Julia Extra Band 0332
mir ja gleich gedacht, dass du mir nicht helfen willst.“ Er zuckte ausdrucksvoll die Schultern. „Dann habe ich mir allerdings eingeredet, zwischen Saffy und dir bestehe eine besondere Beziehung, weshalb du ihr helfen würdest.“
„Adam, ich will …“
„Schon gut“, unterbrach er sie. „Ich wende mich an die zuständigen Behörden. Nancies Vater hat bestimmt bereits Anzeige erstattet, dass sein Kind entführt worden ist. Die Entscheidung, wem das Sorgerecht zusteht, überlassen wir dem Gericht.“
„Das kannst du doch nicht machen!“, rief May aufgebracht. „Saffy verlässt sich darauf, dass du ihr aus dieser Klemme hilfst.“
„Ich soll ihr helfen, meinst du?“, fragte er betont. „Dann lies doch noch mal den Brief. Vor allem den Nachsatz.“
4. KAPITEL
May schwieg erst einmal.
Auch Adam sagte nichts, bis er schließlich fragte: „Könnte ich jetzt den Kaffee bekommen, den du mir vorhin angeboten hast?“
„Was? Ach ja, sicher … wenn dir Pulverkaffee genügt. Trinkst du ihn immer noch schwarz und ohne Zucker?“
„Ja. Dass du dich daran noch erinnerst!“
„Wieso nicht?“ Sie reichte ihm Nancie, die sich bei ihm genauso wohlzufühlen schien wie bei ihr.
Die Küche war klein, aber mit allem bestückt, was man zum Kaffee- und Teezubereiten brauchte. Innerhalb weniger Minuten brachte May zwei Becher mit dampfendem Kaffee zurück und reichte den einen Adam.
„Hier, bitte. Ich hole eine Decke, dann legen wir Nancie auf den Boden. Da kann ihr nichts passieren“, informierte sie ihn und stellte ihren Becher auf den Tisch.
„So viel weißt du immerhin, May.“
Sie würdigte ihn keiner Antwort, sondern ging in den Flur und nahm eine besonders dicke weiche Decke aus dem Schrank. Im Erdgeschoss war alles still. Die Kursteilnehmer waren tatsächlich beschäftigt und aus dem Weg. Ihr wurde allerdings unbehaglich zumute beim Gedanken, Robbie mit dem unerwarteten Besuch unter die Augen zu treten.
Zurück im Schlafzimmer faltete May die Decke und legte sie auf den Boden. Dann nahm sie Adam das Baby ab und bettete es in das weiche Nest. Den Teddy, den sie vorhin im Buggy entdeckt hatte, legte sie dazu.
Alles nur, um den Moment möglichst lange hinaus zu zögern, in dem sie Adam die Wahrheit erzählen musste.
„Du machst das wirklich großartig“, lobte er und setzte sich aufs Sofa. „Anscheinend hast du echtes Naturtalent. Und das sage ich nicht nur, damit du mir jetzt aus der Patsche hilfst“, fügte er hinzu. „Aber das glaubst du mir bestimmt sowieso nicht.“
Sie nahm ihren Becher und setzte sich neben Adam aufs Sofa. „Ich glaube, du hast mir noch nicht alles gesagt.“
„Ich weiß wirklich nicht mehr, als in Saffys Brief steht.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Ihre Freunde habe ich natürlich angerufen, aber sie wissen auch von nichts … oder wollen es mir nicht verraten.“
Er wirkte nicht mehr so selbstbewusst wie vorhin, eher wie der Junge, an den sie sich von früher her erinnerte.
May nahm das Blatt Papier und las es nochmals gründlich. „Sie klingt irgendwie seltsam. Ob sie vielleicht an einer Depression leidet, ausgelöst durch die Geburt?“
„Würdest du ihr in dem Fall helfen?“, erkundigte Adam sich hoffnungsvoll. Dann schüttelte er den Kopf. „Entschuldige, das war unfair. Aber was ich dringend brauche, May, ist ein Mensch, dem ich voll und ganz vertrauen kann. Jemand der Saffy kennt und sie nicht verurteilt. Jemand, der auf keinen Fall diese Story der Presse verkauft. Denn das könnte meinen Ruin bedeuten.“
„Das ist alles, was dir Sorgen macht? Dass du Schaden erleiden könntest?“, fragte sie wütend. „Saffy ist dir egal? Und Nancie?“
Das Baby fing in dem Moment zu weinen an. Froh über die Chance, Abstand zwischen sich und Adam zu bringen, stand May auf und eilte zu der Kleinen, um mit ihr zu spielen.
„Ich kann dir nur nochmals die Agentur empfehlen, bei der ich die Pflegerin bekommen habe“, meinte May bemüht sachlich. „Sie sind sehr diskret.“
„Trotzdem, das ist nicht das einzige Problem“, erwiderte Adam. „Zum einen ist meine Wohnung, wie schon erwähnt, völlig ungeeignet. Und zum anderen, wie Saffy extra betont, wollen solche Agenturen alle möglichen Details wissen: wer die Mutter ist, wo sie ist, welches Recht ich habe, über das Baby sozusagen zu verfügen. Saffy ist aber auf der Flucht, May! Vergiss das nicht. Gegen sie liegt ein Gerichtsbescheid vor.“
„Du musst doch eine Ahnung haben, an wen
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