Julia Extra Band 0332
hatte.
Sie kostete die Süße seines Atems, den Geschmack des Whiskeys auf seiner Zunge. Spürte sein raues Kinn an ihrer Haut, die Hitze, die seinem Körper entströmte.
Überwältigt von seiner Kraft und der fordernden Umarmung kapitulierte sie. Noch nie zuvor war sie geküsst worden, richtig geküsst, und ihr Verstand setzte abrupt aus. Sie verlor sich in der streichelnden Berührung seiner Finger, die über ihren nackten Rücken fuhren, in dem Gefühl seiner muskulösen Schenkel an ihren Beinen. Gedankenlos strich sie mit den Lippen über seinen Mund. Sie wusste nicht, was sie tat, spürte nur, dass Verlangen ihren Körper wie einen süßen Schmerz durchfuhr. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, als wollte sie ihn näher zu sich ziehen, als könnte nur er allein ihr die Luft zum Atmen schenken …
Doch im nächsten Moment gewann ihr Verstand die Oberhand. Mit einem erstickten Aufkeuchen riss sie sich von ihm los.
Dann holte sie aus und schlug ihm ins Gesicht.
Überrascht sah Alexandros sie an und rieb sich über die gerötete Wange.
„Wie konntest du es wagen, mich zu küssen?“, rief sie aufgebracht, während ihre Hand von dem heftigen Schlag, den sie ihm versetzt hatte, immer noch schmerzte. „Ich bin eine verheiratete Frau.“
Spöttisch verzog er den Mund. „Das bist du nicht“, sagte er ruhig. „Und ich bin dieser Diskussion müde. Aber ich habe bekommen, was ich wollte. Der Kuss diente nur dazu, eine Antwort auf meine Frage zu finden.“
„Welche Frage?“
Er zuckte die Schultern. „Du wusstest nicht, dass Växborg verheiratet ist. Sonst hättest du versucht, mich zu verführen und auf deine Seite zu ziehen. Was du mit diesem unbeholfenen Kuss sicher nicht geschafft hast.“
Unbeholfen? Heiße Röte färbte ihre Wangen. Sie war also unbeholfen?
Es war ihr erster Kuss gewesen. Als Teenager hatte sie sich vorgenommen, auf die idealisierte Vorstellung des ersten Kusses zu warten. Später, um die zwanzig, war sie zu verlegen gewesen, um die Initiative zu ergreifen. Eine Jungfrau mit neunundzwanzig war schon schlimm genug, aber eine, die in diesem Alter noch nie geküsst worden war?
Sie hatte nicht die geringste Lust, Alexandros Novros davon zu erzählen und sich damit erneut seinem Spott auszuliefern.
„Mir ist jetzt klar geworden, dass du dich keines Verbrechens schuldig gemacht hast“, meinte er leichthin. „Außer dass du leichtgläubig und naiv bist.“
Leichtgläubig und naiv. Rose starrte ihn an. Vielleicht war sie das wirklich. Ihre Lippen waren von seinem Kuss immer noch geschwollen. Was war eigentlich in sie gefahren? Wie hatte sie seinen Kuss auch nur für einen Moment erwidern können? „Fass mich nie wieder an!“
„Das werde ich nicht.“
Sie schluckte schwer und wandte den Blick ab. Das elektrisierende Gefühl, das ihren Körper bei seinem Kuss durchzuckt hatte, war ganz und gar neu für sie. Bei Lars hatte sie nie so gefühlt, nicht einmal, als sie ihm erlaubt hatte, ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, nachdem der Priester sie zu Mann und Frau erklärt hatte.
Sie hasste ihren Kidnapper, jedoch nicht halb so viel wie sich selbst in diesem Augenblick.
„Ich meine es ernst. Wenn du versuchst, mich noch einmal zu küssen“, sagte sie leise, „dann bringe ich dich um.“
„Du willst mir drohen?“ Er klang amüsiert.
„Ja“, gab sie zurück. Zweifellos war es albern, einem rücksichtslosen Millionär mit dem Tod zu drohen, wenn man in dessen Privatjet festsaß, aber sie war so wütend – und überwältigt von seinem Kuss –, dass sie nicht mehr klar denken konnte.
Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Nun gut. Ich gebe dir mein Wort. Ich werde dich nicht mehr küssen. Außer du bittest mich darum.“
„Sehr gut.“ Sie schlang die Arme um ihren zitternden Körper. „Weil ich dich nie im Leben darum bitten würde.“
Er setzte sich und griff nach seinem Glas, um den restlichen Scotch in einem Schluck auszutrinken. „Das wäre ja dann geregelt.“ Er drückte auf die Bordanlage. Als eine der Flugbegleiterinnen erschien, sagte er rasch: „Miss Linden ist müde. Bringen Sie sie in die Schlafkabine.“
Rose wirbelte zu ihm herum. „Deine Kabine! Ich hätte wissen müssen, dass das ein Trick war …“
„Ich werde hierbleiben“, fiel er ihr ins Wort. „Geh jetzt schlafen. Wir landen in ein paar Stunden.“
Eingepfercht in dem winzigen Schlafraum hinten im Flieger verbrachte Rose den restlichen Flug auf einem harten Stuhl,
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