Julia Extra Band 0332
er im nächsten Moment über sie herfallen. Und dann die zynische Bemerkung, durch Alkohol ließen sich seine Probleme auch nicht lösen …
Hatte sie sich bisher noch Illusionen machen können, war damit jetzt endgültig Schluss. Brad hatte ihr den Job nur deshalb angeboten, weil er sie begehrte! Sie schauderte und kippelte nervös mit ihrem Stuhl. Was der Verstand auch sagte, ihr Körper hörte nicht darauf, sondern reagierte höchst eindeutig auf Brads Signale. Dennoch war sie nicht bereit, ihren Gefühlen zu folgen, eine Affäre mit Brad würde nämlich immer nur eine Affäre bleiben.
„Und wie stellst du dir unsere Zusammenarbeit vor?“ Maya starrte blicklos auf die Tischplatte. „Was mich betrifft, möchte ich dir gern beweisen, wie schnell ich mich in neue Aufgaben einfinde. Ich bin durchaus in der Lage, dich bei deiner Arbeit zu entlasten.“
„Vom Schreiben lasse ich mich durch nichts abhalten“, behauptete er kühn. „Ich fühle mich zu dir hingezogen, okay, trotzdem bin ich nicht der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Das Stück ist geplant, und es wird fertig.“ Er reckte sich. „Und dazu brauche ich Hilfe. Die Option, dein Talent unter Beweis zu stellen, bleibt dir also offen, Maya.“
„Gut.“ Erleichtert atmete sie auf.
„Aber Sex fördert die Kreativität, wie du bestimmt weißt.“
„Bei dir vielleicht, bei mir nicht.“ Sie bemühte sich, trotz des Aufruhrs ihrer Gefühle kühl und gelassen zu bleiben.
„Und weshalb? Hast du schlechte Erfahrungen gemacht oder willst du mehr als nur ein erotisches Abenteuer?“
Maya verschlug es den Atem. Schnell griff sie zur Tasse und verschluckte sich beinah an ihrem Kaffee, der nur noch lauwarm war. Wie konnte sie das Gespräch bloß wieder auf unverfängliche Themen lenken? „Sollten wir uns nicht lieber endlich über das Stück unterhalten?“
Brad trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. „Weil das sicherer ist?“
„Vielleicht … Aber ich möchte wirklich langsam wissen, woran du arbeitest und worüber ich recherchieren soll.“
Diesen Moment wählte Sheba für ihren Auftritt. Mit erhobenem Kopf und schwanzwedelnd trottete sie in die Küche und sah Brad erwartungsvoll an. Maya blieb ruhig, sie lächelte sogar. „Anstelle dieses Hundes könnte man sich fast ebenso gut ein Pferd im Haus halten.“
„Stimmt.“ Brad rief Sheba zu sich und kraulte sie. „Bevor wir mit der Arbeit beginnen, sollten wir mit ihr spazieren gehen.“ Er sah Maya an.
Da sie keine Hintergedanken erkennen konnte, nickte sie. „Ich soll also mitkommen?“
„Es ist ein gute Gelegenheit, dir die Gegend zu zeigen und gleichzeitig über das Stück zu reden.“ Er stand auf und Sheba stürmte begeistert voran.
Maya lernte viel über den Hadrianswall, eine alte römische Grenzbefestigung, die sich auf mehr als hundert Kilometer Länge quer durch Northumberland zog. Zwei Stunden waren Brad und sie jetzt schon mit Sheba unterwegs, doch mehr als gut fünf Kilometer hatten sie noch nicht erkundet. Maya war wie verzaubert. Der Anstieg zum Wall war ziemlich steil gewesen, doch der Ausblick und die herrliche Landschaft entschädigten für jede Mühe.
Der Boden neben der mit Moos und Flechten bewachsenen Steinmauer war karg, dennoch waren überall gelbe und lila Tupfer zu sehen, wo Stechginster und Beinwell üppige Polster bildeten. Der Wall folgte dem Verlauf der Täler und Hügel, und so ging es ständig auf und ab. Maya ließ sich vom Wind das Haar ins Gesicht wehen und atmete tief und genussvoll die glasklare Luft ein.
Ihnen zu Füßen lag das schönste Stückchen Erde, das Maya je gesehen hatte. Kleine Wälder, glitzernde Bäche, fruchtbare Felder, steile Schluchten, alles war hier auf dichtestem Raum zu bewundern. Manchmal musste sie einfach stehen bleiben, um alles in Ruhe zu bestaunen.
„Kannst du noch?“ Brad warf Maya einen besorgten Blick zu, denn sie schien ihm etwas außer Atem. „Der Weg ist ziemlich anspruchsvoll.“
„Alles okay, obwohl ich im Moment etwas außer Form bin.“ Ihre Augen sprühten regelrecht vor Begeisterung. „Es ist so schön hier!“
„Außer Form? Dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen, Maya“, antwortete er rau und ließ seinen Blick langsam über ihren Körper schweifen.
Ihr wurde heiß, und schnell senkte sie die Lider. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich nicht gut trainiert bin. London mit all dem Verkehr und der schlechten Luft verlockt einen nicht gerade zum Spazierengehen. Du bist wirklich
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