Julia Extra Band 0332
überstehen?
Sie ließ sich in einen bequemen Sessel sinken, trank vorzüglichen Kaffee und versuchte, sich vorzustellen, Raúl sei nur ein flüchtiger Bekannter.
Doch es funktionierte nicht. Sie brauchte ihn nur anzuschauen, schon wurde sie von Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit überflutet, konnte seine Hände fast auf ihrem Körper spüren. O mein Gott … aufhören!
Er machte eine sorgenvolle Miene und so schenkte sie ihm ein gespielt freundliches Lächeln – um sich zu schützen und die Zeit zu füllen.
Bald würden sie wieder im Auto sitzen und nach Calvià zurückfahren. Sie würden ein leichtes Mittagessen zu sich nehmen, hoffentlich zusammen mit Teresa. Nach der obligatorischen Siesta würde sie eine kurze Auszeit nehmen und sich mit dem Laptop beschäftigen, dann würde es bald Zeit sein, um zu duschen, sich zu frisieren, zu schminken und anzukleiden.
Was sie daran erinnerte, dass sie sich noch mal bei Raúl bedanken sollte. Das Abendkleid war sündhaft teuer gewesen, die Abendschuhe von einem Designer entworfen … Alles zusammen hatte einen Betrag gekostet, der sie zusammenzucken ließ.
„Ich weiß es zu schätzen, dass du mir bei der Auswahl dieses schönen Kleids geholfen hast. Danke“, sagte sie, und versuchte nicht darauf zu achten, wie sich ihr Herzschlag beim Anblick seines trägen Lächelns beschleunigte. „Doch ich bestehe darauf, dir den Betrag zu erstatten.“
„Betrachte es als Geschenk.“
Er war ein starker und vitaler Mann … beinahe von einer Frau allein nicht zu bändigen. Und doch hatte sie es geschafft … zumindest für eine Weile. Sie hatte ihn mit allem geliebt, was sie besaß … Herz, Verstand, Seele.
„Nein“, gab sie entschieden zurück. „Ich kann dir nicht erlauben, auch nur irgendetwas für mich zu bezahlen.“
Er betrachtete sie mit zunehmender Belustigung. „Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
Eine bessere Gelegenheit würde es nie mehr geben. „Weil ich die Scheidung einreichen werde.“
Sie war sich nicht sicher, welche Reaktion sie von ihm erwartete. Zustimmung? Bedauern? Einen Versuch, sie umzustimmen?
Aus seiner ausdruckslosen Miene war nichts zu schließen. Der Mann war ein gewiefter Stratege, erfahren darin, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen.
„Eine andere Lösung fällt dir nicht ein?“
Dem flauen Gefühl in ihrem Magen hatte sie nichts entgegenzusetzen. „Was zum Beispiel?“
Er ließ sich mit der Antwort Zeit. „Versöhnung.“
Ungläubig sah sie ihn an. „Hast du den Verstand verloren?“
„Wir sind uns noch immer nicht ganz gleichgültig. Ein Gefühl, auf dem man aufbauen könnte, anstatt es zu zerstören. Meinst du nicht auch?“
Ihre Antwort kam prompt. „Nein.“
Nicht einmal nachdenken wollte sie über seinen Vorschlag.
In sein Leben, sein Bett zurückkehren? Noch einmal Opfer von Sierras Intrigen werden oder von irgendeiner der vielen anderen Frauen, die hinter ihm her waren? Nein. Sie könnte es nicht tun. Sie würde sich nur wieder Schmerzen einhandeln, die sie nicht noch einmal ertragen wollte.
Aber es hatte doch auch gute Zeiten gegeben? warf eine innere Stimme ein. Eure Liebe! All das, was ihr im Bett und außerhalb geteilt habt. Die Freude, die Harmonie zwischen euch? Und wie leicht er dich von einem Höhepunkt zum anderen bringen konnte. Hat das etwa niemals existiert?
O bitte. Sex, sogar sehr guter Sex, ist noch lange keine Basis für eine Ehe. Also vergiss es!
Ihr Gedanken wanderten weiter. Eine Aussöhnung zwischen ihnen würde ihr Leben von Grund auf ändern. Konnte sie jemals wieder nach Spanien zurückkehren? Sie müsste ihr Geschäft und alles andere aufgeben, das sie sich geschaffen hatte, um ihr Leben wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Sie brauchte gar nicht weiter darüber nachzudenken.
„Nein“, wiederholte sie mit fester Stimme.
Sie empfand es als Erleichterung, als sie kurz darauf aufbrachen.
Auf der Rückfahrt sprach sie nicht.
Nachdem sie in der Villa angekommen waren, war es eine Freude, Teresa zuzuschauen, wie sie den Inhalt der Einkaufstaschen anerkennend begutachtete.
„Perfekt“, rief sie aus. „Raúl hat den gleichen erlesenen Geschmack wie sein Vater.“
In jeder Hinsicht? Ob Sebastiano Velez-Saldaña seine Frau auch während der Ehe betrogen hatte?
Sie bezweifelte es, wenn man den Fotografien Glauben schenken konnte, die Teresa und ihn als glückliches und liebendes Paar zeigten.
Doch Fotos können trügen. Hatte nicht auch sie glücklich lächelnd an
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