Julia Extra Band 0332
sie, die Wassertropfen zu ignorieren, die ihr aus dem nassen Haar übers Gesicht liefen.
Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wie sie sich verhalten sollte. Seit er sie nach jenem ereignisreichen Wochenende vor der Haustür abgesetzt hatte, waren ihre Gedanken fast ausschließlich um ihn gekreist. Doch Brad Walker von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, war eine ganz andere Sache.
Er lächelte. „Ja, ich bin es. Habe ich Sie erschreckt? Wie geht es Ihnen?“
„Gut, wirklich … Ich bin nur etwas überrascht, das ist alles.“
Er sah sie an. „Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen sind Ihnen Überraschungen ein Gräuel.“ Sein Lächeln vertiefte sich.
„Nein … ja … ich weiß nicht …“
„Aber ich weiß, dass ich gern mit Ihnen reden würde. Darf ich reinkommen?“
„Ehrlich gesagt …“
„Sie müssen doch nicht zur Arbeit, oder? Wenn Sie ins Büro gemusst hätten, wären Sie schon längst nicht mehr hier. Deshalb bin ich extra nach neun gekommen, ich wollte sicher sein, dass Sie wirklich Zeit für mich haben.“
„Nein, ich … außer im Supermarkt einzukaufen, habe ich heute Morgen ehrlich gesagt nichts vor. Und das mit dem Büro hat sich erledigt. Jonathan Faraday hat mich noch am Sonntag angerufen und meinte, es sei für mich und alle Beteiligten besser, wenn ich überhaupt nicht mehr am Arbeitsplatz erscheine.“
Sie versuchte, sich die Wut auf ihren ehemaligen Boss nicht anmerken zu lassen. Jonathan Faraday hatte sie mit abschätzigen Worten bedacht und behandelt, als hätte sie ihn und nicht er sie sexuell belästigt. Unwillkürlich ließ sie den Kopf hängen, merkte es jedoch sofort und sah Brad wieder in die Augen.
„Wie dem auch sei, ich habe mich auf alle Fälle entschlossen, mir eine Woche Auszeit zu gönnen, und werde erst Montag nachfragen, was meine Agentur mir als Anschlussjob zu bieten hat.“
„Sie könnten Faraday gerichtlich belangen und ihn wegen sexueller Nötigung verklagen.“
„Und mir alles noch schwerer machen? Nein danke.“ Sie lachte bitter. „Eigentlich hat er mir sogar einen Gefallen getan, denn so muss ich seine dreisten Annäherungsversuche wenigstens nicht länger ertragen.“
Brad schwieg und blickte sie lediglich an. Maya war es unmöglich, den Ausdruck seiner Augen zu deuten. Sie fröstelte. Glaubte er, sie habe nicht genug Mumm, um nachdrücklich für ihre Rechte einzutreten? Es war eine schreiende Ungerechtigkeit. So hart die Frauen auch für Gleichberechtigung gekämpft haben mochten, geändert hatte sich im Grunde genommen nichts. Wenn es hart auf hart kam, hielten die Männer immer noch zusammen und diktierten die Spielregeln.
„Ich würde trotzdem gerne reinkommen, wenn es Ihnen passt. Es wird wirklich nicht lange dauern, das verspreche ich Ihnen. Mir ist durchaus bewusst, dass mein Timing nicht das beste war.“
„Ich war gerade unter der Dusche, als Sie klingelten.“
„Das ist nicht zu übersehen.“
Mit offensichtlichem Interesse und unverhohlener Bewunderung betrachtete er ihren nur notdürftig bekleideten Körper. Maya wurde heiß, seine Blicke brannten wie Feuer, während sich das Wasser, das ihr aus den Haaren tropfte und über den Rücken lief, eiskalt anfühlte. Sie gab auf.
„Okay, kommen Sie herein. Machen Sie es sich im Wohnzimmer bequem, ich muss mir nur noch schnell die Haare föhnen und mich anziehen.“
„Machen Sie sich meinetwegen bitte keine Umstände. So, wie Sie gerade sind, gefallen Sie mir nämlich ausgesprochen gut.“
Seine raue Stimme verursachte eine neue, noch heftigere Hitzewelle, und hastig drehte sich Maya um. Er brauchte nicht zu sehen, wie sie errötete. Sie spürte seine Blicke im Rücken und machte sich keine Illusionen. Brad hatte erraten, dass sie unter dem spärlich bemessenen Bademantel nicht das winzigste Kleidungsstück trug.
Brad blickte Maya hinterher. Sie hatte ihn zwar ins Wohnzimmer geführt, war dann jedoch sofort hinter der zweiten Tür auf dem winzigen Flur verschwunden. Brad atmete tief durch, und die innere Spannung löste sich allmählich.
Es war äußerst riskant gewesen, Maya so unvermittelt zu überfallen, anstatt ihr die Initiative zu überlassen und zu warten, bis sie sich bei ihm meldete. Leider sah er sich durch die Umstände gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen. Am übernächsten Tag musste er endgültig nach Northumberland aufbrechen, und die Zeit lief ihm davon.
Wahrscheinlich jedoch hätte Maya sich sowieso nicht von allein gemeldet. Sie hatte
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