Julia Extra Band 0332
beschimpfst du nun schon den armen Jonathan Faraday als gerissenen und mit allen Wassern gewaschenen Schürzenjäger, der nichts ungetan lässt, um dieses Mädchen ins Bett zu bekommen. Und was tust du? Du benimmst dich nicht besser: Ich soll dem Kind einen Job beschaffen, nur damit du sie immer, wenn es dich überkommt, in der Nähe hast.“
„Mich mit diesem schmierigen Subjekt zu vergleichen, ist eine Beleidigung, Jane! Maya blieb nur noch die Kündigung, so sehr hat Faraday sie belästigt! Als Folge davon steht sie jetzt vor dem Nichts. Du beklagst dich doch ständig, total überlastet zu sein und dringend Hilfe zu benötigen.“
„Maya heißt sie also?“ Jane schob die Brille zurecht und musterte Brad durchdringend über den Rand der Gläser. Brad hatte sich auf den Rand ihres Schreibtischs gesetzt. Athletisch gebaut, mit lässiger Eleganz gekleidet und mit einem männlich schönen Gesicht war er wirklich der Traum einer jeden Frau.
„Maya ist auch die indische Göttin der Illusion. Wusstest du das, Brad? Vielleicht ist die Frau nichts anderes als ein Gebilde deiner überhitzten Fantasie. Wie lange lebst du jetzt schon enthaltsam? Mindestens ein halbes Jahr, wenn ich mich nicht irre – das erklärt alles.“
Brad schüttelte unwillig den Kopf und sprang auf die Füße. „Du kennst mich einfach zu gut, das ist das Problem.“
„Versteh mich nicht falsch, Darling, ich würde dir wirklich gerne helfen, aber das Schicksal ist gegen dich. Gerade letzte Woche habe ich eine Sekretärin eingestellt. Sie fängt Montag an.“
Mit einem Blick, als könne sie kein Wässerchen trüben, nahm Jane die Brille ab und legte sie bedächtig neben einen der vielen Papierstapel auf ihrem Schreibtisch. Dann lehnte sie sich bequem zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Brad fühlte sich an seine alte Lehrerin erinnert und wurde ärgerlich. „Wie heißt sie denn?“, fragte er betont unschuldig.
„Das fällt mir im Moment nicht ein, da müsste ich erst in den Bewerbungsunterlagen nachschauen.“ Sie deutete vage auf die Ordner im Aktenschrank.
„So, so … Aber wenn du mir nicht helfen willst und für Maya keinen Platz in deiner Agentur findest, dann lass es einfach bleiben. Dann stell ich sie eben als meine Assistentin ein – wenn sie weiß, wie man Kaffee kocht und nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, wird sie mir bei der Recherche für mein neues Stück in der Tat eine echte Hilfe sein.“
„Aha – und die Aufgaben, die du eben so nett beschrieben hast, sind auch wirklich die, die sie erledigen soll? Sei ehrlich, Brad!“
Genau dazu war er nicht bereit. Er zog es vor, seine Frustration zu verdrängen. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass es seine Sehnsucht nach Maya war, die ihn nachts nicht schlafen ließ, dass er völlig fertig war, weil sie sich nicht wieder gemeldet hatte. Stattdessen lächelte er sarkastisch.
„Darling, das geht dich, mit Verlaub gesagt, einen feuchten Kehricht an.“
Jane zuckte die Schultern, setzte sich die Brille wieder auf und erhob sich ebenfalls.
„Du willst diese Maya also wirklich mit in die Wildnis Northumberlands nehmen? Wir arbeiten jetzt seit fünf Jahren zusammen, und noch nie hast du dich von einer deiner Flammen dorthin begleiten lassen. Du hast stets behauptet, während intensiver Arbeitsphasen seien dir Frauen keine Hilfe, ganz im Gegenteil, in diesen Schaffensperioden seien sie eine ausgesprochene Plage. Habe ich dich richtig zitiert?“
Unwillig fuhr sich Brad mit beiden Händen durch das goldblonde Haar und wandte sich zum Gehen.
„Irgendwann ist eben immer das erste Mal. Ich lasse von mir hören, Jane. Wenn ich zurück in London bin, werde ich sofort bei dir vorbeischauen. Deine neue Sekretärin interessiert mich brennend, und ich freue mich schon jetzt darauf, ihre Bekanntschaft zu schließen.“
Er lächelte ironisch, verbeugte sich betont förmlich und schloss die Tür hinter sich.
„Sie?“ Maya war fassungslos.
Litt sie schon unter Halluzinationen? Blickte sie wirklich in die blauen Augen eines der berühmtesten Bühnendichter Englands? Doch es war tatsächlich Brad, der da auf der Fußmatte zu ihrer Wohnung stand, selbstbewusst und mit einem charmanten Lächeln um die Lippen. Er schien es völlig normal zu finden, unangemeldet und noch dazu unverschämt früh am Morgen bei ihr zu klingeln.
Ihr Herz schlug bis zum Hals, und nervös zog sie den viel zu knappen und äußerst kurzen Bademantel über der Brust zusammen. Tapfer versuchte
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