du wärst so …“
„Sexuell ausgehungert? Vielleicht kommt das, wenn man sich die Männer zu lange vom Leib hält. Mein Gott, was habe ich mir nur dabei gedacht, Vivi? Er lässt mich sitzen …“, ihre Stimme wurde lauter, „… und was mache ich? Ich belohne ihn mit Sex. Was ist bloß mit mir los?“
Vivien sah sie mitleidig an. „Wie lange schon?“
„Bitte?“
„Du meintest, das kommt davon, wenn man sich die Männer zu lange vom Leib hält. Wie lange ist es eigentlich her, dass du Sex hattest?“
Kelly dachte nach. „Ich glaube, ungefähr vier Jahre. Kurz nachdem … Damit wollte ich mich von Alekos ablenken.“
„Das hat wohl nicht geklappt.“
Kelly versuchte gleichmäßig zu atmen; sie musste sich beruhigen. „Hast du dich schon einmal auf eine Beziehung eingelassen, obwohl sie nicht gut für dich war? Du weißt , dass sie nicht gut für dich ist, du weißt , dass am Ende nur der Schmerz bleibt, und trotzdem ist da diese magische Anziehungskraft.“
„Nein. Aber meine Schwägerin ist Alkoholikerin, und deine Beschreibung passt genau auf ihr Verhältnis zum Wodka.“
„Dieser Vergleich baut mich nicht gerade auf. Aber wenn sie vier Jahre lang keinen Wodka anrühren würde, wäre es dann immer noch so?“
„Allerdings. Sie sagt, dass das Bedürfnis nie weggeht. Die Lösung heißt, sich vom Wodka fernzuhalten.“
„In diesem Fall hat mich der Wodka nach Hause begleitet.“
Vivien schloss die Augen. „Das wird mir langsam zu kompliziert. Aber Wodka klingt gut. Ich habe noch eine Flasche da, für Notfälle.“
„Ich bin schwanger“, sagte Kelly empört. „Ich darf nichts trinken.“
„Aber ich. Ich trinke für uns beide. In der Zwischenzeit kannst du überlegen, was du tun willst.“ Einen Augenblick später kehrte Vivien mit einer Flasche aus der Küche zurück. Sie war kreidebleich.
„Vergiss es. Deine Entscheidung wurde dir abgenommen. Draußen steht eine riesige Limousine, und ich kenne niemanden, dem sie gehören könnte.“
„ Bitte ?“
„Es wird wohl Alekos sein.“
„Nein!“ Kelly sprang auf. „Woher sollte er wissen, dass ich schwanger bin?“
„Nun ja, bei der Empfängnis war er schließlich auch dabei“, half ihr Vivien. „Offenbar ist er eine Art Superhirn; es besteht also die Möglichkeit, dass er mit diesem Ergebnis gerechnet hat.“
Kellys Atem ging stoßweise. „Nein, nein.“
„Andererseits sind Männer manchmal ein bisschen schwer von Begriff. Dann ist er vielleicht doch nur wegen des Rings hier.“ Vivien klopfte ihr tröstend auf die
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