Julia Extra Band 0332
dachte Gianna, es war alles so schön gewesen …
„Pablo hat Opernkarten für heute Abend für das Teatro Principal“, erklärte Christina. „Möchtet ihr mit uns kommen?“
„O ja, das solltet ihr euch nicht entgehen lassen“, preschte Teresa vor. „Raúl?“
Obwohl er Giannas verzweifelten Blick wahrnahm, den sie ihm zuwarf, erklärte er ungerührt: „Gern, danke. Wir treffen uns dort.“
Du Schuft, verwünschte sie ihn.
Teresa klatschte vor Freude in die Hände. „Es freut mich sehr, dass ihr einen wunderschönen Abend zusammen verbringen werdet.“
Glaubst du das wirklich?
Andererseits: Wie konnte sie das Angebot ablehnen, wenn es Teresa solche Freude bereitete?
„Wir wollen vorher noch essen gehen und haben einen Tisch reserviert“, fügte Christina hinzu und nannte das Restaurant.
O Gott, das wird ja immer schlimmer .
Teresas Familie musste doch über ihre Trennung Bescheid wissen. Drei Jahre, in denen sie nie an Raúls Seite zu sehen war, sollten doch den Rückschluss nahelegen, dass sie getrennt lebten, oder?
Weshalb also diese Einladung? Ein versteckter Versuch, sie wieder zusammenzubringen?
Da konnten sie lange warten.
Gianna gab ihrem Make-up den letzten Schliff, legte Schmuck an und zog Sandaletten mit hohen Absätzen an.
Für den Opernbesuch hatte sie ein raffiniertes Neckholder-Kleid aus meerblauer Seide gewählt, das ihre schmale Figur gut zur Geltung brachte und die makellose Haut betonte. Sie war froh, dass sie es mit der dazugehörenden Seidenstola mitgebracht hatte. Das Haar ließ sie offen, griff sich ihre Abendtasche, öffnete die Tür und – stieß auf Raúl, der gerade seine Suite verließ.
Er trug einen anthrazitfarbenen Abendanzug, der ihm hervorragend stand und garantiert maßgeschneidert war.
Er ist schon etwas Besonderes, musste sie sich widerstrebend eingestehen, als er so dastand und auf sie wartete.
Gelassen sah er aus, doch das mochte täuschen. Denn hinter dieser Fassade verbarg sich ein gerissener Mann, der vor nichts haltmachte, was ihn am Erreichen seiner Ziele hinderte.
Solange diese Ziele jedoch nichts mit ihr zu tun hatten, konnten die folgenden Tage hier vielleicht doch recht angenehm werden.
Allerdings wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie sich in getrennten Welten bewegten. Das ist doch verrückt, ging es ihr durch den Kopf, als sie an seiner Seite die Treppe hinunter ins Foyer schritt.
„Pablo und Christina sind schon vorgefahren, um ihre Eltern zu Rositas Wohnung zu bringen“, erklärte Raúl.
Es war ein wundervoller Abend, und eine frische Brise wehte vom Meer herauf. Raúl fuhr Richtung Palma.
Der Verkehr nahm zu, als die Geschäfte schlossen und Angestellte und Verkäufer nach Hause fuhren. Bald würden die Restaurants ihre Pforten öffnen und die Vergnügungsbars ihr Publikum anlocken.
Das Hotel, in dem Pablo den Tisch reserviert hatte, bot persönlichen Parkservice an, sodass sie den Wagen nur abgaben, um ihn abstellen zu lassen, und das Restaurant aufsuchten.
Der Oberkellner erkannte Raúl, begrüßte ihn mit außerordentlicher Höflichkeit und geleitete sie an ihren Platz.
Was großer Reichtum und hoher sozialer Status nicht alles bewirken, dachte Gianna.
„Man hat hier den Eindruck, dass dein Ruf dir vorauseilt.“
„Was meinst du damit genau?“
„Nun, deinen Witz und deinen Charme natürlich.“
„Das freut mich“, sagte Raúl mit Spott in der Stimme.
„Und der als Frauenheld“, gab sie trocken zurück. „Man kann es gar nicht an einer Sache allein festmachen. Vielleicht hängt es auch mit dem Namen zusammen, Velez-Saldaña, und mit allem, was damit verbunden wird … die vielen Häuser und Apartments in verschiedenen Städten rund um die Erde, die Luxusautos.“ Sie neigte den Kopf ein wenig. „Der Privatjet, die Luxusyacht, dein, nun, gebieterisches Auftreten.“
Seine Augen nahmen einen feindseligen Ausdruck an. „Möchtest du das noch näher ausführen.“
„Nein.“
„Deine erfrischende Ehrlichkeit habe ich vermisst.“
„O bitte. Eine ganze Schlange von Frauen hat doch nur darauf gewartet, meinen Platz einzunehmen.“
„Keine davon hat mich allerdings interessiert.“
Sie schenkte ihm einen aufmerksamen Blick. „Und das soll ich dir glauben?“
„Das überlasse ich deinem Urteilsvermögen.“
Pablo und Christina betraten das Restaurant. Der Oberkellner geleitete sie zu ihrem Tisch.
Gianna mochte Raúls Cousin und Cousine. Pablo besaß einen ausgeprägten Sinn für Humor, und Christina
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