Julia Extra Band 0332
Grandpa wäre in einem Pflegeheim besser aufgehoben. Ich habe Nein gesagt, aber er brachte mir ständig Hochglanzbroschüren von Sanatorien oder schleppte mich mit, damit ich mir diverse Häuser ansehen konnte. Weil er einfach nicht auf mich hören wollte, habe ich ihm schließlich den Ring zurückgegeben.“
„Und den hat er genommen.“
„Ja, sicher. Er wollte eine Gattin und Gastgeberin, keineswegs eine Frau, die sich um ihren hinfälligen alten Großvater kümmert.“
„Wenn er deinen Pfleglingszoo zur Kenntnis genommen hätte, wäre ihm doch klar geworden, dass er sich in der Frage nicht würde durchsetzen können.“
Plötzlich begannen ihre Augen zu funkeln, und sie lächelte ihn an. „Er ist nie über die Mauer geklettert, wenn der Gärtner nichts merkte, sondern immer zur Haustür hereingekommen. Woher sollte er meinen Zoo kennen?“
„Was? Du hast ihn nie dazu verdonnert, den Stall auszumisten?“
Sie wurde rot. „Michael hätte die Ehre gar nicht zu schätzen gewusst.“
„Du wärst mit ihm nicht glücklich geworden“, stellte Adam sachlich fest.
Sie zuckte nur die Schultern.
„Aber zurück zu deinem Problem, May. Du wirst das doch nicht stillschweigend hinnehmen, oder? Die Klausel ist bestimmt anfechtbar.“
„Freddie meint, dass es ziemlich aussichtslos wäre, weil Grandpa mehrmals Gelegenheit hatte, die Bedingung löschen zu lassen, und es nicht getan hat.“ May seufzte schwer. „Es wäre ein langwieriger, teurer Prozess. Ich habe fast kein Geld. Selbst, wenn ich gewinnen würde, müsste ich das Haus dann verkaufen. Es ist also ein Teufelskreis. Und wenn ich verliere …“
Ja, dann hätte sie nichts, was sie verkaufen könnte und wäre völlig ruiniert, überlegte Adam.
Ein irgendwie befriedigender Gedanke, dass es mit einer Coleridge so weit kommen konnte … aber nicht halb so befriedigend wie die Alternative zu diesem Szenario.
Eine Alternative, die ihm alles verschaffen würde, wonach er sich seit Jahren sehnte.
„Du kannst Nancie also nicht zu dir nehmen, weil du demnächst das Haus verlierst.“ Wieder fasste er die Situation kurz und bündig zusammen. „Wenn du verheiratet wärst, gäbe es kein Problem. Dein Geburtstag ist in einem Monat. Das ist knapp, aber machbar.“
„Machbar? Wovon redest du, Adam?“
„Von einem kurzem Besuch auf dem Standesamt und einem einfachen Ja. Besser gesagt, einem zweifachen! Dann kannst du das Haus behalten, und ich habe jemand für Nancie, denn wenn du ihre angeheiratete Tante bist, kann niemand dein Recht anzweifeln, dich um sie kümmern zu dürfen.“
Und er würde endlich sein Verlangen nach May Coleridge stillen können und ihrem Großvater, der ihn gedemütigt hatte, eins auswischen. Quasi so, als würde er auf dem Grab des Alten tanzen!
Wenn er sich vorgestellt hatte, sie würde ihn nun stürmisch umarmen und als ihren Retter in der Not feiern, hatte er sich geirrt.
Ihr Blick war zuerst fragend, dann begannen ihre Augen förmlich Blitze zu schießen.
„Das ist nicht mal ansatzweise komisch, Adam“, rief May empört und stand auf. „Wenn du mich jetzt entschuldigst! Ich habe ein Haus voller Gäste, die in etwa zwei Stunden ein Mittagessen erwarten.“
Mit hoch erhobenem Kopf rauschte sie an ihm vorbei, trotz ihres schäbigen Jogginganzugs jeder Zoll eine Lady.
So viel zu meinem Triumph über die Coleridges, dachte Adam ernüchtert. Er war nicht einmal gut genug, die Dame aus extremen Schwierigkeiten zu retten!
„May!“, rief er eindringlich. „Supermaus!“
An der Tür blieb sie stehen und sah zu ihm zurück.
„Ich meine es ernst. Wir könnten heiraten“, erklärte er, etwas schärfer als beabsichtigt.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Unmöglich.“
Offensichtlich war er ihr immer noch nicht gut genug! Auch wenn er ein so großes Vermögen besaß, dass er Coleridge House kaufen könnte und noch genug Geld übrig hätte für neun weiter Herrenhäuser … er war und blieb Adam Wavell aus der Sozialsiedlung.
Der Junge, dessen Schwester nicht nur mit Ladendiebstahl, sondern mit Drogen zu tun gehabt hatte. Dessen Mutter in jeder Hinsicht eine Schlampe war. Dessen Vater ein Vorstrafenregister aufwies so lang wie ein Arm.
Aber die Zeiten haben sich geändert, sagte Adam sich verbissen. Er war kein Junge mehr. Jetzt bekam er, was er wollte.
Und er wollte May heiraten.
„Es wäre ein befristetes Arrangement“, erklärte er beschwichtigend. „Eine Vernunftehe.“
„Das heißt, du würdest nicht erwarten,
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