Julia Extra Band 0332
verloren?“
„Jetzt noch drei. Die vierte habe ich kürzlich verkauft, für einen Palast in Istanbul.“
Einen Palast in Istanbul?
„Ach so“, meinte sie, um einen Ton bemüht, als sei ein solches Tauschgeschäft das Normalste der Welt.
„Eigentlich ging es bei diesem Geschäft um ein Bürogebäude in Paris, für ein paar hundert Millionen Euro“, räumte er ein. „Der Palast und die Insel waren nur Zugaben.“
Sie schluckte und dachte an ihr letztes Tauschgeschäft. Eine Schachtel selbst gemachte Pralinen für ihre Nachbarin, die einen Stock über ihr in dem Apartmenthaus wohnte. Sie selbst hatte dafür einen Makkaroniauflauf bekommen.
„Jedenfalls war ich froh, die Insel los zu sein“, fügte er leiser hinzu.
„Ja sicher.“ Rose machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es kann ja so ermüdend sein, griechische Inseln zu besitzen. Ich zum Beispiel habe kürzlich all meine Inseln verkauft, im Austausch gegen japanische Teehäuser.“
Seine Lippen verzogen sich, ehe er den Kopf schüttelte. „Ich bin auf eben dieser Insel aufgewachsen. Mein Großvater war Fischer. Selbst als meine Großeltern gestorben waren und ich die alte Hütte durch eine Villa ersetzt hatte, wollte ich nie wieder dorthin zurück“, erklärte er geheimnisvoll.
Alexandros war einmal arm gewesen? Für einen Moment drohte Mitgefühl in ihr aufzusteigen. Dann verschloss sie ihr Herz wieder und sah ihn finster an.
„Du hast es wirklich schwer“, sagte sie beißend. „Zu viele Inseln zu besitzen, gezwungen sein, in deinem Privatjet um die Welt zu fliegen. Verheiratete Frauen kidnappen. Du bist eindeutig ein schwerer Fall.“ Sie warf einen Blick aus dem Fenster. „Warum also sind wir hier und nicht in deinem neuen, schillernden Palast in der Türkei?“
Er sah ebenfalls aus dem Fenster. „Ich habe dich hierher gebracht, weil das hier mein Zuhause ist.“
„Du hast mich zu dir nach Hause gebracht? Aber … aber“, stammelte sie, ehe sie hinzufügte: „Lars wird genau wissen, wo er dich findet.“
Er drehte sich wieder zu ihr um. „So ist es.“
„Ich verstehe nicht. Was soll das denn für eine Entführung sein?“
„Ich sagte dir bereits, dass es keine Entführung ist, sondern ein Tauschgeschäft.“
Die Limousine hielt, und der Chauffeur öffnete die Tür. Alexandros stieg aus, dann hielt er Rose die Hand hin.
Vorsichtig kletterte sie aus dem Wagen, ohne seine Hand zu berühren.
Er zog seine Hand zurück und legte sie auf seinen Rücken.
„Komm“, sagte er und hatte zu seinem spöttischen Ton zurückgefunden. „Du willst dein Gefängnis sicher von innen kennenlernen. Baroness.“
Dass er nicht versuchte, sie zu berühren, erleichterte sie. Nach seinem Kuss und seiner leidenschaftlichen Umarmung, der sie sich gegen ihren Willen hingegeben hatte, verspürte sie selbst vor der kleinsten Berührung Angst.
Als sie ihm zum Haus folgte, verlangsamte sie ihren Schritt.
Früher hatte sie einmal davon geträumt, nach Griechenland zu reisen, aber so etwas hatte sie sich nicht vorgestellt.
Eine riesige weiße Villa stand oben am Rand der Klippe, eingetaucht in Mondlicht. Die kühle, klassische Architektur ließ sie wie eine Festung erscheinen und erinnerte sie mit einem Mal an eine andere Insel, nahe ihrer Heimat. Das Gefängnis von Alcatraz.
Vor dem großen Eingang holte sie ihn ein. Dort warteten seine Angestellten und grüßten Alexandros respektvoll, ehe sie in der Eingangshalle verschwanden.
Er führte Rose in die Bibliothek, die bis unter die hohe Decke voller Regale war mit ledergebundenen Büchern. Als er die Terrassentüren öffnete, wehte eine kühle Brise vom Meer herauf und ließ Rose erzittern.
Alexandros drehte sich zu ihr um. „Hast du Hunger?“
„Nein“, flüsterte sie und schloss die Augen, darum bemüht, nicht zu weinen. „Ich will nur meine Familie anrufen.“
„Deine Familie? Nicht deinen heiß geliebten Freund?“, hakte er in spöttischem Ton nach.
Rose zuckte zusammen. Sie hatte Lars tatsächlich für einen Moment vergessen. Aber das ist doch nur natürlich, sagte sie sich. Lars kannte sie erst seit ein paar Monaten, ihre geliebte Familie hingegen ein Leben lang. Trotzdem war sie verstört. Hätte sie nicht den Wunsch haben müssen, Lars vor allen anderen sprechen zu wollen?
Sie schob den beunruhigenden Gedanken beiseite und sah ihren Kidnapper mit finsterem Blick an. „Mein Mann gehört zu meiner Familie.“
Alexandros zog ein Handy aus der Tasche, gab eine Nummer ein und
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