Julia Extra Band 0332
eingewickelt in eine Decke, und starrte hinaus in die dunkle Nacht.
Immer noch spürte sie die Hitze seiner Lippen. Der Schock des Verlangens hatte ihren Verstand ausgeschaltet. Und dafür hasste sie ihn.
Sie versuchte, an etwas anderes zu denken. Ob ihre Familie in Panik war und auf Nachrichten von ihr wartete? Ob Lars weinte und den Burggraben nach ihr absuchen ließ, in der Annahme, sie sei ertrunken?
Bitte mach, dass er die Polizei angerufen hat, betete sie. Rose hoffte inständig, dass bei ihrer Landung in Griechenland eine ganze Schwadron Polizisten auf Alexandros Novros warten würde, um ihn dort hinzubringen, wo er hingehörte – ins Gefängnis! Sie kuschelte sich tiefer in den Stuhl, während sie sich noch schrecklichere Strafen für ihren Kidnapper ausdachte. Darüber musste sie eingeschlafen sein, denn irgendwann wurde sie von einer Hand wachgerüttelt.
Verwirrt öffnete sie die Augen und setzte sich auf.
Alexandros stand vor ihr. Sie sah, dass der Flieger gelandet war. Es war immer noch dunkel draußen auf dem verlassenen Rollfeld. Keine Blaulichter. Keine Polizisten.
Enttäuschung machte sich in ihr breit.
Sie wandte den Blick ab. „Ich werde dieses Flugzeug nicht verlassen.“
Alexandros hielt ihr die Hand hin. „In meinem Haus wirst du es viel bequemer haben.“
Entschieden verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich bleibe hier.“
„Möchtest du denn nicht mit deinem Freund telefonieren?“
Dass er das Wort Freund benutzte, machte sie rasend. „Du meinst meinen Ehemann.“
Er schnaubte. „Was für ein stures Weib du bist.“
Wütend funkelte sie ihren Kidnapper an. „Gibst du mir dein Wort, dass du mir nichts antun wirst?“
Seine Lippen kräuselten sich. „Einer Frau würde ich nie etwas antun.“ Bedauernd rieb er über seine Wange.
„Eine Gefangene hat das Recht, sich selbst zu verteidigen“, erklärte sie steif.
Er sah sie an. „Von dir hätte ich auch nichts anderes erwartet.“
Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie nicht einordnen konnte. Sie vermisste Lars, der so wohltuend berechenbar war. Und der ihr endlose Komplimente machte. Tatsächlich fühlte sie sich jedoch immer ein wenig unbehaglich, wenn er sie mit diesem hungrigen Blick ansah und ihr wieder und wieder sagte, wie vollkommen sie sei. Sie wusste, dass sie nicht vollkommen war. Aber sie hatte sich eingeredet, dass er sie besser kennenlernen würde, waren sie erst einmal verheiratet.
Und wenn sie überhaupt nicht seine Frau war?
Nein! Rose verdrängte die nagende Angst, die sich in ihr ausbreiten wollte. Sie durfte nicht plötzlich an allem zweifeln, woran sie bisher geglaubt hatte.
Langsam stand sie auf, während sie ihr zerrissenes Kleid über der Brust zusammenhielt.
Sanft strich Alexandros ihr das Haar aus dem Gesicht. „Ich werde dir nichts antun. Du hast mein Wort darauf.“
Er trat zurück, dann hielt er ihr seine Hand hin – stark, vertrauensvoll.
Rose starrte sie an. Dann ging sie an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren. Mit hoch erhobenem Kopf, als würde sie ihre Tiara immer noch tragen. Eine Baroness im Exil.
Draußen warteten mehrere Limousinen auf sie, einschließlich eines schwarzen Bentley. Ein uniformierter Chauffeur hielt ihnen die Tür auf.
„Nach dir.“ Sanft legte Alexandros seine Hand auf ihren Rücken. Sie zitterte bei seiner Berührung und machte einen abrupten Schritt vorwärts, als hätte er sie verbrannt.
Schweigend stieg er hinter ihr in den Wagen.
Die Limousine fuhr auf einer Küstenstraße durch die dunkle Nacht. Rose starrte aus dem Fenster. Mondlicht schimmerte auf dem dunklen Meer. Seltsam, dachte sie. Es ist der gleiche Mond, der auch über Schloss Trollshelm scheint.
„Sind wir hier in der Nähe von Athen?“, fragte sie, um das Schweigen zu durchbrechen.
„Auf einer Insel in der Ägäis.“
„Und auf welcher?“
„Auf meiner.“
Überrascht wandte sie ihm das Gesicht zu. „Dir gehört eine ganze Insel?“
„Mir gehören einige.“
Sie war fassungslos. „Wozu, in aller Welt, brauchst du mehrere Inseln? Oder überhaupt nur eine?“
„Ich überlasse sie meinen Freunden, wenn sie sich mal entspannen wollen, ohne von den Medien belästigt zu werden.“
„Damit deine Freunde dort mit ihren Geliebten allein sein können?“
Er zuckte nur die Schultern.
Rose biss die Zähne aufeinander. Was sonst hätte sie von einem Mann erwarten sollen, der keine Moral besaß? „Wie viele Inseln gehören dir denn? Oder hast du den Überblick
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