Julia Extra Band 0332
sich abrupt um, ging in sein Büro und schloss die Tür hinter sich.
Maya war schon vor ihm hochgegangen, um sich zum Abendessen umzuziehen, und Brad hatte sich mit Duschen und Rasieren beeilen müssen. Er setzte sich auf sein breites Bett, um das, was er heute an seinem Stück geschaffen hatte, noch einmal in Ruhe zu überdenken.
Doch sein Kopfkino machte ihm das unmöglich. Statt seiner Arbeit hatte er nur Maya vor Augen. Schließlich gab er sein Bemühen auf und verließ das Zimmer. Er ging über den Korridor, ohne auch nur einen einzigen Blick an die ausgesuchten Gemälde zu verschwenden, die seine Eltern und er in jahrzehntelanger Sammlertätigkeit zusammengestellt hatten. Vor Mayas Tür blieb er stehen und klopfte.
Ob sie ihm wohl nur mit einem Handtuch bedeckt öffnen würde? Oder zumindest den kurzen Bademantel trug, in dem er sie in ihrer Wohnung in Camden überrascht hatte? Brad musste über sich selbst den Kopf schütteln. Er benahm sich wie ein völlig durchgedrehter Pennäler in den schlimmsten Phasen der Pubertät. Aber wenn es um Maya ging, konnte er einfach nicht anders.
Sie war nicht nur verführerisch schön, sondern auch klug und einfühlsam … und verletzlich. Kein Wunder, denn Mayas Leben war durch eine harte und einsame Kindheit geprägt. Nüchtern betrachtet war es ein unverzeihlicher Fehler, ihr diesen Job angeboten zu haben, meldete sich sein Gewissen.
„Oh, bin ich zu spät? Ich muss nur noch die Schuhe anziehen.“ Wunderbar duftend und barfuß stand Maya plötzlich vor ihm im Türrahmen.
Das Haar fiel ihr offen über die Schultern und glänzte wie Seide. Sie war ganz in Schwarz gekleidet – ein kurzes, ärmelloses Top zu einer weiten Palazzohose – und ihre Augen glänzten wie Smaragde. Brad stockte der Atem.
Noch nie im Leben hatte er etwas so heiß begehrt wie diese Frau.
7. KAPITEL
„Du brauchst dich nicht zu beeilen, zieh dir in aller Ruhe die Schuhe an. Ich wollte dich nur nach unten begleiten.“
„Komm doch bitte rein. Ich bin wirklich gleich fertig.“
Brad nickte. Maya schien sich wirklich zu freuen, erleichtert folgte er ihrer Aufforderung und schloss die Tür hinter sich. Maya setzte sich aufs Bett, um die Riemchen ihrer goldfarbenen Sandaletten zu schließen. Fasziniert betrachtete Brad dabei ihre wohlgeformten Füße mit den rot lackierten Nägeln.
Als er sich zwang, woanders hinzusehen, entdeckte er das Porträt. Es stand durch die Lehne gestützt auf einem Stuhl. Überrascht trat er näher, um es sich genauer anzusehen. „Du hast es mitgenommen?“, fragte er verwundert.
„Wenn ich länger als zwei Tage verreise, tue ich das immer.“
Ein Duft nach Rosenwasser und das Rascheln von Seide verrieten Brad, dass sie sich neben ihn gestellt hatte. „Ich hoffe, es ist gut versichert.“
Sofort merkte er, wie Mayas Stimmung umschlug. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn wütend an. „Meinst du etwa, ich sei an dem materiellen Wert des Bildes interessiert? Der ist für mich bedeutungslos.“
„Und was bedeutet dieses Bild für dich?“
Sie holte sich ihren elfenbeinfarbenen Kaschmirschal, den sie aufs Bett gelegt hatte. „Es verbindet mich mit meinem Vater. Es steht für das, was er mir zu Lebzeiten nicht zu geben vermochte.“
Maya war aufgewühlt, das war offensichtlich, deshalb hielt er es für klüger abzuwarten, anstatt eine voreilige Bemerkung zu machen.
„Du musst verstehen, er lebte nur für die Malerei … wenn er nicht an der Staffelei saß, feierte er mit seinen Freunden wilde Partys … Zeit für mich hatte er eigentlich nie. Als er begann, mich zu porträtieren, änderte sich das, und er ähnelte dem Vater, von dem ich immer geträumt hatte. Obwohl ich es mir nicht anmerken ließ und so tat, als sei es eine Zumutung, ihm Modell zu sitzen, liebte ich ihn insgeheim dafür. Deshalb werde ich das Gemälde nie verkaufen, egal, was mir dafür geboten wird.“
„Und es ist alles, was er dir hinterlassen hat? Seine Karriere war wirklich außergewöhnlich, er muss es doch zu einigem Reichtum gebracht haben.“
„Reichtum? Er musste seine Werke verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen … oder er verschenkte sie im Alkoholrausch an seine sogenannten Freunde. Glücklicherweise musste er nicht mehr erleben, dass ich nach seinem Tod sogar unser Haus verkaufen musste. Mir war es egal, materielle Werte interessieren mich nicht besonders.“
Erst jetzt verstand Brad, weshalb Maya in dem schäbigen Apartment wohnte. Langsam ging er auf
Weitere Kostenlose Bücher