Julia Extra Band 0332
Körper, seinem Geld, seiner Macht oder nach allem zusammen. Er wusste, dass er jede und jeden kaufen konnte. Und alles hatte seinen Preis.
Doch dass gerade er diese Frau wollte, war ihm völlig unverständlich. Rose Linden besaß keine Moral, war geldgierig, hinterhältig, rücksichtslos und gerissen. All das hatte er gewusst, nur nicht, dass sie so schön war. Jetzt konnte er beinahe verstehen, warum Lars Växborg so viel riskiert hatte, um sie als seine Frau ausgeben zu können.
Jeder Mann würde eine Frau wie sie wollen.
Mit flackerndem Blick sah sie zu ihm hoch. Ihr honigblondes Haar hatte sich aus dem Knoten gelöst, als er ihr die Tiara und den Schleier heruntergerissen hatte. Lange blonde Strähnen umrahmten ihr herzförmiges Gesicht mit den rosa Wangen. Ihre Augen schimmerten in dem lebhaften Türkis der Ägäis, umrahmt von dichten schwarzen Wimpern. Ihr voller Mund mit den roten Lippen war geöffnet – ihre Miene versprühte Leidenschaft.
Für Alexandros sah sie aus wie eine Frau, die eben in einem Sinnesrausch mit einem Mann geschlafen hatte.
Er wollte sie. Und das machte ihn wütend.
Sicher reizt sie mich absichtlich, dachte er. Sie setzte ihren weiblichen Charme ein, um der Bestrafung zu entgehen, in der Hoffnung, sein Herz anzusprechen und ihn auf ihre Seite zu ziehen – daran hatte er keinen Zweifel.
Zu schade für sie, dass er kein Herz hatte.
Seit Alexandros von der sogenannten Hochzeit erfahren hatte, wurde Schloss Trollshelm von seinen Männern Tag und Nacht beobachtet. Er hatte geplant, den Baron zu entführen und ihn gewaltsam zu zwingen, ihm Laetitias Aufenthaltsort preiszugeben. Doch Lars Växborg war zu durchtrieben. Nie verließ er allein sein Schloss.
Alexandros konnte jedoch nicht länger warten. Nach einem Jahr wusste er nicht mehr, in welcher Verfassung Laetitia sich befand. Sie könnte im Sterben liegen. Beinahe wäre er in seiner Verzweiflung mit seinen Männern und geladenen Gewehren ins Schloss gestürmt, obwohl er wusste, dass sein Vorhaben nur in einer Katastrophe enden könnte.
Dann hatte er gesehen, wie die Braut dieses Mannes allein das Schloss verlassen hatte und in die mondbeschienene Nacht hinausgegangen war. Als Alexandros sie in dem gespenstisch flackernden Nordlicht stehen sah, wusste er, dass sie das Wunder war, auf das er gewartet hatte. Und er hatte die Gelegenheit ergriffen.
Alexandros wusste alles über Rose Linden. Eine amerikanische Kellnerin, die Laetitias Vermögen für Juwelen, Pelze und Designerkleider verschwendete. Sie hatte das geheiligte Eheversprechen abgegeben. Doch es war nichts als eine Lüge gewesen, um in der Öffentlichkeit als reiche Baroness dazustehen. Statt ihrer Armut durch harte Arbeit zu entgehen, hatte sie zu einer Lüge gegriffen.
Das war alles, was Alexandros wissen musste. Er hatte kein Mitleid mit ihr, sondern verspürte nur Verachtung und kalte Wut.
Nein, das stimmte nicht länger. Jetzt spürte er auch Lust.
Als er sie in den Sitz zurückgedrängt und ihre Handgelenke umklammert hatte, hatte er sie gehasst. Und gleichzeitig begehrt.
„Damit werden Sie nicht durchkommen“, keuchte sie.
„Ach nein?“ Er musste sich zwingen, ihr in die Augen zu sehen, statt auf ihre Brüste, die sich mit jedem Atemzug hoben und senkten.
„Mein Mann wird …“
„Sie haben keinen Mann.“
„Oh mein Gott“, wimmerte sie schockiert. „Was haben Sie getan?“
„Sie wissen genau, was ich meine“, sagte er grimmig.
Ihr Gesicht war totenbleich, und sie saß reglos da.
„Haben Sie … ihm etwas angetan?“
Noch vor einer Stunde war er versucht gewesen, genau das zu tun. Auch wenn es ihm eine persönliche Befriedigung gewesen wäre, Växborg zu töten, hätte das negative Auswirkungen gehabt. Alexandros würde sich aus einer Gefängniszelle heraus kaum um Laetitia kümmern können. Vor allem, da er sein Wort gegeben hatte, niemandem von ihrer Verbindung zu erzählen.
„Bringen Sie mich zurück“, flüsterte Rose Linden. „Ich … ich verspreche Ihnen auch, niemandem zu erzählen, was Sie getan haben.
„Sie versprechen es also?“, sagte er verächtlich. „Wir beide wissen doch, dass Ihr Versprechen wertlos ist.“
„Wie können Sie so etwas sagen?“, protestierte sie mit tränenerstickter Stimme. „Sie kennen mich nicht einmal.“
Krokodilstränen einer gerissenen kleinen Schauspielerin, redete er sich ein. „Ich weiß genug“, entgegnete er barsch. „Und jetzt werden Sie und Ihr Liebhaber zahlen …“
In diesem
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