Julia Extra Band 0332
ihrem Verstand erfassen konnte und was sie kannte – es war verschwunden.
Mit ersticktem Keuchen sah Rose den Verrückten an, der neben ihr saß, den dunklen Fremden, der ihr gerade all die Menschen genommen hatte, die sie liebte. „Sie haben mich entführt“, wisperte sie. „Von meiner eigenen Hochzeitsfeier.“
Mit leerem Blick starrte der Mann sie an. Sein Kiefermuskel zuckte.
Sie rückte von ihm ab und presste sich gegen die Tür. „Was wollen Sie mit mir machen? Warum nehmen Sie mich mit?“
Die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem bedrohlichen Lächeln, während er sich in seinem Sitz zurücklehnte. Seine dunklen Augen schienen sich voller Bosheit und Abscheu in ihre Seele zu bohren.
Dann streckte er die Hand aus. Einen kurzen Moment glaubte sie, er wolle sie schlagen. Stattdessen spürte sie, wie er ihr die Tiara und den Schleier vom Kopf riss.
Flatternd hob sie die Lider und sah, wie das Fenster neben ihm herunterging.
„Was machen Sie da?“, fragte sie atemlos.
Er gab keine Antwort, sondern warf die Tiara und den Schleier hinaus auf die Straße. Dann fuhr das Fenster lautlos wieder nach oben.
Entsetzt starrte Rose hinten aus dem Wagen, ehe sie sich wieder an den Fremden wandte, zitternd vor Wut. „Wie können Sie es wagen!“
„Es war eine Fälschung“, erwiderte er kalt.
„Nein, ein unbezahlbares Erbstück. Seit Generationen gehört es der Familie meines Mannes …“
„Eine Fälschung“, fiel er ihr ins Wort. Dann wandte er sich ab und fügte in leiserem Ton hinzu: „Genau wie ihre sogenannte Hochzeit nur vorgetäuscht war.“
„Wie bitte?“, flüsterte sie.
„Sie haben mich schon verstanden.“
„Sie sind doch wahnsinnig.“
Sein Kiefermuskel zuckte. „Sie wissen, dass Ihre Hochzeit nicht echt war. Und Sie wissen auch, wer ich bin.“
„Nein, das weiß ich nicht.“
„Mein Name ist Alexandros Novros“, stieß er aus und musterte sie.
Alexandros Novros .
Sie hatte Lars diesen Namen einmal in einer wütenden Schmährede auf Schwedisch ausrufen hören, im Beisein seiner Assistenten und Bodyguards. Jetzt hatte der Mann, der offensichtlich ein Feind ihres Ehemannes war, sie entführt.
Alexandros Novros .
Plötzlich bekam Rose keine Luft mehr. Der Name machte ihr bewusst, dass dies kein Missverständnis war. Kein Traum. Der Feind ihres Mannes hatte sie gekidnappt. Und offenbar war er ein unbarmherziger, grausamer Verbrecher, mit einem Herzen aus Eis.
„Was wollen Sie denn von mir?“, fragte sie leise.
Alexandros schenkte ihr ein frostiges Lächeln. „Nichts.“
Sie glaubte ihm keinen Augenblick. Vielmehr wusste sie, dass sie fliehen musste, ehe er sie als Nächstes aus dem Fenster werfen würde. Sie umfasste den Türgriff, doch die Tür war verriegelt.
Grimmig umklammerte Alexandros ihre Handgelenke und stieß sie zurück in den Sitz, während er sich an sie presste. „Sie können nicht fliehen.“
„Hilfe!“, schrie sie, auch wenn sie wusste, dass es hoffnungslos war. „Zu Hilfe!“
„Niemand wird Ihnen helfen, Rose Linden.“ Er sah auf sie hinunter, Hass in den schwarzen Augen. „Du gehörst … mir .“
2. KAPITEL
Er hatte nicht erwartet, dass sie so schön sein würde.
Während der Geländewagen die verschneite Straße entlangfuhr, starrte Alexandros Novros die zarte Blondine neben ihm an, deren Handgelenke er in seinen starken Händen gefangen hielt. Kaum hatte sie versucht zu fliehen, hatte er sie zurück in den weichen Ledersitz gepresst.
Alexandros hörte, wie sie keuchend Luft holte, und roch den Duft nach frischer Wäsche und Teerosen, der ihrer Haut entströmte. Mit jedem Atemzug hoben sich ihre vollen Brüste über dem eng geschnürten Mieder aus Satin, bis er glaubte, der Stoff würde die Fülle nicht mehr halten können.
Er verspürte ein Ziehen im Leib und wandte den Blick ab.
Alexandros hatte nicht damit gerechnet, dass er Rose Linden begehrte. Sie verachten, ja. Sie benutzen? Sicherlich.
Aber wie sollte er sich den plötzlichen Anflug von Verlangen erklären?
Für ihn gab es eine einzige Grundvoraussetzung, bevor er eine Frau mit in sein Bett nahm: Er musste sie wollen. Mehr nicht. Etwas über ihren Charakter oder die sogenannte Seele zu erfahren, daran hatte er kein Interesse. Warum auch? Am nächsten Morgen wäre er doch mit ihr fertig.
Außerdem waren seine Geliebten keine unschuldigen Jungfrauen mehr. Sie konnten selbst auf sich aufpassen. Und sie hatten ihre eigenen Pläne. Entweder gelüstete es sie nach seinem
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