Julia Extra Band 0332
dass …“ Sie wurde brennend rot.
Adam freute sich an ihrer Verlegenheit. Ihre Beziehung zu Michael Linton war vermutlich nicht sehr feurig gewesen. Wie sollte man auch Leidenschaft für einen Stockfisch entwickeln?
May räusperte sich. „Du würdest nicht erwarten“, versuchte sie es nochmals, „dass ich sämtliche Pflichten einer Ehefrau erfülle?“
„Richtig“, stimmte Adam zu.
Er erwartete nämlich nicht, dass sie sein Haus putzte oder für ihn kochte! Das sagte er ihr aber lieber nicht. Noch nicht.
„Ich wäre also nur ein Kindermädchen, das rund um die Uhr die ganze Woche im Einsatz ist“, vergewisserte sie sich. „Nur mit größerem bürokratischem Aufwand, längerer Kündigungsfrist und nachhaltigeren Auswirkungen auf dein gesellschaftliches Leben.“
„Heutzutage habe ich ohnehin wenig Zeit für gesellschaftliches Leben“, versicherte er ihr. „Gelegentlich muss ich Geschäftspartner einladen oder bei öffentlichen Anlässen hier in der Stadt erscheinen. Aber zu denen gehst du ja auch.“
Nancie schien die fast greifbare Spannung im Raum zu spüren und begann zu weinen. Dankbar für die Ablenkung hob er das Baby auf und drückte es an sich.
„Also, May, was sagst du zu meinem Vorschlag?“
Ihr fehlten anscheinend die Worte, denn sie schüttelte den Kopf – so heftig, dass ihr einige Strähnen aus dem Band rutschten, mit dem sie ihr Haar zusammengebunden hatte. Nun war ihr Gesicht von goldbraunen Locken umrahmt wie von einem Heiligenschein.
„Was hast du denn zu verlieren?“, hakte er beharrlich nach.
Ja, er würde seinen Willen durchsetzen, schwor er sich. Sie veranlassen, ihren Namen gegen seinen zu tauschen und aus Miss Coleridge zu Mrs. Wavell zu werden.
„Man ist leichter verheiratet als geschieden“, warnte May, noch immer unnachgiebig. „Es muss doch eine einfachere Lösung für dein Problem mit Nancie geben, als die erste Frau zu heiraten, die dir über den Weg läuft.“
„Nicht die Erste“, widersprach Adam. „Glaub mir, ich bin auf dem Weg durch den Park an einigen vorbeigekommen, denen ich keinen Antrag gemacht habe.“
Beinah hätte sie gelächelt.
„Eine Scheidung ist kein Problem, wenn sich beide Seiten darüber einig sind“, versicherte er ihr. „Du würdest ein Jahr deiner Freiheit opfern, dafür aber deinen Familiensitz behalten. Das sieht doch wie ein guter Deal aus, oder?“
„Ja, für mich! Aber was hast du davon, Adam? Du kannst Nancie doch nicht so verzweifelt loswerden wollen!“
„Wer sagt denn etwas von loswerden?“ Er spielte den Gekränkten, weil sie ihm so etwas unterstellte. „Natürlich werde ich mich um sie kümmern. Schließlich hat Saffy mich darum gebeten. Also habe ich nicht vor, dir die ganze Verantwortung aufzubürden.“
„Sondern?“
„Morgen muss ich, wie gesagt, nach Südamerika, aber bis dahin übernehme ich meinen Anteil an den Pflichten“, versicherte Adam ernsthaft.
„Schön. Und wie stellst du dir das vor?“
„Ich kann ihr nachts die Windel wechseln. Das Schlafzimmer deines Großvaters ist ja bezugsfertig und genau richtig für mich. Also packe ich nur schnell eine Tasche und komme zurück … zu dir.“
5. KAPITEL
Fassungslos stand May da und sah Adam starr an.
„Was willst du?“, fragte sie schließlich.
„Bei dir einziehen. Wenn wir heiraten, erwartet man das ja von uns. Oder willst du, dass die Behörden glauben, es wäre nur eine Scheinehe? Zum Zweck, den Staat um sein ihm zustehendes Erbe zu prellen?“
„Aber …“ Bevor sie ihren Einwand vorbringen konnte, begann das Baby zu jammern.
„Was muss ich jetzt machen?“ Adams Hilflosigkeit war nicht gespielt.
„Wahrscheinlich ist Nancie hungrig.“
May holte die Tasche, in der die Sachen des Babys waren, aus dem Schlafzimmer und sah nach. Es gab nur einen Karton mit Trockenmilch.
„Was das wohl bedeutet?“, überlegte sie laut.
„Dass wir bald neue Milch besorgen müssen“, antwortete er spöttisch.
„Ach, Adam, kannst du das Ganze nicht ein bisschen ernster nehmen? Ich meinte, ob es bedeutet, dass Saffy ihr Töchterchen bald wiederhaben will.“
„Tut mir leid“, entschuldigte er sich ernsthaft. „Ich kann zwar Firmenfusionen bis ins Kleinste planen, aber wenn es um Kinder geht, gerate ich ins Schwimmen.“
„Dann besorg dir Hilfe!“
„Das versuche ich ja gerade! Wenn du mitspielen und meinen Antrag annehmen würdest, wäre uns beiden geholfen.“
„Bitte, Adam …“ Ihre Stimme klang zittrig. „Hör auf, dich über
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